Zweyhundert drey und siebenzigstes Sonett.

[68] Mein frisches Blüthenalter schied so eben

Dahin, und lauer ward des Herzens Schwüle

In mir, ich stand bereits an jenem Ziele,

Wo sinkend sich zum Ende neigt das Leben;

Schon wollte ihres Argwohns sich begeben

Gemach die theure Feindinn, im Gefühle

Der Sicherheit, schon wandelte zum Spiele

Mein herbes Weh ihr tugendliches Weben;

Nah war die Zeit, wo Amor sich verbinden

Und Keuschheit, Liebenden es wird gewähret,

Beysammen sitzend Alles sich zu künden.

Der Tod, neidend das Glück, so mir bescheeret,

Die Hoffnung selbst, ließ feindlich sich mir finden

Auf halbem Weg, gerüstet und bewehret.

Quelle:
Petrarca, Francesco: Italienische Gedichte. Band 2, Wien 1827, S. 68.
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