51. Am 14. Sontag nach Trinitatis

[236] Galat. 5.


Auff dem 121. Psalm

Mein Augen ich gen Berg auffricht.


Schaut über euch und auff den Geist,

Sol euch nicht seyn bewust

Deß Fleisches böse Lust,

Die den Verstand zu Boden reißt;

Ihr müßt zu einer Seiten,

Dann Geist und Fleisch hie streiten.


Ihr seyt, wann euch der Geist regiert,

Gantz vom Gesetze frey,

Drumb fliehet Hurerey,

Den Ehebruch, der zum Tode führt,

Abgötterey, Raub, Neiden,

Mord, Schwelgen sollt ihr meiden.


Wer solchen Lastern sich ergiebt

Und läßt das Gute gehn

Worauff sein Sinn soll stehn,

Ist gantz in böses Thun verliebt,

Der muß nur ewig sterben,

Kan Gottes Reich nicht erben.


Deß Geistes Frucht ist Liebe, Gunst,

Ist Glaub' und Gütigkeit,

Fried und Bescheydenheit,

Gedult und keusche Liebesbrunst.

Wen Christus nicht soll lassen,

Muß böse Lüsten hassen.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 236.
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