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[115] Stropha 1:
Wer zu diesen bittern zeiten/
Auff das süsse vaterland
(Welches vns/ wie denn bekant/
Nach sich zeucht) gedenckt zu schreiten.
Antistropha. 1.
Der muß jhm wol zu bereiten
Was er darff/ bey tag' vnd nacht
Daß er ja der räuber macht
Mög' entgehn auff allen seiten.
[115] Epodos. 1.
Er muß durch berg' vnnd thal/ vnnd mehrentheils bey nacht/
Er wacht wenn man sonst schläfft/ er schläfft wenn man sonst wacht/
Sein liecht vnd fewerzeug ist fertig/ die laterne/
Ist immer bey der hand. Es leuchten jhm die sterne/
Vnd auch der trübe mon: vnd wird er denn besetzt/
So weist er seinen paß/ damit jhn niemand letzt/
Er pocht auff diesen paß/ er schawt auff sein geleite/
Er past auff seinen stab/ vnd auffs gewehr' im streite.
Stropha. 2.
Also wer durch schweres reisen/
Dieser welt/ zu seinem ziel
Wenn er soll/ in himmel wil/
Lasse sich des vnterweisen/
Antistropha. 2.
Daß er sich nicht lasse speisen
Mit geschwetz' vnd list bey nacht/
Vnd geraht' in feindes macht.
Daß er hab' ein paß zu weisen.
Epodos 2:
Ist den die welt ein thal/ vnd diese zeiten nacht/
Vnd wollen wir hindurch zu Gott/ der vns bewacht/
So ist sein geist das liecht/ sein wort ist die laterne/
Die kirch' ist denn der mon/ die lehrer seind die sterne/
Vnd hätt' vns Belial auch weg vnnd steg verrent/
Hat vns doch vnser Gott verehret vnd ernent/
Den glauben als ein paß/ die liebe zum geleite/
Die hoffnung als ein stab/ gedult zur wehr' im streite.
Stropha. 3.
Dieses hat zu seinem frommen/
Dem wir hie/ zur leibes ruh/
Geben das geleite nu/
Jederzeit in acht genommen.
Antistropha. 3.
Drumb ist jhm auch nun benommen/
Was in diesem jammerthal
Vns beschweret allzumahl/
Er ist nun zur ruhe kommen.
Epodos. 3.
Durch dieses thränenthal/ durch diese schwartze nacht
Ist er hindurch zu Gott. Gott hat jhn wohl bewacht/[116]
Der glaube war sein paß/ die liebe sein geleite/
Die hoffnung' vnd gedult sein stab vnd wehr' im streite.
Nun/ er hat wol gekämpfft/ er hat die lebens kron'
In vester zuversicht/ wol jhm/ gebracht davon.
Nun/ er ist an das liecht. Denn Christus seine sonne
Lässt sich jhn tröstlich sehn/ zu voller frewd' vnd wonne.
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