II. Von Bergmännrigen / Erd-Leuten.

[44] Allhier haben wir mit zweyerley Geschlechtern solcher Unterirrdischen zu thun: Das erste betrifft die rechten Berg-Männlein / so denen Metallariis bekant seynd: Die andere Sorte hat in sich die andere Unterirrdischen / so unter der Erde wie rechte Leute wohnen sollen. Denn die dem Theophrasto Paracelso folgen / (vide Dannhau. in Dial. super PræAd. p.m. 7.) sprechen / daß auch die Erde innerlich ihre Creaturen habe / die sie Gnomos nennen: oder Neuferinos. Vide Conring. in Hermet. Med. c. 23. p.m. 326. [44] ex Erasto part. 1. pag. 16. da der Paracelsus vorgiebt / daß solche in den Löchern der Erden stecken sollen. Davon aber Aristot. wenig richtiges gewust hat. Denn beym D. Joh. Magiro in Element. Astron. p. 19. spricht er also: Wenn Leute weren / die unter der Erden wohneten / in den herrlichsten und besten Häusern / die drinnen mit den schönesten Gemählern gezieret / und mit allem Reichthumb angefüllet weren / sie weren aber niemahlen über unsere Erde zu uns gekommen / nur daß sie von hören sagen verstanden hetten / wie eine sonderliche Regierung und Gewalt der Götter vorhanden were: Weiter so schickte es sich auch einmahl / daß sich die Erde auffthäte / und sie geriethen auß ihren schlaufflöchern zu uns herauffwerts: Also daß sie geschwinde die Erde / das Meer und den Himmel anschaueten: die Grösse der Wolcken / und die Gewalt der Winde innen würden: die Sonne mit ihrer Grösse / Schönheit und Würckung vermercketen / wie dieselbige den Tag machete /wenn sie ihr Licht durch den gantzen Himmel erstreckete etc. Weiter / wenn die dunckele Nacht die Erde bedeckete / und sie das gantze Firmament voll heller Sterne erblicken würden etc. Fürwar wenn sie das alles so ansehen solten / so würden sie unfehlbar sprechen / daß ein GOtt sey / und das alle diese Wercke von GOTT herrühreten. Biß hieher der klügeste Philosophus: der nur so einen ungefährlichen Satz thut auß der[45] Einbildung: Aber für sich dennoch von keiner Gewißheit eine Erwähnung thut / oder ihr im Traume hat können vorkommen lassen / das Unterirrdischen verhanden seyn. Weiter schwatzet auch der Homerus viel Dings von denen Cimmeriis, zu welchen Ulysses hinkommen / die stets im finstern wohnen / und denen die Sonne niemahlen auffgehet / sondern die stock-dunckele Nacht umb ihren Kopf herumb fliegend haben. vide Odyss. L. ab init. p.m. 311. etc. ovidi: lib. 11. Met. Tull. 4. Tuscul. Aber dieses leget Herr L. Müller Sel. PP. Lips. Math. in Disp. de Hemerol. th. 10. auß von denen Ißländern / und andern Nord-Polern: drauff er auch die Verse des Virgilii lib. 1. Georg. ziehet: so ferne sie schier ein halb Jahr continuirlich Nacht haben. Wiewohl ein ander sprechen könte / daß es so ferne seine Manierligkeit hette / als dergleichen / in denen kalten Nordischen Orten wohnende Leute / des Winters tieff unter der Erden / in grossen Kellern und außgehöleten Bergen wohnen. Vide Olaum Magnum de Gent. Septent. p.m. 6. da sie weder Sonn noch Mond bescheinet. In übrigen vermeynen andere / als Buchner. in Lexic. Fabr. fol. m. 227. a. Daß Homerus die Cimmerios in Welschlande verstehet / welche beym sinu Bajano und Averno gewohnet / und in denen Klüfften unter der Erden ihre Behausungen gehabt haben / da sie durch verborgene finstere Gänge hin[46] und her gewallet / und den gantzen Tag über drinnen gewesen seyn; biß sie des Nachts auffn Raub gelauret / und alsdenn manchmahl hervor gekrochen seyn; da sie sonsten vom Metall graben / wahrsagen unn vom Könige dargegebenen Proviant, sich erhalten müssen / wie Strabo außn Ephorô schreibet. In übrigen übern Spruch Esaiæ am 9. v. 2. (das Volck / so im finstern wandelt / siehet ein grosses Licht / und über die da wohnen im finstern Lande / scheinet es helle) redet D. Joh. Bened. Carpzov: Seel: in seinen Geistl. Weynachtsbildern. p. 23. auch gar fein von denen Cimmeriis darzu etwan nicht unfüglich dieses mag gesetzet werden (vide Bunon. in Comment: ad Clüver: Geogr. l. 4. c. 16. p.m. 514. ex Haitone) was die Reisenden erzehlen und beschreiben / von einer kleinen Landschaft Hansem in denen Gräntzen der Georgianer, so eine drey Tage reise groß soll seyn im Umbfange / und mit lauter dicke Ægyptische Finsternüsse angefüllet ist / und doch seine Einwohner haben soll / wiewol niemand zu ihnen hienein / und sie auch nicht herauß können zu uns / ohne daß die Beywohner das Geschrey der Hähne und Pferde hören sollen.

Nehmlich es soll ein ungläubiges Volck seyn / daß die Christen bekriegen und außrotten wollen: derentwegen sie GOtt mit Blindheit geschlagen / daß sie nicht auß ihrem Land kommen können.[47]

Schlüßlich werden auch die alten denen Cimmeriis verglichen in dem Falle / wenn von ihnen gesaget wird / daß ihnen weder Sonn noch Mond scheinet. Vide Ursinum in Analect: sacris part. 1. c. 30. p. 37. ad. Eccles. 12. v. 2. etc. Weil also Aristoteles nichts von denen Erdleuten gemeldet hat und Homerus davon eigentlich nicht weiß; So ist hierauß schon allbereit ein Angedencken zu nehmen / daß davon wohl wenig zu halten sey. Doch wollen wir eine und die andere Historie hervor ziehen. Als hat dieses Raue in memoral. c. 105. f. 97. etc. Es scheinet / daß Riesen gewesen / aber nicht auß der Erden gewachsen / sondern von gemeiner Grösse Eltern gebohren worden / in dem die Natur geirret / oder gespüret / daß sie durch solche ungeheure Grösse zu erkennen gebe /wie durch menge der Materien dieselbe könten gebohren werden. Aber in diesen allen übertrifft es allen Menschlichen Verstand / daß etliche Historien / (weiß nicht ob es vielleicht Fabeln zu nennen) vorgedachten Wilhelmi Neobrigensis meldten: welcher in seinen Englichen Historien im 1. Buch im 27. Cap. von den grünen Kindern unter folgenden Worten schreibet / als er von dem Könige Stephano in Engelland / so von dem Jahr Christi 1136. biß auff 1155. regieret / handlet. Wir müssen dieses Orts nicht übergehen / das seltzame Wunder / so sich läst ansehen / ob seye dergleichen unerhört / und unter dem König Stephano[48] in Engelland vorgangen. Und zwar habe ich lange zeit daran / ob es gleich von vielen gemeldet wird / gezweiffelt / und vor eine lächerliche Fabel gehalten / biß ich durch viele vornehme Zeugen gleichsam überhäuffet / es zu glauben gedrungen worden / und darüber mich zuverwundern / welches ich durch meinen Verstand nicht begreiffen können. Es lieget ein Dorff Estanglia genannt / vier oder fünff Meilweges von dem berühmten Kloster des H. Königs und Märtyrers Edmundi / bey diesem sind etliche sehr alte Gräben / in Englischer Sprach Wulffputes, Wolffsgräben genannt / davon auch das Dorff seinen Nahmen / und noch zur Zeit Wolffspitte geheissen wird: Auß diesen Gräben nun / sind in der Erndtzeit / als die Schnitter die Frucht abzuschneiden / im Felde gewesen / zwey Kinder / ein Knäblein und Mägdlein / so an dem gantzen Leib grün / und einer ungewöhnlichen Farbe / auch ihre Kleider auß einer unbekanten Materi zugerichtet gewesen / herfür kommen. Als sie nun auff dem Acker mit grosser Furcht gelauffen / haben die Schnitter sie ereilet / und in das Dorff geführet / dahin denn das Volck mit grosser Menge dieses Wunder zu beschauen / zugelauffen / sind also etliche Tage daselbst ohne Speiß auffgehalten worden / wiewohl sie alle vorgegebene Speise verachtet / und doch fast wegen grosses Hungers verschmachteten als nun von ohngefehr Bonen von dem Felde gebracht worden / haben[49] sie mit grosser Behändigkeit angefallen / den Kern darinn gesucht / und weil sie leer gewesen / bitterlich darüber geweinet: Darauff ihnen einer auß den Umbstehenden solche Kern gereichet / welche sie mit grosser Begierligkeit angenommen / und etliche Monat mit solcher Speise aufferzogen worden / biß sie endlich auch des Brodts zu gewohnen angefangen. Letzlich ist auch durch unser Art Speise die Farbe an ihnen verwandelt / und der unsern gleich worden / wie sie denn auch unsere Sprache gelernet / und auff Rath der Gelehrten der H. Tauffe einverleibet worden. Ist aber das Knäblein / so das jüngste anzusehen / bald nach der Tauffe gestorben / das Mägdlein aber lebendig verblieben / in allem den unsern gleich / hat auch nachmahls bey Lenna (wie man sagt) sich verheyrathet / und noch bey kurtzen Jahren im Leben gewesen. Als sie befragt worden / nachdem sie unsere Sprache gelernet / wer / und woher sie weren? haben sie geantwortet / sie seyn von dem Lande S. Martini / welcher in ihrem Lande in grossen Ehren würde gehalten. Wo aber dieses Land seye / und wie sie an diesen Ort kommen / könten sie nicht wissen. Dieses allein gedencken wir noch (sagten sie) als wir auff eine Zeit unsers Vaters Viehe auff dem Felde gehütet / haben wir einen Thon und Klang gehöret / wie wir itzund in S. Albans Kirche hören / wenn die Glocken angezogen werden / als wir uns nun über solchen Thon[50] verwundert unn etwas mehr nachgedacht / habe wir uns gleich als in einer Entzückung des Gemüths bey euch auff dem Felde / da ihr geschnitten / befunden. Als sie nun gefragt / ob die Menschen auch in ihrem Lande an den HErren Christum gläubten / oder die Sonne scheine / haben sie bekant / es seyn die Einwohner Christen / und haben auch ihre Kirchen / aber die Sonne sagten sie / gehet bey uns nicht auff / und wird die Erde bey und durch ihre Strahlen nicht erleuchtet / ist allein ein wenig helle / wie dieser Orten frühe vor Auffgang / oder zu Abends im Niedergang der Sonnen zu seyn pfleget. Es ist auch nahe bey unserm Lande ein anders helles Land gelegen / so von dem unserm mit einem grossen Wasserfluß abgescheiden. Dieses / und dergleichen viel andere wunderbahre Sachen / haben sie auff vorgelegte Fragen geantwortet. Von diesem nun mag ein jeder urtheilen / und richten was er will / es soll mich dieses als einen sonderbahren wunderbahrlichen Zufall gesetzt zu haben nicht verdrüssen. Biß hieher gedachter Autor. Wiewohl nun dieses für ein Fabel könte geachtet werden / jedoch demnach so viel und treffliche Umbstände mit zustimmen / und der Autor selbst protestiret / wenn er nicht mit vielen ansehnlichen Zeugnüssen gleichsamb überhäuffet were / hette er ihm keinen Glauben zustellen können: wollen wir es also vor einen wunderbahren / doch wahrhafftigen Fall passiren lassen.[51] Solte wohl aber ihr Ursprung der Erde zuzuschreiben seyn / oder sind sie vielleicht auß Gronland oder Lappenland / durch einen Geist dahin gebracht worden? biß hieher jener. Dessen Histori auch zu lesen ist in Jac. Ad. Herren-Schmids Cantzel-Discurs von GOTTes Mause-Regiemente auß Christoph Schörers Bedencken vom Com. und Erdbebung anno 1652. 1653. davon Herrnschmid d.l. p. 4. sein Vorbringengen also endiget: Bleibe demnach dabey / daß nicht nur allein Thiere in und unter der Erden; sondern auch Menschen seyn müssen: Denn die Erde ist und bleibet GOttes Kunst-Kammer / ja sein eigen / sambt allem was drinnen ist. Psalm. 24. v. 1. Biß hieher dieser: Der seinen Satz behaupten können auß der Schrifft / so ferne dieselbe nur zu mißbrauchen stehet . Als lieset man Philipp. 2. v. 10 / 11. daß in dem Nahmen JEsu sich beugen sollen alle Knie / die im Himmel / und auff Erden / und unter der Erden sind. Und alle Zungen bekennen sollen / daß JEsus Christus der HErr sey / zur Ehre GOTtes des Vaters etc. und Apoc. 5. v. 13. Alle Creatur / die im Himmel ist / und auff Erden / und unter der Erden / und im Meere / und alles was drinnen ist / höret ich sagen zu dem / der auff dem Stuel saß / und zu dem Lamm: Lob und Ehre / und Preiß / Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Aber hier seynd die Antipodes oder Gegenfüßler vielmehr zuverstehen als irgend einige Hypogæi [52] homines. Denn solche stammen auch her von Adam / welches außdrücklich der Isaacus Peyerius nicht zugeben können / wenn er solche Præ. Adamiten heisset: 2. Welches auff eine gewisse Bedingung leugnet Lact. Firman l. 3. c. 35. & Augustin. l. 16. c. 9. de C. D. so ferne sie solche Leute gar mit einander ihnen nicht haben können einbilden / oder zu Kopf bringen / weil sie hienunter hengen müsten. Vide Meyfart. in Geogr. l. 1. c. 11. p. 155. So gehören sie auch so wohl zum Reiche GOttes als wir: Als bey welchen auch die Apostel sollen gewesen seyn. Vide Orat. L. Mœbii ad Tract. de Orac. Wir haben ein paar Stückgen gehöret; deren sich einer und der andere gebrauchen möchte / die Erdmänner / oder unterirrdische Leute zu beglauben. Wir wollen allhier / zur nutzbahren Kurtzweil / noch mehre auff die Bahne bringen; Und seynd mit einander nachfolgende: Nehmlich


