Einhundert und zwanzigstes Sonett.

[173] Himmel, Gestirn' und Elemente gaben

Wetteifernd jede Mühe sich, zu bauen

Ein lebend Licht, in welchem sich beschauen

Sonn' und Natur, die sonst nichts Gleiches haben.

So neu, so reizend ist es, so erhaben,

Daß ird'sche Blicke sich zu ihm nicht trauen;

So scheinet Amor Süß' und Huld zu thauen

Aus ihrem Aug' in unermeßnen Gaben.

Die Luft, berührt von diesem holden Schimmer,

Wird so von Tugend durch und durch entzunden,

Daß ich's nicht sagen kann, und denken nimmer

Kein irdisch Wollen wird allda empfunden,

Nur das der Ehr' und Tugend. Wann doch immer

Hat Schönheit niedre Gier so überwunden?

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 173.
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