46. Am 9. Sontag nach Trinitatis

[233] 1. Corinth. 10.


Auff den 136. Psalm

Lobt den Herren inniglich.


O Corinth, du Zier der Welt,

Wie daß dir so sehr gefällt,

Einer falschen Liebe Gunst

Und deß schnöden Fleisches Brunst?


Schaue wol zu, was du thust:

Meide deß Gelüstens Lust,

Stelle deine Götter ein,

Die zu wenig göttlich seyn.


Folge nicht der alten Schar

Die für Gott ein Greuel war,

Und nur spielte, tranck und aß,

Daß sie ihrer selbst vergaß.


Seyd von Unzucht loß und frey,

Weil durch jener Hurerey

Drey und zwantzig tausend Mann

Einen Tag fiel auff den Plan.


Auch versucht den Herren nicht,

Der ein strenges Urtheil spricht;

Als es diß Volck so gemacht,

Ward's von Schlangen umbgebracht.


Leidet ihr auch irgend Noth,

Murret drumb nicht wieder Gott,

Dann er jener gleiche That

Durch den Todt gestraffet hat.


Dieses nemet fleissig ein,

Laßt es eure Warnung seyn;

Welcher stehet, sehe zu,

Daß er keinen Fall nicht thu.


Gott der weiß es allzuwol,

Wie er euch versuchen soll,

Er thut keinem nicht mehr an

Als was er ertragen kan.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 233.
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