1. Autorität.

2. Bibel.

3 Cörperlein.

4. Durchgang der Hamel-Kinder.

5. Einhorn.

6. Fische.

7. Geschichte.

8. Hitze.

9. Irrdisches Saltz.

10. Kugeln.

11. Löcher oder Hölen.

12. Mehl.

13. Nehmung der Schätze.

14. Orts Nothwendigkeit.

15. Potus.

16. Quellen.

17. Ratten / Mäuse / Molche.[53]

18. Schiffe.

19. Töpffe.

20. Verbannung.

21. Weyrauch.

22. Zeugung der Kinder


Wer wolte hierzu 19. nicht bringen die Urnas fossiles, oder (wie sie vom Schvvenckfeldio lib. 3. Fossil. Siles. p. m. 406. 407. mit folgender Beschreibung genannt werden /) Erd-Töpffe / gewachsene Töpffe / Zwergtöpffe / deren Halß ingemein enge ist / und der Bauch dicke / davon auch etliche nur einen Henckel oder Handgriff / etliche zwey ja drey haben. Etliche seynd mit Stürtzen bedecket / etliche nicht. Etliche seynd Ascherfarbe / etliche gelb / etliche roth: In dem sie traun an der Falbe und Grösse untereinander sehr unähnlich seyn. Solche werden an den meisten Oertern bey Guben / Sora / Sommelfeld etc. auß der Erden gegraben / und seynd schier feuchte / weich und thonicht. So bald sie aber an die in Lufft kommen /werden sie ziemlich hart. Der gemeine Mann saget / daß sie in die Erde wachsen. Viel glauben / daß die Zwerge sich vor diesem solcher gebrauchet haben. Die Gelahrten vermuthen / daß daselbsten die Begräbnüsse der Heyden gewesen seyn / welche / weil sie keine Urnas gehabt / sich solcher Töpffe bedienet hetten / drinnen sie unterdessen die Asche / das Feuer / die übrigen Beine / und was vom Holtzhauffen hinterlassen worden / wenn sie / an statt unserer Begrabung / ihre Anverwandten verbrandt haben / zum Zeichen[54] der letzten Liebe geschüttet / daß sie hernach mit einander in ein Loch oder Sande verscharret haben. Confer meine antiquitätische Karte. Bey Christoff Richtern im Calend. 1662. stehet dieses: In Groß-Polen bey der Stadt Suenum, ist eine unglaubliche Sache zu sehen / daß nehmlich Töpffe / Fässer / Krüge und allerhand Gattung irdenes Geschirres von sich selbsten wachsen / und auß der Erde gegraben werden / doch weich / die bald in die Lufft gesetzet / allgemach hart werden. Zeilerus in Itinerar. Germ c. 24. fol. 524. in der Refier Trebnitz / hart an dem Dorff Masel / ist ein Berglein der Toppelberg genannt / auß welchem rechte formirte Töpffe und andere thönerne Gefäß außgegraben / doch gantz weich herauß genommen / und erst von der Lufft hart gemachet werden. Olorinus in Cent. Herb. pag. 102. auß Bramero im Angesichtschweiß p. 382. Münsterus in seiner Cosinographie schreibet / daß in Polen bey den Flecken Nochaw und Paluky / finde man Hafen oder Töpfe / die sind von Natur formieret / und so man sie auß dem Erdreich zeucht und trucknet / sollen sie wie andere Töpffe seyn. Eben solche selbst gewachsene Töpffe werden im Land zu Böhmen / und der Ober-Laußnitz gegraben. Ein Wunderding ists gleichwohl / daß so mancherley Form an denselben Töpffen seyn / da auch keiner dem andern gleich ist / und daß sie unter der Erden weich seyn / wie die Corallen im Wasser / und an[55] der Lufft hart werden. Item / daß in jeden Topff etwas sonderlichs lieget. Solche Töpffe werden nur im May gegraben / da sich die Erde selber verreth / als were sie schwanger / ein Hügel machet / darnach die Leute sich richten. Cromerus. Sonsten spricht Bartholinus Cent. 1. observ. Anatom. daß er bißweilen in denen Magen der Thiere Topffsteine gefunden habe: Wie denn auch die Hexen wohl zum öfftern etliche Scherbel denen Leuten in den Leib gezaubert haben. Weiter redet auch gar nachdencklich / Gediccus in Genes. ad cap. 6. Tom. 7. f. 157. a. Gleichwie der Töpfer auß einem Thon allerley Töpfen und Scherben machet: Also ist des Menschen Hertze ein wunderlicher Töpfer / so immer wunderbahre / seltzame Töpfe machet / und bald diß bald jenes auß der unreinen materie außdrehet: denn auß dem Hertzen kommen arge Gedancken etc. Genes. 6. v. 8. Matth. 15. Psal. 14. v. 53. Traun dieses findet sich hieher sehr wohl; wenn etlicher abergläubischen Leute ihre Köpfe / denen Unterirrdischen solche gefundene Töpfe zuschreiben / die sich doch zur Sache nicht reimen. Mors in ollâ, das ist / 1. es sind Todten-Töpfe / und 2. sterben den Lebendigen ab / welchen sie zugeschantzet worden. Im Lexico Martinii tit. Saga stehet: daß Tob Belg: sey turbo. Daher toppen oder toben / furere, item herumbküseln / oder drehen / dannenher wohl kommen möchte das Niedersächs. töverste /[56] Töberer / ein Zauberer. Ja ein solches seynd eigentlich unsere Unterirrdische oder Bergleute und Erdmänner. Es hat uns GOtt zwar alle wie ein Töpfer [vide peculiar. Dissertat. Theol. M. Rothii genannt / de Vasis & Figulo etc.] auß der Erden gemachet; daher wir Gentes von γῆ; drauff wir gehn / und damit wir umgehn / heissen / item Terrigenæ, etc. vide mit vielen mein Lexic. Geograph. tit. von der Verwandnüß der Menschen mit der Erden. Daher die Heyden auch fingirt haben / wie daß die ersten Leute auß der Erden / als die Mäuse / gewachsen seyn. Vide Rauens Memorab. c. 105. fol. 96. Aber jene ertichtete Subterranei haben daran kein Theil / weil die Schrifft von sie nichts weiß. Wil man so Unterirrdische haben und erkennen; so seynds die begrabenen Cörper: denn die liegen unter der Erde / nachn Dan. 12. da er von vielen redet / anzudeuten / daß die jenigen nunmehr nicht mit drunter begriffen seyn . Vide Mathesium in Postill / ad Evangel. 26. Trinit. fol. 183. a. b. part. 2. & Disput. Witteberg. de Sanctis Redivivis Kunadi. An denen Beerdigten hat man Mundum subterraneum, wie sein Werck also wohl tituliret hat Bosius etc. nach deme die Zigeuner sprechen: Krich unter / krich unter / die Erde dir gram. Wenn ein Mensch wieder zur Erde wird / davon er genommen ist / und sich für den Zorne GOttes / [welchen wir auff uns / weder[57] übermachten Sünde / geladen hat / da der Tod solcher Sünden Sold ist /] sich ein weilgen / von GOtt verlassen / in seine Kammer verkreucht / biß der Zorn vorüber gehet.

Du magst zum 16. sprechen; Man hat auch Quellen unter der Erden / drinnen Fische etc. seyn: was würden die sonst nütze / wenn sie nicht von den Unterirrdischen gebraucht würden? Nehmlich beym Zeilero liest man dieses continuat. itin. Germ. c. 15. f. 176. Es ist ein berühmter See in Crain / von dem benachbarten Circkniz, Lacus Circonicensis genannt / und 4. oder 5. Stunden von Ober-Laybach / nicht gar ein Meil von dem Schloß Adelsperg / oder Postonia, gegen dem Karst zu gelegen / daselbst fast alle Jahr umb das Ende des Herbsts das Wasser auß den Löchern gehling herfür komt / sehr viel Fisch mit sich bringt; und das gantze Feld überschwemmet: So bald der Sommer herbey nahet / sich das Wasser wider verleuret / und der Boden trucken wird / dergestalt / daß wo man zuvor neulich gefischet / und Hecht über zwo Ellen lang / und Enten / so auß den Hölen der Berge lebendig herfür kommen / gefangen / man itzund säen / erndten / und so man wil / Lach jagen kan. Und dieser See ist auch den Alten bekant gewesen /wie auß Strabonis lib. 7. ereinet / daselbsten also stehet: Similiter a Tergererquoque vico Carnico, transitus per ocram est herlugeam paludem. Besiehe besagten Cluverium [58] d. lib. 1. c. 21. Item Sigismundum Frey-Herren von Herberstein / beym Georgio Wehnero de adm. Hung. aquis. Adde Ursinum in Acerrâ Philog: p. 24. ex Majolo & Georg. Verner. Colloq. XII. Ortel.

