Einhundert und neunzehntes Sonett.

[172] Geht, heiße Seufzer, kaltes Herz zu bähen,

Zerbrecht das Eis, das Mitleid nicht bezwinget,

Und wenn zum Himmel sterblich Flehn sich schwinget,

Sey Tod, sey Lohn das Ende meiner Wehen.

Geht, süße Bilder, Rede dort zu stehen

Von dem, wohin der schöne Blick nicht dringet.

Wenn nur ihr Stolz, mein Stern entgegen ringet,

Wird Hoffnung so als Wahn mir bald vergehen.

Wohl könnt ihr, wenn auch nicht vollkommen, sagen,

Daß, wie ihr Zustand friedsam ist und heiter,

So unsrer dunkel wie vom Sturm zerschlagen.

Geht sicher nun! Amor ist euch Begleiter;

Und bald vielleicht quält mich kein Unglück weiter,

Kenn' ich die Luft an meiner Sonne Tagen.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 172-173.
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