Dreyhundert und siebentes Sonett.

[85] Nicht konnte süßen Blick der Tod verherben;

Doch kann den Tod ein süßer Blick versüßen.

Was brauch' ich Andr' um Führung zu begrüßen?

Sie führt mich, die, was gut, mich lehrt' erwerben;

Und Er, der freudig gab sein Blut im Sterben,

Der Hölle Pforten brach mit seinen Füßen,

Scheint Trost in seinem Tod mir zu erschließen;

Drum komm', o Tod! Mit Freuden will ich sterben!

Und zögre nicht; denn Zeit wohl ist es eben;

Und wär' es nicht, war's Zeit in jener Weile,

Als meine Herrinn dannen sich gewendet.

Seitdem war ich nicht einen Tag am Leben;

Mir ward Ein Pfad, Ein Ziel mit ihr zu Theile,

Mit ihrem Fuß' hab' ich den Lauf geendet.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 85.
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