Wer weiß was zum 18. auß folgenden Worten ab zunehmen stehet? Nehmlich Anno Christi 1642. wurde im Schweytzerlande im Bernischen Gebiethe ein Schiff in den Ertzgruben unter der Erden hundert Klafftern tieff gefunden / von Holtz / mit einem eisernen Ancker / und Segeln von leinen Tuche / doch alles gleichsam verschliessen. Man sahe noch viertzig Menschen-Gebeine darinne. Hier möchte man sich verwundern und nachforschen / wie solches Schiff an diesen Ort kommen. Baptista Fulgosus, & alii. (Aber dieses Schiff kan vielmehr von der Sündflut dahin gerathen seyn; als da sich ohne das alles verendert hat: Nehmlich das Wasser soll hingerathen seyn / wo das Land vorhin gewesen / und contrà: wie solches in einem gantzen absonderlichen Buche erweiset Don Joseph. Gonzalez de Salas ein Spanischer Edelman in Dissert. de duplici terrâ viventium, über den Spruch 2. Pet. 3. v. 5. 6. 7. und sich was sonderliches damit eingebildet hat / gleich were er der Invētor solcher Meinung / da doch nach dem Bezeugnüß Micrælii p. 69. 70. opin. de Præ-Adam. abom. fœd. der Herr D. Lutherus seel. vor ihm solches außgeführet hat in Genes. 2.)[59] Und ist traun in vielen Stücken richtig gnug. Gesnerus p. 163. in explic. Genes. ad c. 6. gedencket / daß die Rabbinen fingiren / wie allenthalben von der Erde / durch die Sündflut / drey Hand hoch weggekommen weren: Daher von dannen biß itzund / die Unfruchtbarkeit käme. Aber dieses lasse ich dahin gestalt seyn / und spreche vielmehr / mit dem Gonsalo und Luthero, daß das Wasser und die Erde ihre Stellen mit einander verwechselt haben. Und vielleicht kömpt es auch daher / daß die gantze See gegen Orient / wie auch das Mittel-Meer / unten voller grüner Bäume und Wälder ist. Vide Ursin. in Acerr. Philol. p. 29. 30. außm Plinio l. 13. c. 25. Nehmlich vor der Sündflut sol dar kein Meer / sondern Land gewesen seyn: Und will Herr D. Luther dafür halten / daß vielleicht ein ziemlich Stücke vom Paradieß damahln möge allda gewesen seyn / wo itzund das mare mediterraneum, und sinus Persicus ist. Vid. Micræl. d. l. pag. 71. welcher letzter auch daran nicht zweiffeln will / daß solches nicht solten verlassene Fußstapfen oder übergebliebene Dinge von der allgemeinen Sündflut seyn / wenn man unter der Erden gantze Bäume in Stein verwandelt findet: Item in Bergwercken allerhand Formen der Fische und anderer Thiere in Steinen siehet. Wie es mit Ihme denn auch helt Lutherus in cap. 2. Genes. vide p. 207. Lütkemanni de vero homine. Ferner mag es daher[60] auch vielleicht kommen / daß man die Einhörner nur unter und nicht über der Erden findet / als in Thüringen / Böhmen / Hartzwalde / bey Elbingerode / Hildesheim und Heidelberg / in Schlesien / Mähren und etlichen Meißnischen Oertern: Item in Welschlande /wie Clusius, Ferrantes Imperatus l. 25. und Franciscus sein Sohn gedencket Confer Wormium in Musæo, Bartholinū p. 277. Sennert. Scient. Nat. l. 4. c. 4. p. 23. & l. 5. c. 4. p. 22. Wiewohl M. Georg. Casp. Kirchmaj. in Dissert. de Monocer. §. 10. dieses nicht wil wort haben / daß sie von der Sündflut herrühren solten / und helt es nur für Narrentheidigung: Angesehen es nur ein genus mineralis were / das weder mit der härte noch schwere / noch feste und geruche mit dem rechten Einhorn überein treffe. Nun hat man zwar Einhörner / da in Indien der abgeschlachteten Ochsen und anderer Thiere Hörner / nach Manier der Landesleute / begraben werden; Aber umm eine zeitlang ziemblich wider auß der Erden hervorwachsen. Vide Panciroll. l. 2. tit.. 1. p. 131. ex Joh. Hugon. a Linschot. in Descript. Navig. in Ind. Orient. c. 61. Doch sey dem wie ihm wolle; Es scheinet gleichwohl / daß etwas dran seyn müsse / in deme die in der Erden gefundenen Einhörner ihre rechte Kräfften und Art offtermahls gnug haben. So will auch mit außdrücklichen Worten / M. Cornel. Kempius in descript. Fris. zu Cölln gedruckt in 8. Anno 1588. bekräfftigen /[61] daß die Sündflut eine solche Verkehrung gemacht habe: wenn er vom außgegrabenen Brenne Torffe redet; wie solcher vergangene Bäum und Holtzwerck sey / so die Sündflut auß Norrwegen in Frießland / und andern Oertern hiereinwerts / durch eine Überschwemmung gebracht hette: da hier vorher sonsten lauter Wasser were gewesen / und hingegen hinter Norrwegen lauter Wald; da itzund das tieffste Meer ist. Confer Schookium in Tract. de Turf. Solte dieses nicht auch zur Sache dienen / was Varenius hat lib. 1. Geogr. gen. p. m. 69. von einem Brunnen / den man zu Amsterdam mit graben zu wege bringen wollen / und doch kein Wasser antreffen können / ob sie gleich noch so tieff gegraben haben / nehmlich auff die 232. Fuß hinunter / da sie verzweifflend auffgehöret und müde darüber geworden seynd. Hingegen hatten sie anfangs auff 7. Fuß tieff Garten-Erdreich angetroffen: Durch andere 9. Fuß / Torff- oder Brenn-Erde: Durch andere 9. Fuß / lauter Thon: Durch andere 8. Fuß Sand: Durch andere 4. Fuß Erde: Durch andere 10. Fuß Thon: Durch noch andere 4. Fuß tieffer abermahl Erde: Durch noch andere 10. Fusz eine besondere Erde / darauff die Amsteldamischen Häuser pflegen gegründet zu werden. Weiter durch 2. Fusz Thon: Durch 4. Fusz weisz grob Sand: Durch 5. trockene Erde: Durch einen Fusz trübe Erde: Durch 14. Fusz lauter Sand: Durch 3. Fusz Sändichten[62] Thon. Durch 5. Fuß thonichten Sand. Durch 4. Fusz Sand mit Meermuscheln vermenget. Durch 102. Fuß thonicht Erdreich. Und durch die letzten 31. Fuß lauter grob Sand. Was wollen ihnen die unterschiedlichen Schichte freylich anders / als das die ungestüme Flutt / bald hieher / bald daher eine Last über die andere getrieben / und also versetzet habe? Denn woher weren sonst die Muscheln mitten im dürren Erdreich gekommen? Und eine dergleichen Abwechselung und vielfache Art des Erdreichs / findet man nicht minder an viel hundert andern Oertern der Welt: Man sehe nur die Sandgruben an / als hier zu Leipzig: Giebt es dar nicht eine Mannigfaltigkeit über einander? Bald ist auff etliche Fuß tieff obenwerts Erdreich / so zum Wachsthum des Getreides dienlich ist: Bald eine Schicht von etlichen Füssen grob Sand / so man unter den Kalck zuvermengen pfleget: Bald eine Flache von schönen gelben Scheuer-Sande: Bald ein Fach von herrlichen weissen Streu-Sande etc. und immer so fort / oder wilt du sprechen daß GOttes allwissende Vorsage / solches von Anbegin der Welt also disponiret habe. Damit man nehmlich an einem Orte vielerley Dinges bey einander habe / und nicht weit darnach lauffen dürffe: Wie man denn selten ein Dorff antreffen wird / das über den Mangel am Leime und dergleichen klagen solte. Resp. Solche Gütigkeit / kan auch wohl von GOtt[63] in der Sündflutt selber beobachtet worden seyn / durch die geschehene Verwechselung. Doch kan es dennoch nicht universal seyn; Sintemahl viel Berge bey ihrem vorigen Stande in der Sündflutt wohl werden verblieben seyn; So würde auch jener Oelbaum nicht unverdorben von der Taube seyn angetroffen worden / davon sie das Blat bekommen hat; wenn alles ohne exception solle über und über gegangen seyn. Sonsten findet man auch in Preussen / im Flusse Spendte oder der Heilige genannt / greuliche grosse Eichbäume / die Pech-schwartz durch und durch geworden seyn / und an statt des Ebenholtzes gebrauchet / auch von den Fischen mit grosser Bemühung gesuchet und hervor gebracht werden: Da doch sonsten in selbiger Refier keine Eichbäume seyn sollen: Solches wollen die einheimischen nicht minder der Sündflut zuschreiben; in deme keine andere Ursache der Ankunfft mag ersonnen werden: Und im übrigen auch nicht wenig Bäume allda im Wasser hin und wieder angetroffen werden. Ferner mögen die Latices oder verborgene Quellen auch daher wohl kommen. Aber dieses mag itzund gut seyn: Wir wenden uns zu mehrern conjecturen wegen der Unterirrdischen: Als dahin auch einer zum 21. den Erd-Weyrauch ziehen möchte: Als wenn der ihr Eigenthum were: Es redet aber davon Herr Grundmann in seiner teutschen Geschicht-Schule p. 383. die Sudödische Gebürge[64] in Mähren / nicht weit von Iglau / sind hin und wieder reich von mancherley Ertz. Das ist aber für andern wunderns werth / daß in diesem Lande Weyrauch und Myrrhen gefunden wird / nicht auß den Bäumen herauß schwitzend und triffend / wie in andern Ländern / sondern in der Erden / an einem Orte / Gradisco genannt / an welchem nicht allein der Weyrauch gegraben wird in der Gestalt und Gleichheit der Männ- und Weiblichen Geburts-Glieder / sondern ist auch vor wenig Jahren / als ein fürnehmer Herr des Geschlechts von Eichen auf seinem Felde / das Sternberg genannt / einen Teich graben ließ / von den Arbeitern ein gantzer Cörper angetroffen worden / so allerdings einem Menschen ähnlich / aber nichts als Myrrhen war. Mercator in Atlante Min. in descript. Moraviæ. Boter. in cosmogr. l. 1. f. 138. Mich. quad. fol. 716. von der Teutschen Herrligkeit. Hactenus ille: Solten alldar die Unterirrdischen könne riechen / wo sie nicht einmahl können kriechen? Das kan ich mir nicht einbilden: GOtt hat vielmehr nach seiner mannigfaltigen Güte / uns zum besten / den Weyrauch allda lassen so wohl unter der Erden / als anderswo über der Erden wachsen. Ingleicher verhelt es sich auch also 8. mit dem Saltze: welches nicht alleine bey uns hiereben auß Wasser gekochet wird / sondern auch unten in der Erden wächst: Aber ebenmässig nur unsert halben / wie[65] davon Michael Saxe in Alph. Hist. also redet p. 533. In Ungern wächset gar viel Saltzes / das zu Maroma Rusien wie Sandsteine auß der Erden gehauen und gebrochen wird. Deßgleichen geschiehet auch in Siebenbürgen / da man gantze gesaltzene Weyher oder Teiche hat und findet / darzu man das Viehe nicht darff gehen lassen / oder sie söffen sich zu tode / wegen der unersättigen Lust / so sie zu dem gesaltzenen Wasser haben / dessen sie sich nicht satt trincken konten. Und in solchen Saltz-Teichen findet man auch gute und grosse Fische / die aber balde sterben / wenn sie in anders süsse Wasser gesetzet werden. In Siebenbürgen bey dem Gestade des Meers Marisien / dessen Rums auch Saltz ist / gehet das Saltz wie Felsen auß der Erden herfür / es begiebt sich wohl / daß die Bauern in dem pflügen an das Saltz in der Erden liegende stossen / und es eröffnen / aber sie dürffen es nicht herfür graben oder hauen / damit den Königlichen Zufällen kein Abbruch geschehe. Alleine die Völcker Siculer genannt / so auch in Siebenbürgen wohnen / haben die sonderliche Freyheit Saltz zu graben / so viel sie dessen bedürffen. Muscowitische Chronick / Herrn Siegmunds zu Herberstein fol. 238. besiehe hievon mit mehrern D. Joh. Wigandum in Meth. de sale: da er sehr viel andere Oerter benennet / pag. 97. etc. Wo es Berg-Stein- oder gewachsen Saltz giebet: forne an setzende / daß der gütige[66] GOtt solches Saltz hin und wieder in der Welt uns Menschen zu nutze verleget habe. Weiter zum 15. ist auch mit dem Erdtranck nichts außgerichtet: Angesehen auch Kreuter und andere Gewächse über der Erden seynd / drauß man einen Tranck haben und nehmen kan. Vide Joh. Olorin. in Centur. Herb. p. 48. etc. auß Boter. Cosmogr. p. 287. 261. D. Goclen. de vitâ prorogandâ p. 184. etc. Nehmlich man lieset bey Mich. Sax. d. l. p. 74. In Paphlagonia soll ein Brunn seyn / von dessen getrunckenem Wasser man ja so lustig und bezecht und frölich werden soll / als hette man Wein getruncken. Weiter sol auch in Ißland ein wunderlicher Brunn seyn / da Wasser auß der Erden hervor quillet / welches truncken machet / und recht wie Bier schmecket. Vide Quadum ad Tab. Geogr. 66. Schultes. in Geogr. p. 504. Ola. Magn. de Gent. Sept. p. 547. Deren der erste hinzu thut / daß solcher Brunnen sich zum offtern anderswohin machen solle / und am vorigen Orte verlieren / wenn der Innhaber so geitzig damit verfähret: wie es eine gleiche Verwandnüß solle gehabt haben mit dem Tragasæischem Saltze / als der König Lysimachus einen unerträglichen Zoll darauff geleget hat. Athen. l. 3. Dipnos. und mit den Muscheln bey Süse. Jacob. Mayer in Annal. Fland. wegen der allzugrossen Accisen. Vide Ursin. in Acerr. Philol. p. 25. Und also spielet die Allmacht GOttes bey jenem Bierbrunnen /[67] uns zum Nutzen: Wie denn gedacht / daß daher auch Wein auß Brunnen kan gezapfet werden. Boter. d. l. p. 310. wie man nicht minder auß Bäumen Mehl machen sol. Marc. Pol. l. 3. c. 15. Und auß einem andern / Saltz. Plin. lib. 12. c. 8. Wer will also zum 12. von dem unterirrdischen Mehle was halten / zum Behuff der Unterirrdischen? Im übrigen redet davon Hannß Wilhelm Kirchhoff im Wend-Unmuthe l. 3. c. 198. etc. Ein unerhört Wunderzeichen / hat sich am 22. May Anno 90. bey der Kaurschim / fünff Meil von Prage in Boheim begeben / daß ein armer Mann / der grossen Jammer an seinen Kinderlein / welche unsäglichen Hunger litten / sahe / und ins Feld gieng / Leimen zu graben / damit er Geld verdienet / den Kinderlein Brodt zu kauffen. In dem er nun einhackt / findet er eine weisse Materien / die ihm mit grossen Stücken entgegen fiele / die / als er sie besehen / schön gut Mehl seyn befande / auch gut Brodt er darauß gebacken / das wie Violen einen Geruch hat. Hiervon haben mehr Leute / Arm und Reiche / die solche Gottes gab mit Dancksagung angenommen / dergleichen gut Brodt gemacht / welche es aber verspottet und verachtet / und doch heimtragen wollen / (ohn zweiffel die reichen geitzigen Schraper / die ihres Genieß besorgeten) denen ist es unter den Händen zu Stein und Sand verwandelt worden / solch Mehl sol noch an mehr Enden in Böhaim erfunden worden[68] seyn. Ibid. Im Jahr 94. haben die Säw bey Caristadt am Mayn eine Materi in der Erden funden / das sie gefressen / etc. darauß man auch Brodt / doch grau gebacken. Des Brodts hab ich gesehn / den Verächtern ists zu Kleister worden / und nicht gerathen. Actum im Novembri. Ibid. Ohngefehr im Junio Anno 97. wie auch allenthalben grosser Mangel an Brodt / hat GOtt etlichen armen Kindern auff dem Eyßfeld / nicht weit von Kelbern / einen Ort angezeigt / da sie schön weiß Mähl gefunden / darauß wohlgeschmacht Brodt gebacken / dessen ich ein Stücklein gesehen. Noch andere / und theils neulichere Geschichte bringet herfür Grundman d. l. p. 358. etc. von der Göttlichen Vorsorge / auß Relat. anni 1638. Stumpfio l. 2. p. 388. Avent. l. 4. Sleidan. Contin. l. 9. vom Jahr 1590. Nehmlich wie GOtt in der Wüsten denen Kindern Israel hat wollen Brodt vom Himmel lassen regnen / und zum öfftern Korn auß der Lufft hat fallen lassen: Als Anno 1580. in der Marck Brandenburg. 1531. in Apulien / 1584. bey Cronach etc. Vide Mich. Sax. d. l. p. 529. etc. und meinen Tract. von der blauen Himmels-Seide: Also hat Er auch seine Allmacht damit unter der Erden erweisen wollen. Traun GOtt kan auß Stein und Sand Brodt und Mähl machen: wie umbgekährt / auß Brodt Steine. Wie ein solches zu sehen ist / zu Leyden in S. Peters-Kirchen. Vide [69] Zeil. in Itin. Germ. f. 439. Und hiemit haben die ertichteten Unterirrdischen nichts zu thun: wie nicht minder auch mit den 6. Erdfischen. Denn wie man lieset beym Ursin. d. l. p. 23. so sollen unter der Erden grosse Ströme verborgen seyn mit ihren in sich habenden Fischen: wie ein solches Wasser in Cariâ bey der Stadt Loryma ist; davon die Leute aber alle gestorben seyn / die von den Fischen gegessen haben / so der neu entdecke Fluß ans Tagelicht gebracht hatte. Und daß solche Fische füglich in der Tieffe unter der Erden wachsen können / beglauben die Aale / welche nicht minder in den tieffen Schlufflöchern und Schlamme gezeuget werden. Und solche Speise davon ist auch hart zuverdauen / sonderlich wenn sie im tieffen Schlamme verbergen gewesen seyn. Und biß hieher von Wasserfischen: Itzt folget was verwunderlichers / von Erdfischen. Nehmlich du möchtest es wohl für eine Fabel halten / daß man nicht mit Netzen und Hamen / sondern gar mit Aexten zu fischen außgehen könne: Doch ists gewiß; weil auch Theophrastus bezeuget / daß an etlichen Orten Fische auß der Erden gegraben werden. Plinius l. 3. c. 7. Nehmlich in Paphlagonia werden sie auß tieffen Gruben hervor gebracht / und zwar an solchen Oertern / da keine Wasser hinkommen. Im Lande Ponto, werden sie im Eisen verfrohren gekriegt / und lassen ihre lebendige Bewegung nicht eher verspüren / als[70] wenn sie über dem Feuer im Kessel gekocht werden. Plin. l. 9. c. 57. Idem redet von Fischen / so auff dem Erdreiche wie ander Vieh weyden: Nehmlich in den wässerichten Orten bey Babylon /wenn das Wasser abläufft / so bleiben die Fische dahinter in den Löchern / so Wasser behalten / und etliche von denen gehen zur Weyde / vermittelst ihrer Floßfedern / und regung der Schwäntze: kommen aber Jäger die ihnen nach dem Leben stehen / sie zu fangen / so weichen sie geschwinde in ihre Löcher wieder. Am Kopfe sind sie gestalt wie die Meerfrösche / die übrigen Theile sehen auß wie die Großköpfe / die Floßfedern unb Kinnbacken seynd wie der andern Fische. (Aber was die Mittel-Art belanget / so dienen die eben so wenig für die Unterirrdischen / als das Fleisch / so auch bißweilen in der Erden und in den Steinen gefunden wird.) Im übrigen weil es ein seltzam Thun ist / umb die Pisces trrestres & saxatiles, so will ich noch ein wenig davon gedencken außm Comment. Salmuthi in Panciroll. & Tractat. de papyr. memb. 1. f. 11. 12. & tit. 1. p. 55. 56. Nehmlich es gedencket derselben Fische Aristoteles auch lib. de resp. daß Fische unter der truckenen Erde gefunden werden / gantz ohne Bewegung / welchen Ort des Philosophi unterschiedliche Commentatores mit stillschweigen vorbey gegangen seyn / sich nicht besinnende / was auch der Theophrastus voll solchen Fischen saget in lib. de [71] piscib. daß in Paphlagonia auß der Erde sehr süß schmeckende Fische / auß tieffen Gruben herauß gegraben werden / und zwar an solchen Oertern / da keine Wasser gestanden seyn: Wie solchen Ort hervor zeucht der Plinius l. 9. c. 37. und Polybius lib. 34. Hist. wie es der Athenæus citiret lib. 4. c. 1. im Anfange erzehlet / daß in derselbigen Fläche / welche zwischen das Pyrenæische Gebirge / und den Fluß Narbon / lieget / sehr häuffig die Fische auß der Erde gegraben werden / so gar wohl schmecken sollen. Ingleichen berühmt sich Apulejus in der 1. Schutzrede / daß er auff den Getulischen Bergen mitten im Lande Fische gefunden habe. Davon man ein mehrers nachschlagen kan beym Melch. Gvilandino. Mercke weiter / daß es auch irrdische Krebse gebe in America: davon Lerius cap. 15. in fin. beym Panciroll. p. 55. daß sie Tropfenweise auffm Lande gehen / und hernach auff die Bäume kriechen sollen / wenn ihnen nachgestellet wird. Da sie ihre Feinde greulich herunter in die Fäuste kneipen / daß man sie kaum habhafft kan werden. Ferner sollen sie viel magerer seyn als die See-Krebse / und keinen sonderlichen Geschmack haben / weil sie nach Wacholder riechen. Franzius in Histor. animal. p. m. 606. gedencket auch von solchen Fischen / damit wir wohl schlüssen können. 1. daß beym Athenæo der Ort Plinii so erkläret werde / von dem Sandichten Ebenen / drinnen die Fische sich nach den Wurtzeln[72] des Grases ümmethun. 2. Das GOtt unter der Erden dessentwegen so deutliche Figuren der Fische denen Steinen einverleibe / das die Menschen Anlaß drauß nehmen sollen ernstlich zu gedencken / wie GOtt alleine durch seine sonderliche Vorsorgung und Providenz allerhand Metall unter der Erde erschaffe / uns zu gute: und das es kein Mensch verrichten könne.

