Einhundert und sechszehntes Sonett.

[171] Was machst, was denkst du, Geist? Wird's Friede geben?

Kommt Ruh'? Oder wird ewig Krieg geführet? –

»Weiß nicht, was wird; doch das hab' ich gespüret,

Nicht freut ihr Auge unser Jammerleben.« –

Was hilft's, will sie mit diesem Aug' uns weben

Im Sommer Eis, und Flammen, wenn es frieret! –

»O sie nicht will's; der thut's, der sie regieret;« –

Gleichviel! Sie sieht's und hat sich still ergeben. –

»Wohl oft ist still die Zung', und drin im Herzen

Klagt's laut; von außen freudig zu gewahren,

Weint's innen, wo kein Anderer es schauet.« –

Mit allem dem wird das Gemüth der Schmerzen

Nicht ledig, die da stehn zu ganzen Scharen,

Weil Elend großer Hoffnung nicht vertrauet.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 171.
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