Einhundert ein und neunzigstes Sonett.

[23] Amor thät linke Brust mir auf, zu fügen

Und pflanzen drein, vom Herzen rings umfangen,

So grünen Lorbeer, daß sein lichtes Prangen

Wohl möchte jeglichen Smaragd besiegen.

Mit Seufzern schmückt' ihn so der Feder Pflügen

Und süße Wasser, die aus Augen drangen,

Daß Düfte dannen himmelwärts gegangen,

Wie sie wohl nie von andern Zweigen stiegen.

Holdseligkeit und Tugend, Ruhm und Ehre

Und zücht'ger Reiz bey engelreinen Sitten,

Das sind die Wurzeln dieser edlen Pflanze.

So find' ich drinnen sie, wohin ich kehre,

Selige Bürde! und mit frommen Bitten

Beug' ich die Knie' vor ihrem Heilgenglanze.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 23.
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