(Hier vernehmen wir / das solches denen Unterirrdischen so wenig angehe / als die succisa, oder Teuffels Abbis dem bösen Feinde / als der unter der Erde herumb kriechen solle / und auß Mißgunst die Wurtzeln verkleinern. etc.)

Ferner 8. hilfft das auch nicht zur Sache das unter der Erden grosse Hitze und Feuer ist / als ausz denen warmen Badern abzunehmen stehet / und ausz denen Feuerspeyenden Bergen. Davon Autor Peristrom. Turc: und Fortunat. Licet. de. Lucern. Vet. Hyginus fab. 152. spriche zwar / dasz der Tartarus den Typhonem ausz der Erde hervor gebracht habe / in unmässiger Grösse und schrecklicher Gestalt / als der hundert Drachenköpfe umb seine Schulter herumb hengende gehabt hat: dieser hat den Jupiter herauß gefodert / daß er mit ihme umbs Reich kämpfen wolle: Aber der Jupiter hat nicht viel Sprünge mit ihm gemacht / sondern den Riesen mit seinen Donnerkeilen dermassen geschlagen / daß er lichterloh angefangen hat zu brennen: Und drauff hat er den[73] grossen Berg Æthnam in Sicilien über ihn gesetzet: der von daher noch itzund brennet. Hier ist zwar ein unterirrdischer / aber fabulosischer und zu Pulver verbrandter / der unter der Erden wenig Sprünge machen wird. Confer part. 1. vom Rübenzahl / ab init. Ferner zum 10. helffen ihnen auch die eiserne Kugeln nicht / so in der Erde gefunden werden: davon nicht allein Olearius in seiner Persianischen Reise; sondern auch Mich. Sax. d. l. p. 303. Anno 1561. hat man im Eißleber Bergwercke / nahe bey Helbra / tieff im Berg und Erden gefunden allerley Kugeln / groß und klein / so mit Eisen und Ertz vermenget gewesen sind / die man außgegraben / und ans Licht gebracht hat. Chronica Spangenb. p. 483. Zum 20. hillft der Sache auch nichts / daß die Unterirrdischen vor diesen uns obere Leute so offt gehudelt und vexieret haben / daß man sie im Pabstthume hat müssen verbannen. Denn also spricht Kempius in Frisiâ: das zun Zeiten Ludovici Pii anno Christi 840. in Frießland viel Gespenster gewesen / welche in einem Loche eines Berges gewesen / und subterraneum Specum innen gehabt haben /welche wunderbahrlicher weise / ohne Menschen-Hände gemacht gewesen: In solcher seynd gesessen die albæ Nymphæ, die man ingemein / Witte Wiwy geheissen / das ist / weisse Weiber. Dieser Arten /wiewohl dennoch nicht die rechten sollen auch gewesen seyn / welche des Nachts die Wandersleute /[74] das Viehe / die Sechswöcherinnen mit ihren jungen Kindern / zum öfftern in ihre Hölen heimlich hinein geschleppet haben / drinnen man bißweilen auch einen unterirrdischen Schall / ein Heulen der Menschen / und Gesinge der Musen / ja rechte Wörter mit zweifelhafftigen Ohren vernommen hat: welches Teuffelspiel aber beym Lichte des H. Evangelii sich verlohren hat. Denn es hat Adulphus wieder solche Spückereyen einen Brieff von der H. Dreyfaltigkeit geschrieben / und solchen den Frisischen Priestern zugesandt / daß / wenn sich dergleichen Unheil wider begebe / solche Schrifft öffentlich für dem Volcke sol verlesen werden / welche diese Gewesen: GOtt der Vater ist ewig / GOtt der Sohn ist ewig / wie auch der H. Geist: Es ist zwar ein Unterscheid unter den Personen / aber eine Einigkeit in der Natur. Der Vater ist Allmächtig / der Sohn ist Allmächtig / der H. Geist ist Allmächtig: Dem Nahmen nach zwar dreyfach; Aber in der Krafft und Macht einig. Der Sohn ist vom Vater unbegreifflicher weise gezeuget worden: Der H. Geist so unbegreifflicher weise außgehet; ist eine Macht darzu weiter keine Vermehrung geschiehet; sondern ewig und unzertrennlich bleibet / eine zusammen haltende Hoheit / ein Reich ohn Ende / eine immerwehrende Herrligkeit / welche allein erschaffet / allein die Sünde vergiebet und das Himmelreich mittheilet. Nach dem dieses geschehen / ist der selige[75] Mann von allen Geistlichen und Leyen / für ein Priester der Kirchen zu Stauria erwählet worden: damit er das Volck / so unlängst vom Irrthumb war bekehret worden / mit seiner heilsamen Lehre unterrichtete / und von des alten Feindes mörderlichem Rachen nützlich abhielte. Hactenus ille. Von dergleichen Wit-vrauwen redet auch Goropius lib. 4. Hermathen. pag. 87. daß solche alsdenn zuerscheinen pflegen / wenn der böse Feind den alten Aberglauben oder Gottlose Lehre beym gemeinen Manne wider in den Schwang zu bringen vor hat. Zum 3. so helffen die steinerne Gliedmäßgen auch nicht so man in der Baumanns-Höle findet / und denen Menschlichen gleichen: denn wer weiß / was es für ein Spiel der Natur ist? 4. Wem ist die Historie von dem Außgange der Kinder zu Hammeln nicht bekant / deren 130. sollen gewesen seyn / geschehen anno Christi 1284. am Johannes des Täuffers Feste: Als davon gantze Bücher geschrieben haben Samuel Erich, Pro: und Schookius Contra? Es spricht aber bey Erichen pag. 71. part. 2. ein Anonymus also:


Vielleicht sie durch den Schoß der Erden sind geschritten

Zu den Antipoden / und haben mit den Sitten /

Ein neues Sachsenland / recht gegen uns / belehnt

Und ihre Muttersprach denselben angewehnt.[76]


