5.

[17] Geht, meine Seufftzen, hin,

Erweichet derer Sinn

Die meinen Sinn mir plaget,

Und reget unverwandt

Ein Hertze von Demant,

Das stets mich naget.


Schaut, daß ihr sie bewegt,

Die taube Sinnen tregt

Und nichts von mir will wissen,

Wiewohl die Threnen mir

Auß Wehmut für und für

Alß Wasser fliessen.


Ach, Feindinn meiner Brunst

Und aller Liebesgunst,

Was gläntzet dein Gesichte

Mit Stralen weit und breit,

Wann du durch Härtigkeit

Sie machst zu nichte?


O meine Lust und Pein,

Schön und auch grausam sein

Das schickt sich nicht zusammen;

Vermische dann dein Liecht,

Das mir mein Hertze bricht

Mit Liebesflammen.

Quelle:
Martin Opitz: Weltliche und geistliche Dichtung, Berlin und Stuttgart [1889], S. 17.
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