32. Am Sontage Cantate

[225] Jacob. 1.


Auff den 84. Psalm

O Gott, der du ein Heerfürst bist.


Was unser Glaube Gutes thut,

So viel als nur an ihm ist gut,

Das müssen wir von oben haben:

Deß Liechtes Vatter, der uns liebt,

Der Athem, Krafft und Leben giebt,

Von dem sind alle rechte Gaben.

Er wechselt und verkehrt sich nicht,

Deß liechtes Herr, ja selbst das Liecht.


Er hat uns lassen in die Welt,

Hier unter seines Himmels Zelt,

Nicht werden nur allein gebohren,

Er hat uns auch zur Heiligkeit,

Die für ihm bleibet jederzeit,

Erzeuget und auffs neu erkohren:

Er nimpt zum ersten von uns hin,

Das Weltgemüt' und Menschen-Sinn.
[225]

Darumb erkennt die gute That,

Die er an euch erwiesen hat;

Seyd schnell und fertig viel zu hören,

Zu reden langsamb und bedacht,

Deß Zornes ungezämbte Macht

Laßt euer Hertze nicht bethören;

Deß Menschen Zorn begehet viel,

Was Gott nicht von uns haben will.


So legt die Boßheit von euch weit,

Laßt Liebe der Unsauberkeit,

Die ihm ein Haß ist im Gesichte,

Seht daß ihr das recht Wort erkiest,

Das selbst in euch gepflantzet ist

Von Gott, deß Lebens klarem Liechte;

Nembt solches Wort mit Sanfftmut an,

Das euren Seelen rathen kan.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 225-226.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Geistliche Dichtungen
Weltliche und geistliche Dichtung, hrsg