Nehmlich der Plutonische Pfeiffer hat sie in den sich auffthuenden Köppelberg geführet / wohin aber /weiß noch niemand biß auff diese Zeit: Vielleichte möchte einer muthmassen / daß sie zu den Unterirrdischen gekommen weren: Wie dergleichen Verdacht fürhanden ist / von den untergesunckenen Oertern und Städten / als in Lacu Erno, in Irrland / im Heiligen Lande / in der Brock etc. da gantze Schlösser und Völcker untergegangen seynd / deren Thürme und Mauren man noch heutiges Tages unterm Wasser sehen soll / wenn die Sonn hell hinein scheinet: So sollen auch die lüsterne Leute lange Bley-Senckel / und Linien hinunter gelassen haben / solche Oerter zu gründen: davon aber alle mahl Zettel herauff gekommen seyn sollen / daß man es sol unterwegen lassen / und nicht zum andern und dritten mahl wieder kommen; wo sie nicht ein gleichmässiges erwarten wollen. Aber hievon anderswo. Zum 11. ob gleich viel Hölen in der Welt hin und wieder in die Erde hinunter seyn / so folget doch nicht flugs daß es Klüffte der Unterirrdischen seyn müsten. Zum 12. kommen gleich die vergrabenen Schätze von ihren Oertern weg / daß sie mancher nicht wieder finden kan; so werden sie daher von den Unterirrdischen nicht weggestohlen: Sondern der Fürste dieser Welt / so in der Lufft herrschet / parthieret sie zweiffels ohne weg: Und giebt sie hernach wem er will droben auff Erden. Zum 17.[77] ob gleich die Ratten / Mäuse / vide Herrn-Schmieden in seinem GOttes Mause Regiment. Und Maulwürffe vide Dissert. Thomasii P. P. Lips. de visu Talparum, und Ursinum d. l. pag. 167. nebenst anderm Ungeziefer / unter der Erden ihre Schliche wissen / und drinnen meistentheils stecken; Solte daher glaublich seyn / daß auch Unterirrdische weren? Ich bilde es mir im geringsten nicht ein / es mags da gläuben wer da will / alle fundamenta sind zu schlecht / das sie mich bewegen solten. Tiberius hat einen Brieff hervor gezogen / der ihm vom Winde soll zugebracht worden seyn / auß dem Lande der Antipodum, mit der Uberschrifft: Superi inferis Salutem, (warumb nicht umgekahrt?) das ist / die Obern entbieten den Untern ihren Gruß. Ergò bonus dies: vielleichte seyn es die Unterirrdischen gewesen. Harsdörffer in Erquickstunden Tom. 2. Part. 4. Probl. 21. p. m. 158. Es ist nicht allein die Mauren / die Felsen und Hölen / ein Auffenthalt der Nymphe Echo; sondern sie wohnet auch in Brunnen / Büschen / das jener vermeynet / die Antipodes reden mit ihm. Vielleicht dürffte es ein ander von den Unterirrdischen verstehen. Aber alle beyde würden sie weit genug fehlen. Die Antipodes oder Gegenfüßler / seynd ja noch endlich entdecket geworden / ob sie gleich von den Alten verläugnet seynd. Harsdörffer d. l. Tom. 2. part. 7. Probl. 9. p. m. 290. Nehmlich die guten [78] Patres haben nichts davon halten können. Vid. Augustin. c. 9. lib. 16. de C. D. Lactant. l. 7. Div. Inst. c. 23. vel lib. 3. c. 24. Chrysost. Hom. 14. & 17. in Epist. 8. ad Hebr. in 6. &. 13. Hom. in Gen. & 12. Hom. ad. Pop. Antioch. Theod. & Theoph. Comment. in Hebr. Hier. lib. 2. in Epist. ad Eph. c. 4. Aug. in 2. l. Gen. c. 9. Vide Henric. Salmuth ad Pancirollum tit. 1. de novo Orbe p. m. 17. etc. Fürnehmlich ist die Histori nicht unbekant vom Virg. einem Bischoff zu Saltzburg / wie derselbe Anno Christi 745. vom Pabste Zacharia deßwegen in den Bann gethan worden: Drüber sich Ricciolus Tom. 1. lib. 1. c. 20. Almagesti in Schol. p. m. 26. und Jacobus à Costâ, auß der massen trefflich martern / wie sie die Patres mit dem Pabst entschuldigen / und des fehlens loß machen wollen. etc. Aber die Unterirrdischen sollen noch erstlich ihren Herculem oder Columbum kriegen / der sie in Utopiâ auffbringe. Doch wil man ja subterraneos haben. Wie oben erwehnet / so seynd es die Vergrabenen / welche unter der Erde ruhen in ihren Gräbern / so die Griechen genannt haben Erin, nach Theocritum, vom Worte Era, das so viel heisset / als Erde / oder Nieder-Sächisch: Eere / vide Innocentium Cybum de Sepulchr. Dial. 2. p. 35. 36. welche daher von unsern Heydnischen Vorfahren Ertha oder Hertha, als eine Göttin geheissen und angebetet[79] worden. Vide Commentatt. in Tacit. de Mor. German.

1. Die Cyclopes, so vor zeiten auch unter der Erden in Hölen gewohnet haben. Vide Euripid: in Dial: Cyclop: inter Ulyss: & Silen, von denen Cimmeriis besiehe Carol: Stephan: in Diction: Geogr: p. 396. b. Confer meum tract: de usu Elevat. poli. von denen Einwohnern Zonarum Torridæ & Frigidarum. De Troglodytis Nihusium in Tract: Geograph. D. Lütkeman in Dissert. de Paradisô, p. m. 196. spricht: Ich befinde Leute / welche sich träumen lassen / daß der Paradiß ein unterirrdischer Ort sey / dahinwerts der HErr Christus gefahren wehre mit dem Schecher.

14. Ist sonderlich das Fundament des Theophrasti hervor zu ziehen / welcher da meynet daß die Erde nothwendig ihre eigene Leute in sich haben müsse. Denn also lieset man beym Hildebrand in Goëtia p. 329. etc. Also ists mit den Gnomis in den Bergen / die Erde ist ihr Lufft und ihr Chaos, gehet und stehet darinn. Nun ist die Erden nicht mehr als allein Chaos. Der Bernahmte / denn sie gehen durch gantze Mauren / durch Felsen und Steine wie ein Geist. Darum seynd die Dinge ihnen all nur Chaos, das ist / nichts / das ist so viel / als wenig uns die Lufft hindert zu gehen / also wenig werden sie gehindert von Bergen / Erden / Felsen / und als gering ist[80] uns durch die Lufft zu gehen / und daß die Lufft nicht haben mag / also gering sind ihnen die Felsen und Schroffen. Denn also sind ihnen alle Chaos, so uns nicht Chaos sind / denn eine Maur / eine Wand halten uns daß wir nicht hindurch mögen / aber denen ist es ein Chaos, darumb gehen sie hindurch / es ist ihnen ihr Lufft denn sie wohnen und gehen wie der Mensch in der Lufft / die zwischen Himmel und Erden lieget / und was der Choas zu grob ist / das ist die Creatur desto subtiler / das ist / die Creatur desto gröber. Als die Bergleute haben einen grossen Chaos, darumb müssen sie desto subtieler seyn / und der Mensch hat einen subtilen Chaos, drumb ist er desto grösser / und also nach der Art theilet sich der Chaos, und seine Einwohner in der Natur und Eigenschafft an dem Ort zu wandeln. Weiter aber von ihrer Speise zu handeln / ist zu wissen / das ein ieglichs Chaos seine beyde Sphær hat / den Himmel und den Boden zu gleicher weise / wie wir Menschen auff Erden wandeln / und giebt uns die Erde und der Himmel unsere Speise / und der Chaos ist zwischen mitten der zweyen Sphær und Globul. Also auch die im Wasser wohnen / haben die Erden am Boden / und das Wasser für den Chaos, und den Himmel biß auff das Wasser / und also sind sie im mitten des Himmels und der Erden / und das Wasser ist ihr Chaos. Nun ist ihre Wohnung die / und nach dem ihr Ort ist /[81] also auch mit den Gnomis, deren Boden ist das Wasser / und deren Chaos ist Terra, und der Himmel ihr Sphæra, das ist / die Erden stehet im Wasser. Nun ist ihnen die Erde Chaos, und das Wasser der Boden / nun wächst ihnen ihr Nahrung auß demselben dermassen. Die Sylphen seynd wie die Menschen der Wildniß / der Kräuter im Walde / die Salamander / der Boden ist Erden / und ihr Hirn ist die Lufft / und das Feur ihr Chaos, also wächst ihnen ihr Nahrunge von der Erden / und dem Feur / und die Constellation auß der Lufft ist ihr Himmel / das Wasser träncket uns / aber die Gnomen nicht / noch die Nymphen nicht / noch die andere zwey. Weiter das Wasser ist uns geschaffen den Durst zu leschen / so ist ihnen ein ander Wasser geschaffen / das wir nit sehen noch ergründē mögen / trincken müssen sie aber das trincken / was in ihrer Welt ein Tranck / essen müssens dergleichen / wie denn ihre Welt innen helt / ihre Welt hat ihre eigene Natur / als wohl wie die unsere. Nun von ihrer Kleidunge; Sie sind bekleidet und bedeckt / ihr Scham aber nicht nach unser Welt Art / sondern nach ihrer Art / denn da ist Zucht und dergleichen wie bey den Menschen seyn soll / Orden und dergleichen Obrigkeit etc. nicht nach Ordnung des Gesetzes der Menschen / sondern nach Ordnung angebohrener Natur / daß auch die Thiere ihren Obersten haben / also haben sie es auch / und mehr denn die[82] Thiere alle / denn sie sind den Menschen am gleichsten. Nun ist ihr Arbeit wie der Menschen Arbeit / in der Gestalt / nach Art ihrer Welt und Erden / in der sie wohnen / denn GOTT nicht allein uns bekleidet / sondern auch die Gnomen, Nymphen, Salamander, und die Sylvestren, sie seynd alle unter GOttes Schirm / und werden alle von ihm gekleidet und geführet / aber der Person halber / ist zu wissen / daß sie auch unterscheiden sind. Die Wasserleute halten Menschen Personen gleichmässig wie Fraw und Mannen. Die Sylvestres halten da die Forme nicht / sondern sind rauher / gröber / länger und stärcker als die beyde. Die Bergleute sind klein / auff zwo Spannen und dergleichen ungefährlich. Die Salamander seynd lang / schmal / dürr: nun wie sie zu uns kommen / und uns sichtbahr werden / ist zu wissen daß solches mit einem Göttlichen Urtheil geschicht. Zu gleicher weise als GOtt einen Engel zu uns schicket / und ihme seine Geschäffte befiehlet / darnach wieder hinweg nimt / also da auch die Dinge gnugsam vor unsere Augen gestellet werden / nehmlich / und mehrentheils von Wasserleuten / die kommen auß ihrem Wasser zu uns herauß / lassen sich kennen / handeln und wandeln mit uns / gehen wieder hinweg in ihr Wasser / kommen wieder / das alles dem Menschen zu einem Ansehen Göttlicher Wercke / nun aber Menschen sinds / aber allein ein Thier ohne Seele. Nun[83] folget aber auß dem / daß sie zum Menschen verheurathet werden / also das eine Wasser-Fraw einen Mann auß Adam nimt / und helt mit ihm Hauß und gebiehret. Von den Kindern ist zu wissen / daß solches gebehren dem Mann nachschlägt / darumb das der Mann ein Mensch auß Adam / darumb wird den Kindern / eine Seele eingegossen / und wird gleich einem rechten Menschen der eine Seele hat / und das Ewige. Weiter ist diß auch in guten wissen zuermessen / daß auch solche Frauen-Seel empfangen / in dem so sie vermählet werden / also / daß sie wie andre Frauen vor GOtt / und durch GOtt erlöst sind / das probieret wird in mancherley wege / das sie nicht ewig sind / und aber bey den Menschen so sie verbunden weren / das ist / geseelet wie der Mensch / denn GOtt hat sie dermassen geschaffen / den Menschen so gleich und ähnlich / daß ihm nichts gleicher seyn mag / und da ein Wunderwerck mit lauffen lassen / daß sie keine Seele haben / und aber so sie mit dem Menschen in Bündniß kommen / alsdenn so giebt die Bündniß die Seel. Zugleicher weise als die Bündnüß so der Mensch mit GOtt hat / und GOtt gegen den Menschen / und dasselbe geschiehet auffrichtig durch GOtt / das macht das wir nun in GOttes Reich kommen. So die Bündniß nicht were / was were uns die Seele nütz? Nichts aber drumb das die Bündniß mit dem Menschen ist / drumb ist itzt die Seel dem[84] Menschen verbunden / itzt haben sie die Seele / und wie sie sterben des Todes / und bleibet nichts von ihnen über / wie das Viehe / also ist ein Mensch der nicht in Göttlicher Bündniß ist wie diese / und wie diesen Leuten ist / so sie mit den Menschen verbunden werden. Also ist dem Menschen / so mit Göttlicher Bündniß verfasset ist. So viel vermag die Bündniß zweyer Dinge gegen einander / daß das mindere des mehrern geneust und Krafft hat. Darauß folget nun / daß sie umb den Menschen buhlen / zu ihnen fleißig und heimlich ma chen / zu gleicher weise als ein Heyde der umb die Tauffe bittet / auff daß er seine Seele erlange / und lebendig werde in Christo / also stellen sie nach solcher Liebe gegen den Menschen / in derselbigen Bildnüß seyn / denn aller Verstand und Weißheit ist bey ihnen außerhalb der Seelen Eigenschafft / und die Seele nicht / also empfangen sie die Seele / und ihre Kinder auch in krafft der Adamischen Frucht / Freyheit und Macht / so sie gegen GOtt hat und trägt. Nicht weniger ist zu gedencken von denen Dingen / was GOtt auß ihnen am letzten machen wird / dieweil sie so nahe beym Menschen sind. So ist auch nicht weniger / nicht alle sind uns zu verheyrathen / die Wasserleute am ersten / und sind auch die nechsten / die Waldleute die nechsten nach ihnen / darnach / die Bergleute und Erdmännlein / welche doch selten gegen Menschen verheyrathet werden / sondern allein mit[85] Diensten verpflichtet. Und die Æthinischen gar nicht gegen den Menschen theil haben / sich mit ihnen zuverbinden / und doch aber dienstbar. Die Nymphen aber gehen auß dem Wasser zu uns / und sitzen an der Gestad der Bächen / da sie denn ihre Wohnung haben / da sie gesehen / genommen / gefangen und vermählet worden /wie obstehet / sie sind gesprächlich mit derselbigen Landsprachen. Die Waldleute reden aber nichts. Die Bergleute haben auch die Sprache wie die Nymphen. Die Æthinische reden nichts / und können aber reden / und doch hart und selten. Die Nymphen erscheinen wie obstehet / in Menschlicher Kleidunge / und mit Menschlichen Ansehen und Begierden. Die Waldleute wie die Menschen / aber scheu und bestehen nicht. Die Bergleute wie die Menschen / aber nicht lang / kurtz / doch auch / etwan einer halben Mannslänge und dergleichen. Die Æthinischen erscheinen feurig / und gehen feurig in allen ihrem Wesen und Gewand. Merck aber / wer eine Nymphen hat zu einem Weibe / der lasse sie zu keinem Wasser kommen / oder beleidige sie nicht auff dem Wasser; also der einen Berg-Menschen / bey Ihm hat / der beleidige sie nicht an solchem Orte / auch da sie werden verlohren. So viel aber sind sie verpflicht und verbunden / daß sie nicht mögen vom Menschen kommen / allein durch Ursach / und das geschicht am selbigen Ort / darauß sie kommen / denn einer / der[86] eine Fraw hat / die kömpt von ihm nicht / allein es sey denn Sach / daß sie auff dem Wasser erzürnet würde / sonst mag sie nicht verschwinden / sondern sie ist zu halten. Auch die Bergleutlein / so sie in Dienstweise seynd / und in Gelöbnüß gekommen / so müssen sie die halten / allein das ihnen auch gehalten werde / inmassen / wie man ihnen auch zu thun schuldig ist / denn die Pflicht sollen gegen Pflicht gehalten werden / sie seynd wahrhafftig / beständig gewiß in ihren Dingen. Nun von hinweg kommen der Menschen und von wandeln bey unns. Zum ersten ist zu wissen / so sie bey den Menschen vermählet sind / und Kinder gebähren / so sie bey Mannen erzürnet werden / so fallen sie nicht mehr denn ins Wasser / und niemand findt sie mehr / nun läst ihm der Mann gleich seyn als sey sie ertruncken / denn er siehet sie nimmer. Darbey auch zu wissen / daß er sie nicht für gestorben / od' todt halte / wiewol sie in das Wasser gefallen ist / sondern für lebendig / und wisse darbey / daß er kein ander Weib sol nehmen / denn wo das geschicht / so wird er sein Leben drumb müssen geben / und nimmermehr in die Welt kommen / denn die Ehe ist nicht geschieden / sondern sie ist noch gantz. Zu gleicher weise / als eine Fraw von einem laufft / dieselbige ist nicht ledig von ihrem Manne / noch der Mann von ihr / sondern es ist eine gantze Ehe / die nicht zertheilet ist / die auch niemand scheiden mag in Ewigkeit / so lange das Leben ist. Nun[87] aber / dieweil sie in das Wasser fället / verlässet Mann und Kinder / und doch die Ehe noch gantz / so wisse / daß sie der Bündniß und Pflicht halben / am jüngsten Tage erscheinen wird / denn da wird die Seele nicht von ihr genommen / noch gescheiden / sie muß ihr nachgehen / und der Pflicht außwarten. Wiewohl sie bleibet eine Wasserfraw und eine Nymph. Jedoch aber so muß sie dermassen seyn / wie der Seelen zustehet / und der Pflicht / so sie gethan hat / allem daß sie gescheiden seynd von einander / und da ist kein wiederkommen / es sey denn daß der Mann ein ander Weib nehme / und sie komme / und ihm den Tod zufüge / wie denn offt geschehen / und hernach von Peter von Stauffenberg soll gesagt werden. Damit nun endlich von diesen Dingen geschlossen werde / so wisse / daß sie auch solchen eröffnet und zusammen samlet / an einem Ort / da sie denn bey einander wohnen mögen / und Gemeinschafft zu Menschen suchen / denn sie lieben ihn / Ursach / Fleisch und Blut / darbey auch seynd mehr Frauen / denn Manne bey ihnen / wenig Manne / viel Frauen / darumb fleißigen sie sich der Mannen / wo sie mögen. Also auß solchen Leuten ist entstanden eine Samlung / die man heist den Venusberg / daß alleine ist eine Nymphische Art / die sich zusammen geschlagen hat in eine Hölin / und Loch ihrer Welt / und doch nicht in ihrem Chaos, sondern in Menschen Chaos, aber in Regionibus.[88] Nun ist auch zu wissen / daß sie eines grössen Alters werden / und doch nicht anzusehen / denn in eines Gestalt bleiben sie von dem ersten / biß zum letzten / und also sterben sie. Nun ist Venus eine Nymph und Undena über andere / als welche lange Zeit regieret hat / aber gestorben und die nachkommende Venus dermassen nicht als sie / in solcher Haußhaltunge / und also mit der Zeit abgestorben / und dasselbige Reich zergangen. Nun sind der Sagen viel von ihr / etliche die da meynen / sie sey eines bleibenden Lebens biß am Jüngsten Tag / das verstehe / sie und ihr Saame / aber sie allein nicht / und am Jüngsten Tage werden die Dinge alle für GOtt erscheinen und zergehen / und ein Ende nehmen / daß aber gesaget wird /was zu ihnen komme / sterbe auch nicht / das bewehret sich nicht / denn alle Dinge gehen in Tod / und nichts ist / das bleibet / weder sie noch andere Leute / nichts ist ohne Ende / aber des Samens halben / bleiben alle Geschlechte / biß an Jüngsten Tag.

