7. Am Neuen Jahrstage

[206] Tit. 3.


Auff den 93. Psalmen

Gott als ein König gewaltiglich regiert.


Gott, unser Heyl, hat seine Freundligkeit

Mit vollem Glantz erzeiget weit und breit,

Hat lassen sehn der grossen Güte Macht,

Wo Abend ligt und wo die Sonn' erwacht.


Es macht kein Werck und sterblichs Thun gerecht,

Denn was verdient ein Mensch, ein armer Knecht?

Und thut er gleich, was er vermag und kan,

So hat er doch vor Gott noch nichts gethan.


Was selig macht, das ist Barmhertzigkeit,

Die unser Gott mit reicher Hand verleiht.

Der heil'ge Geist, deß neuen Lebens Bad,

Ist diß, wormit er uns gewaschen hat.


Er hat auff uns gegossen seinen Geist

Durch Jesum Christ, der Heyland ist und heist;

Desselben Gnad ist die uns selig macht,

Durch die ein Mensch zum Himmel wird gebracht.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 206-207.
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