Vierzehntes Sonett.

[119] Mir träufeln bittre Thränen von den Wangen,

Angstvoll beginnt der Seufzer Sturm zu wehen,

Geschieht es, daß nach euch die Augen sehen,

Durch die allein der Welt ich bin entgangen.

Wahr ist's, es muß mein glühendes Verlangen

Vor süßem Lächeln allgemach vergehen;

Gerettet muß ich aus der Gluth erstehen,

Wenn meine Blicke forschend an euch hangen.

Doch bald zu Eis erstarren die Gedanken,

Seh' ich beym Scheiden, wie mit holder Sitte

Ihr von mir lenket meine Schicksalsterne.

Oeffnen der Liebe Schlüssel dann die Schranken,

Entflieht die Seel', und aus des Herzens Mitte

Folgt sie gedankenschwer euch in die Ferne.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 1, Wien 1827, S. 119-120.
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