Folget nun die Historia von Stauffenberger / welche gedachter Kornmannus kürtzlichen überläuffet am 28. Capittel. De Empusâ liberi Baronis Petri à Stauffenberg. Von der Braue des Freyherren Peters von Stauffenberg. Eine warhafftige Historien ist es /von der Nymphen in Stauffenberg / welche da in einem eigen Büchlein zu Straßburg beschrieben / derohalben nach der[89] länge zu erzehlen / ohne noth ich achte / will nur kürtzlich sie überschreitten / den guthertzigen Leser an die Histori / weil sie bekant / hiemit gewiesen haben. Diese Nympha hat sich mit ihrer Schöne in den Weg gesetzet / und den heiligen Peter von Stauffenberg / als er an einem Sonntage frühe nach der Greß über ein Feldweges reiten müssen / erwartet. Nun war dieselbige Nymph eine Wasserfraw / versprach sich demselbigen / vom Stauffenberg / blieb auch bey ihme / so lange biß er ein ander Eheweib nahm / und sie für eine Teufelin hielt. Da er sie also dafür hielte und achtet / nahm ein ander Weib / darauff folget nun / daß er ihr die Gelübnüß brach / darumb sie ihm auff der Höchzeit das Wahrzeichen gab / durch die Bühne auff seinem Tische bey ihrem Schenckel / und war er am dritten Tage todt. Nun ist es nicht minder / bey den Theologen ist solch Ding Teufflisch Gespenst / aber nicht bey den rechten Theologen / was ist in der Schrifft grösser / als nichts verachten / alle Dinge wohl ermessen / mit zeitlichem Verstande / und Urtheil / und alle Dinge ergründen / und unergründet nichts verwerffen. Daß sich denn wohl erscheinet / daß sie wenig in den Dingen verstehen / überholens mit der kurtzen Sägen / es seyn Teuffel / so sie doch den Teuffel selbst nicht wohl kennen. Das ist aber zu wissen / daß GOtt solche Mirackel geschehen läst / darumb daß wir nit alle dermassen zun Nymphen weiben[90] sollen / oder bey ihnen wohnen / sondern etwan einer zu einem anzeigen der seltzamen Wercken in Göttlichen Creaturen / und daß wir sehen die Werck seiner Arbeit. So es aber ein Werck vom Teuffel were / so sol es verachtet werden / das aber nicht ist / denn das kan er nicht / GOtt kan es. In solchen Dingen zu urtheilen / brauchet grosse Kunst und Erfahrenheit / denn Gelöbnüß brechen / bleibet nicht ungerochen / sie geschehe wo sie wolle / zu Ehren und zu Erbarkeit / und zu Nutz fürkommen anderm Ubel und Laster. So sie ein Gespenst gewesen were /woher hat sie Fleisch und Blut genommen oder bekommen? So sie ein Teuffel gewesen were / wo weren denn die Teuffelischen Zeichen blieben / die allezeit mit unter gelauffen? Ist es denn ein Geist gewesen /was hat es denn der Dinge bedürfft? Es ist ein Mensch gewesen und eine Nympha wie beschrieben ist / zu Ehren eine Frau / und nicht zu Unehren / darumb sie die Pfliche und Treu hat wollen gehalten haben / da es aber nicht geschehen ist / noch war / da strafft sie den Ehebruch (auß Göttlicher Verhängnüß selbst) denn kein Richter urtheilet auff ihr begehren / die weil sie nicht von Adam war / (auff solches ward ihr die Straffe von GOtt / so einem Ehebruch gebühret / zugelassen / und selbst da Richter zu seyn / dieweil er und die Welt sie verwarff als einen Geist und Teufelin.) Deren Dinge seynd viel mehr geschehen / die von Menschen in die Verachtung gestellet /[91] und aber übel bestehen / ist eine Anzeigung zu grosser Thorheit. So wunderbahrliche Meynung Kornmanni von den Geistern und Nymphen: vide sup. f. 137. des Herren Lutheri Meynung hiervon / welcher dieser gantz und gar zu wider ist. Item vier wunderbahrliche Historien / fol. 146. 147. 148. 152. 156. Magst auch besehen die historiam Melusinæ Grafen Reinmunds von dem Forst Gemahls bey dem Durstbrunnen / nicht weit von Potirs. Hievon mag ein ieder judiciren nach seinem Gefallen / ich befinde es nicht in GOttes Wort / daß sich die Menschen mit den Teuffeln oder Nymphen verheyrathen und vermählen sollen. Biß hieher Hildebrand.

13. Von diesem Stücke handelt Trithemius beym Hildebrand in Goetia p. 325. etc. das fünffte Geschlechte heisset man Subterraneum, dieweil es gerne in Speluncken / Hölen / und weiten tieffen Thälern wohnet. Und diese Teuffel sind die allerbösesten und zum Verderben des Menschlichen Geschlechts abgericht / und stellen sonderlich denen nach / welche Brunnen und Ertz graben / und verborgene Schätze in der Erden suchen. Sie machen grosse Risse / Spälte und Klunsen in der Erden / erwecken Winde und Feuerflammen / erschüttern die Fundamenta und Grundfeste an den Gebäuen / thun sich zu Nacht bißweilen Hauffenweise auß den Bergen / und halten wunderliche seltzame Täntze in freyem Felde / verschwinden[92] einsmahls / als hette ihnen ein Hauptmann / deme sie alle gehorsam seyn müsten / ein Zeichen gegeben / und begeben sich wiederumb in ihre Wohnungen. Man höret auch bißweilen Glockenschall unter ihnen / sie geben sich für der abgestorbenen Menschen Seelen auß / und begehren nichts höhers / denn daß sie von den Leuten gefürchtet und hochgehalten werden mögen. Wir habens auß der Erfahrunge / daß sie zun zeiten etliche einfältige Leute zu ihren Hölen in die Berge führen / ihnen viel seltzame und wunderliche Spiegelfechten zeigen / geben für / die seelige Leute haben ihre Wohnungen da / und sie meynens gar treulich mit den lebendigen Menschen. Solcher Teuffel etliche verwahren die Schätze / welche geitzige Leute in die Erde vergraben / entzucken / stehlen / verwahren und vertragen sie bißweilen von einem Ort zum andern / damit sie den Leuten nicht wieder zu theil werden. Dieses Geschlecht der Teuffel pfleget keine Gemeinschafft mit den Hexen und Unholden zu haben.

