45. Am 8. Sontage nach Trinitatis

[232] Rom. 8.


Auff den 43. Psalm

Richt' mich, Herr Gott, und halt mir rechte.


Ihr müsset nach dem Fleische sterben

Und abthun allen bösen Schein,

Der nichts als Straffe kan erwerben.

Wann ihr das Leben wollt ererben,

So last deß Fleisches Wercke seyn

Und räumbt dem Geist' euch ein.


Schaut zu, daß ihr nichts Arges treibet

Und auff deß Fleisches Sündenbahn,

Als wie für diesem, nicht verbleibet.

Wer Gottes Geist ihm einverleibet,

Den liebt Gott, daß er ihm fortan

O Vatter ruffen kan.


Diß söhnet auß bey Gott uns Sünder,

Auff Fleisches Todt und zeitlichs Leyd:

Wir werden Erben und, nicht minder

Als Christus, seine liebe Kinder,

Mit Freuden gehn nach dieser Zeit

Zur steten Herrligkeit.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 232-233.
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