22. Gehöret darzu auch / die Raubung der Menschlichen Kinder / davon Raue. d. l. f. 103. Es seynd auch noch auff den heutigen Tag der Jüden Weiber in dem Wahn / daß etliche gewisse unkeusche böse Geister / und Genii den Weibern in der Geburt sehr zu wieder seyen / unterstehen sich derowegen dieselbe durch Anzeigung etlicher gewisser Characteren in den Ecken der Kammern /[93] da die Kindbetterin sich verhelt / hinweg zu bannen / schreiben also in die zugerichtete Circul die Wort Huiz Lilith, und melden die Caballisten es seyen diese schädliche Genii Lilith von anfang der Welt / in dem Paradeiß von dem Saamen Adams / so er von sich vermischet / gebohren worden: Und haben nach ihrer Meynung einen begreifflichen Leib / so kan gefühlet werden / so aber doch von Lufft zugerichtet / subtile / geschwinde / und so leichtlich verschwinden kan / lässet sich auch unterweilen in Gestalt einer durchsichtigen Wolcken sehen / so leichtlich durch alles durchdringet / und so er wieder ein Wand anstösset / verschwindet / oder in die Lufft sich erhebet. Diese Geister nun sollen ihr Leben auff 1000. Jahr erstrecken / nehmen an Leib und Alter zu / wie die Menschen / und wird ihr Geschlecht durch die nächtliche Pollution Befleckung und Außgiessung des Menschlichen Saamens / oder wollustsüchtigen Träume der Männer fort gepflantzet. Sie sind sehr zur Unzucht geneigt / und haben grossen Luft an der Weiber Monat-Fluß / als dadurch sie gestärcket / und an Alter zunehmen.

18. Lasset sich hier wohl anhörn Harßdörffer auß seinem Geschicht-Spiegel: c. 60. §. 10. etc. p. 441. Æneas Sylvius, nachmahls Pabst zu Rom / vermeldet / daß man zu seiner Zeit in dem Sce Numico ein Schiff gefunden / welches 10. Klaffter unter dem Wasser versencket gewesen.[94] Weil er nun Schiffer beschreiben lassen / die lange zeit unter dem Wasser bleiben können / haben ihm solche des Schiffs Grösse und Beschaffenheit angemeldet / und sich auch nach ihrer Anzeig befunden / daß es 10. Ellen lang und wohl proportionirt war. Dieses Schiff war 1400. Jahre unter dem Wasser / und doch nicht erfaulet /weil es mit Hartz und Pech sehr wohl verwahret. Inwendig ware es mit Sammet und güldenen Nägeln beschlagen / und fande man in der mitten ein irden Gefäß darinnen / wie die Schrifft bezeugte / des Käysers Tyberii Asche verwahret war.

Bey den berühreten Schiffen ist nicht zuvergessen /was Eusebius de Nieremberg lib. 5. c. 2. Histor. Natur. vermeldet / daß unfern bey dem Schiffhafen Lima, in der Insul Peru, in einer Goldgruben / als die Arbeiter die Ader verfolget / ein altes Schiff gefunden worden / welches sehr alte Zeichn und Buchstaben hatte / und vermuthlich zu Zeiten der Sündflut unter solchen Berg versuncken. Es ist auch ein sehr grosser Elephanten Zahn / auff einem Berge in Mepico gefunden worden / da doch in gantz Americâ kein Elephant sich auffhält / auß welchen Anzeichn unter andern zu schlissen / daß die uns neugenante Welt / den Alten nicht unbekant gewesen. (Sonsten habe ich für mich gehöret / wie daß man auch zu Paderborn ein Schiff unter der Erden gefunden habe / welches man allda noch heutiges Tages verwahret).[95] Nehmlich es muß sich freylich viel tausend Dinges in der allgemeinen Sündflut verkehret haben / und allda / wo damahlen Erde gewesen / itzt Meer seyn: Und contrà: ungeachtet ob sich gleich dieser Meynung ziemlich / wiewohl nur mit Worten / zu wieder setzet / Autor Admirand: Sinæ & Europ: cap: 47. p. m. 1404.

11. Von wunderlichen Hölen und Löchern unter der Erden / vide Zeilerum im Handche / part. 1. p. m. 455. Ex Epist. 551. 599 Topograph. Hassiæ. etc. 6. & 16. Davon kan angehöret werden Zeilerus Tom. 2. Epist. 51. pag: m. 872. Nicht weit von Grüningen / im Halberstätischen / ist im flachen Felde / ein sehr tieffes gantz felsisches Loch / gleich wie ein mit fleiß außgemaureter Brunn / in welchen / so man einen Stein würffet / man denselben über lang ins Wasser fallen höret / und rauschet das Wasser unten stetig wie ein starck fliessender Strom. Etwas weiter hinauff gegen dem Walde / der Hackel genannt / ist noch eine andere Art eines Erdfalls / gantz voller Wasser / und doch eine drauff von Rohr gewachsene / schwimmende / und gleichwol gantz grundlose Materi / auff welcher stets viel Enten liegen: So man aber deren schon etliche schisset / seyn sie doch wegen der unmäßlichen Tieffe und Grundlosigkeit nicht zu bekommen. confereundem pag: 871. d. l. von einem andern Wasser nicht weit von Roßla in der gülden Awe in[96] Thüringen / so etwan alle 6. oder 8. Jahr auß der Stein Klippen hervor komt / mit grossen Karpen / da doch kein Mensch weiß woher. etc.

In übrigen / was wir gehabt haben von dem Weiblichen Anschreiben des Fünff-Orts an den Wiegen /wieder den Alp: solches hat seine Verwandnüsse mit jenem Jüdischen Beginnen / davon Mersennus in Genes. ad c. 1. v. 4. probl. 3. b. p. m. 785. 786. nehmlich / wenn er spricht / das Lilith, ein böses Nachtgespenste sey / so denen Kinderbetterin nachtrachte / welche sonstē Lamia, Strix und Tenebrio, genannt wird / oder Dæmonissa und Kinder-Mörderinne: Darwieder die Juden an allen 4. Wänden ihrer Kammern / drinnen Sechswöchnerinnen seynd / anschreiben: Adam, Eva, foras Dæmonissa oder Lilith. Sonsten stehet auch Lilith, Esa: 34. v. 14. von mehr dergleichen besiehe meine Sechs-wochen Comœdie und Weiber-Philosophi in allen centuriis.


Die andere Historie.


Raue d. l. fast eine gleichförmige Geschicht haben wir von den Brüdern Paliscis: Es sind aber die Palisci, oder Palici, so auch Delli genennet worden / des Jovis und der Thaliæ, des Vulcani Tochter / Söhne und Zwilling gewesen / von denen folgende Histori wird gelesen. Es war Thalia Vulcani Tochter / eine vortreffliche schöne Nymphe / so alle andere Weibes-Bilder in Siciliâ[97] an trefflicher Gestalt übertroffen / durch deren Schöne der Jupiter sie zum offtermahl ihm bey zuwohnen versprochen / auch grosse Geschencke / so sie in solchen Beyschlaff willigen würde / verheissen / weil sie aber gleich wie mit Schönheit / also auch mit sonderbahrer Keuschheit gezieret / hat sie seiner Bitte nicht statt geben wollen / und die Gabe Jungfrauschafft allein Reichthum vorgezogen / biß sie endlich bey dem Fluß Simetho mit Gewalt von dem Jupiter überwältiget / und geschwängert worden: Darüber sie sich höchlich bekümmert / und vor der Junonis Zorn gefürchtet / daß sie in der Geburt / deren sie sonderlich vorgesetzt / ihr nicht zuwieder were /wie an der Jo des Inachi Tochter geschehen / so in eine Kuhe verwandelt / und eine lange Zeit im Elend herumb getrieben / an der Latona / welche von der Schlangen Pytho verfolgt / an der Calysto / des Lycaonis Tochter / so in einen Beeren verendert worden. Diese und dergleichen Exempel brachten der Thaliæ nicht unbillich schrecken / also daß sie ihr mit täglichen weinen den Tod wünschte / auch über den Jupiter höchlich klagte / welcher sie in dermassen grosse Beschwerung gestürtzet / und doch nicht von dem bevorstehendē Unglück erretten wolte / hat ihr also gewüntschet / daß die Erde sich möchte auffthun / und sie von dem Zorn der eyfferzüchtigen Göttin Juno verbergen / welches die Erde auß mitleyden gethan / und so lange Thalia in sich[98] verborgen / biß sie zu gebührender Zeit zwey schöne Knaben gebohren: Da sich denn die Erde wiederumb von einander gethan / und an dem Orte noch heutiges Tages in Sicilien zween unterschiedliche Seeen / darauß die Knaben sollē herfürkommen seyn / gewiesen worden / ans Licht gebracht / sind also von dem Griechischen Wort ἀπὸ τοῦ πάλιν ἲκεϑαι, das ist / daß sie in der Erden einmahl verborgen / wiederumb an das Licht herfürkommen genennet worden. Theophilus schreibet / es sey ein Brunnen Palicenus in Sicilien / bey der Palicorum Tempel / so vor heilig / und Decaclivos geheissen / das ist 10. Bette groß / dessen Wasser bey 6. Ellenbogen über sich springe / also daß sich die Einwohner des Orts / zum offtermahl einer Uberschwemmung besorgen / und doch wiederumb / in sich selbst verfalle. Von diesem Brunnen schreibet Aristoteles in seinen Wundergeschichten / und nennet ihn den Brunn in Paliscis. Bey diesem Brunnen haben die Sicilianer ihre Eydschwur verrichtet / und dabey den Göttern Paliscis grosse Ehre bewiesen. Wollen uns mit Anzeigung des Ursprungs begnügen lassen / und die Bedeutung allein besehen / sonderlich weil die Thalia des Vulcani Tochter und die Palisci seine Enckel sollen gewesen seyn. Die Heiligung und Wunder des Orts / werden den Geistern / oder Feld-Teuffeln der Gegend zugeschrieben / welche die Menschen zū Aberglaubē dadurch anreitzen wollen.[99]

3. Ebenmässig ist auch Tages in Hetrurien wunderbahrlich herfür kommen / dieser war ein Sohn eines Genii, und des Jovis Enckel / hat in seinem Kindlichen Alter die Hetrurier die Wahrsager-Kunst gelehret / welche sie nachmahls sehr hoch / und gleichsam heilig unter sich gehalten. Dessen gedencket Cicero 2. de Divin. mit folgenden Worten: Es ist der Tages auff des Tarquinii Acker / als sie das Feld gebauet / und den Pflug etwas zu tieff gehen lassen / unversehens auß der Erden herfür kommen / und den Ackermann angeredet: Dieser Tages ware / nach der Hetrurischen Bücher Zeugnüß / als ein Knabe an Jugend zu sehen / an Verstand aber alt und trefflich. Als nun der Ackermann hierüber erschrecken / und ein Geschrey gemacht / ist eine grosse Menge Volcks zugelauffen / und hat er in gegenwart des gantzen Hetrurien viel Trefflicher Sachen angezeigt / so von dem Umbstand auffgefangen unn verzeichnet worden: Und ist in solchen Reden die gantze Disciplin der Hetrurischen Wahrsagerey begriffen / so nachmals mit neuen Stücken vermehret / und wie vor Augen / ergäntzet worden: wie dessen auch Ovidius im 15. Buch Metam. gedencket: Ist also Tages der erste Anfänger der Römischen Zauber und Wahrsagerey gewesen / und hat so bald er auß der Erden herfür kommen / der Dianen zu Epheso Gottesdienst / wieder zuverrichten / angewiesen und diese Lehr bey den Hetruriern publiciret.[100] Es kan aber dieses Tagetis, wie auch der vorgedachten Paliscorum, Ursprung niemand der Natur zuschreiben / wenn es anders Historien / und nicht vielmehr Fabeln sind / und hat der Teufel dergestalt seine Verblendungen und Betrug an dem Menschen gleichsam einem sonderlichen Wunder / erzeiget: damit er also vielerley Aberglauben stifften könte / welche von dieses Tagetis Wahrsagung und Zauberey einen Anfang genommen. Biß hieher jener. Confer Carol. Steph. in Dict. Geogr. p. m. 1104. b. da er außm Festo gedencket / daß er ein Knabe von 12. Jahren gewesen / wie er seine Wahrsagereyen gelehret hat. Item / daß etliche ihn fürm bösen Geist gehalten – andere / daß er ein Mensch von geringen Herkommen gewesen / der hernach schleunig were berühmt gemacht worden / durch sein wahrsagen etc. (Solte mit dem ersten nicht ärgerlicher weise vom bösen Feinde gezielet seyn / auff unsern Heyland JEsum Christum; der auch 12. Jahr alt gewesen / wie er angefangen zu lehren? 2. Vielleicht haben die Alten den Tageten geheissen vom Worte Tag: weil ein Tag den andern lehret. 3. So wird der Tag auch gleichsam auß der Erden gebohren / wenn die Sonne morgens darüber kömt / und solchen zeuget oder mit sich bringet. 4. Hat der alten Wahrsager Kunst / so wol auß dem fliegen der Vögel / als dem anschauen der Eingeweide / nur bey Tage mögen verrichtet werden.[101] 5. So deuten hin und wieder auff Dörffern so wol als in Städten / die Kuh-Hirten den Tag an durch ihr Geschrey und Blasen / daß die Haußleute ihr Vieh zur weyde hienauß lassen sollen: denn sie pflegens mit anbrechenden Tage zu thun. 6. Pflügen auch flugs in der Frühestunde / oder ziehen mit dem Pfluge zu Felde / und pflügen den Tag gleichsam herauß. Vide. Virgil. Georg. 7. Und wer weiß / ob die Heyden ihren Aberglauben nicht sonderlich umb die 12. Stunde / des Tages / practiciret haben: Da Dæmon Meridianus hauset: Darwieder wir Christen bitten / daß uns GOtt behüten wolle für der Seuche / die im Mittage verderbet. 8. Wer weiß nicht / daß dies heisse qv:? διὸς, von ζεὺς dessen proles der Tages seyn soll? So heisset Tag / auch zurücke gelesen Gat / davon GOtt soll herkommen.)

3. Zeiler: in Continuat: Itinerar: German: fol: 191. 192. cap. 7. Belangend die Herrn Graven von Oldenburg / so seyn sie nicht eines Herkommens mit den Graven von Schauenburg / wie Münsterus, Lazius, Peucerus und Henricus Panthaleon wollen. Denn diese von Salings-Leven / wie oben cap. 5. gesagt worden / die von Oldenburg aber auß dem Königl. Sächsischen Stammen / nehmlich von dem besagtē Hertzog Walberto, Wigberti Sohne / entsprossen / auß dessen Söhnen Dieterius Graff zu Ringelheim worden / dessen Sohn Siegfried / Graff zu Ringelheim und[102] Oldenburg / verlassen Ulricum, welchen Kayser Henricus I. zu einem Stadthalter und Burggrafen zu Oldenburg / Jadelehe und Bruckhausen verordnet. Ihme hat gefolget sein Sohn Otto I. so durch Heurath die Graschafft Alvensleben / und von einer Jungfrauen / so auß der Klufft des Osenbergs / so sich auffgethan / herfür gangen / als Ihn auff der Jagt gedürstet / ein köstlich silbern und vergült Geschirr / in Gestalt eines Jäger-Horns / überkommen / darauß er gleichwol ob es schon die Jungfrau / zu erhaltung der Einigkeit in seinem Geschlechte / begehrete / nicht trincken wollen / sondern den Getranck hinderwerts über das Roß abgossen / daß ihm die Haare davon abgangen / und sich eilends von dannen zu den Seinigen gemacht hat. Es hat solches Trinckgeschirr / so noch heutiges Tags zu Oldenburg aufbehalten wird obgedachter Hermannus Hamelmannus SS. Theologiæ Licentiatus und Superintendes in besagter seiner Oldenburgischer Chronic: part. 1. cap. 10. fol. 20. in einem Kupferblat vor Augen gestellt / allda er auch zwo andere Geschichten erzehlet / so sich auff deren von Alvensieben / Häuse / Calbe an der Milde / in der Marck Brandenburg / mit einem Ringe / so eine Magd einer Frauen von Alvensleben / darumb daß sie einer unbekanten Frauen in Kindes-Nöthn beygesprungen /verehret / zugetragen: und von einem kleinen Bergmännlein / welches einem Graven[103] von Hoya ein Schwerdt / Salamander Lacken / und einen güldenen Ring / in welchem ein rother Löw (so allwege / wenn ein Graff von Hoya sterben sollen / erbleichet ist /) oben eingemachet / præsentiret hat; weiln derselbe / auff des besagten kleinen Männleins Außsprechen / eine Nacht kleine Leut / wie die Bergmännlein / beherberget hat. Obgedachtes Ottonis Sohn Johannes I. bekam Oldenburg / der ander Sohn Graff Conradus Alvensleben / von welchem selbige Grafen herkommen / nach deren Absterben diese Graffschaft Alvensleben an die Marggraffen von Brandenburg Gefallen /von denn sie Anno 1238. an das Stifft Halber-Stadt / und von diesem Anno 1260. an das Ertzstifft Magdeburg gelangt ist. Biß hieher Zeilerus (An denen 2. ersten Oertern bin ich gewesen: Als im Stiffte Magdeburg / nit weit von Erxleben / noch zur alten Marck gehörige Refier / da liegt ein grosses wacker lustiges Dorff / mit Nahmen Urschleben / (wovon auch das alte verfallene Schloß Alvenschleben nicht weit liegt /) wo meine seel. Mutter bürtig her ist: welche mir in der Jugend etliche mahl dieses vorzusagen wuste /von der grossen See / so hinter dem Dorffe / etwan ein Büchsenschuß davon ist / mit Nahmen Brock; wie daselbsten vor Zeiten solte ein schönes Schloß gestanden seyn / welches hernach untergegangen were / und hette davor das grosse Wasser auffkommen lassen. Nehmlich es[104] sollen alle Leute drinnen damit versuncken seyn / außgenommen eine Edel-Jungfer / die im Traum kurtz vorher gewarnet / sich / wie vorweilen Europa, auff einen Ochsen gesetzet (nach deme das übrige Vieh und die Hüner sonderlich / sehr traurige Zeichen eines sehr grossen bevorstehenden Unglücks von sich hatten verlauten lassen /) und davon geritten ist; da sie denn kaum mit genau Noth / auff einem nahe dabey gelegenen Hügel gerathen ist / als flugs hinter sie her das Schloß versuncken / und das Wasser hingegen auffgekommen gewesen: welches sie mit grosser Bestürtzung / auffn Ochsen sitzende /vom selbigen Hügel hinter sich sehend / innen geworden ist. Davon man noch heutiges Tages den erhabenen Ort / den Ochsenberg heisset / oder auff Niedersächsisch / Oßenberg: Davon es vielleicht irrthümlich herkommt / daß beym Zeilero gelesen wird / Osenberg: Gleichsam als hette von den alten Volckern Osis seinen Nahmen; Welche aber an den Schlesischen Gräntzen mehr / als anderswo / gewohner haben. Und kan zu diese vermuthete falsche Etymologie nicht unbillich gesetzet werden / das Städtlein in der alten alten Marck Seehaufen / als hette es von den Senonibus seinen Uhrsprung / die doch weit anderswo gehauset haben. Vide Zeil. d. l. Mercke hier / von einem benachbarten Orte Arend-See / daß daselbst auch eine sehr grosse See sey / die fast auff eben vorigen Schlag[105] uhrplötzlich soll entstanden seyn: In deme auch ein groß Schloß untergegangen / und nicht mehr davon gekommen weren / als ein Mann und Weib: davon das Weib im fortgehen ohne Gefähr zurücke gesehen / und die schleunige Verenderunge innen geworden ist / gegen ihren Mann mit diesen Verwunderung-Worten herauß brechende: Arend / sehe! und auß diesen Wörtern sol hernach dem Städtlein der Nahme geworden seyn / so an der See aufferbauet ist. Woselbst ich nicht minder mit Augen gewesen bin / und mich unter andern über das sehr schöne kleine und weisse Streu-Sand / so in grosser Menge in einem kleinen Bergelein hervor raget / verwundert habe: Als welches auch von weiten auff viel Meilen / durch die Boten in Cantzeleyen geholet / ja von Hamburg begehret wird. So bin ich auch in dem Jungfrauen Kloster gewesen: Dessen / nebenst der gar greßlichen See / die aber in einer Nacht Anno 815. sol entstanden seyn / auch M. Andreas Angelus gedencket in Annal. March. Brandenb. l. 2. f. 93. Im übrigen wegen der See Brock sol dieses gewiß seyn (man wil es auch von Arend-See sagen /) wie es meiner Seel. Mutter Vater soll gesaget haben / als der ein bestellter Fischer daselbst gewesen: Nehmlich / daß man beym hellen Tage / wenn die Sonne helle scheinet / man alle Mauren und Gebäude des versunckenen Schlosses richtig sehen könne. Weiter wollen noch andere[106] vorgeben / daß man einmahl vorgehabt habe das Wasser zu gründen / da hetten sie am Stricke einen Zettel herauff bekommen / mit diesem Gebote; das sie ihr Vornehmen weiter unterlassen solten / oder es würde ihrem Orte wiederfahren / wie diesem geschehen were. Im übrigen wegen des daselbst erlangten Horns / ist hierbey obiter zu gedencken / daß es sich mehrmahlen anderweit zugetragen habe / da untersch edlich-Herren ein Angedenck von Berg-Nymphen davon gebracht haben. Als lieset man dieses beym Hildebrand d. l. p. 288. Es hat sich dermahleins begeben / daß König Hother in Dennemarck und Schweden / da er auff der Jagt in einem Nebel /von den seinen zu weit abgeritten / zu solchen Jungfrauen sey kommen / die haben ihn gekant / mit Nahmen genennet und angesprochen. Und als er gefragt wer sie weren? haben sie zur Antwort gegeben / sie weren die / in welcher Hand der Sieg stünde / im Kriege wieder die Feinde / sie weren allezeit im Kriege mit / und hülffen streiten / ob man sie gleich mit Augen nicht sehe / weme sie nun den Sieg gönneten / der schlüge und überwinde seine Feinde / und behielt den Sieg und das Feld / und könte ihme der Feind nicht schaden. Wie sie solches zu ihm geredt / sind sie bald mit ihrem Hause und Tempel vor seinen Augen verschwunden / daß der König da alleine gestanden ist im weiten Felde / unter offenem Himmel. Darüber sich der König[107] zum höchsten verwundert / denn er wuste nicht daß diese Dinge alle eitel lauter Betrug / und des Teuffels Gespenst / und Spiel gewesen were. Nach etlichen Jahren begab sichs / daß genannter. König durch Unglück und Unfall schwerer Kriege verderbet ward / und durch wilde ungebähnte Strassen und Abwege umbschweiffete / kam er in einen ungeheuren Wald zu einem holen Berge / darinnen wohneten etliche Jungfrauen / die ihme unbekant / doch befand sichs / daß es die gewesen / so ihm vorzeiten ein Kleid / welches durch kein Schwerdt noch Waffen kont zerhauen werden / geschencket hatten /ward er von ihnen gefraget: Auß was Ursachen er an solchem Ort umbgienge / darauff erzehlet er ihnen all sein Unglück / so ihme in Kriegsleufften begegnet / und zu handen gestossen waren / fieng an sein groß Unglück und Elend zu beweinen und sprach: Es were ihm viel anders gangen / weder sie ihme hiebevor zugesagt und vertröstung gethan hetten; Hierauff sie geantwortet: Ob er wohl bißher unten gelegen / und von Feinden geschlagen worden were / so sey doch solches; ohne grossen Verlust und Schaden der Feinde mit nichten geschehen / aber nun forthin würde er obliegen und zumahl wenn er die Speise und Stärckung von ihnen bekäme / die sie bißhero seinen Feinden mitgetheilet hetten. Also ist er von ihnen hingezogen / und sich auff ein neues gerüstet / und mit Krieges-Volckversehen / und als er auff[108] der Feinde Läger / gute und genaue Achtung gab / sahe er drey obgemeldeten Jungfrauen herauß gehen / welche die heimliche Speise und Stärcke / davon gesagt / trugen / denen eilet er nach / denn ihre Fußstapfen verriethen sie im Tau / kömt in ihr Hauß und Wohnung / und bracht mit lieblichen Gesang seines Seitenspiels / darinnen er geübet / und mächtig war / zu wegen die schöne und kräfftige Gürtel des Siegs / kehret wiederumb seine Strasse / schlug von Stund an seinen Feind / als er denselbigen antraff mit vielen tödtlichen Wunden / daß er des andern Tages starb / und seinen Geist auffgab. Olaus Magnus de Region. Septentr. l. 3. c. 9.

Ferner von andern Geschichten / da etliche Herrn und Geschlecht er von denen Gespenstern etwas überkommen haben / kan nachfolgendes gelesen werden / als drunter sonderlich die Historie von dem Adelichen Alvenschlebischen Geschlechte weitläufftig abgehandelt wird / also:

Weiter ist dieses auch eine gewisse Historie / die ich mir allhie in Leipzig von einem vornehmen Manne habe sagen lassen: Daß nehmlich eine vornehme Fraw von Adel / auß dem Geschlechte der von Hahnen / vor diesem sol durch eines Meer-Weibes Zofe genötigt seyn / zur Wehemutter mit ihr unter den Fluß zu gehen; Da es denn geschehen / daß das Wasser sich von einander getheilet / und sie beyde durch einen luftigen Weg tieff in das[109] Erdreich gerathen: Da die Adeliche Fraw ein kreissendes kleines Weibelein gefunden und flugs zu ihr ist hingebracht worden; ihr in gegenwertigen Kindes-Nöthen beyzustehen / und hülffreiche Hand zu leisten: Welches denn auch glücklich verichtet worden: Drauff sie wieder ihren Abscheid begehret / und nach Hause zu eilen gesinnet worden. Und in deme sie wege fertig ist / da war ein kleiner Wassermann zu ihr hinnein gekommen / hatte ihr ein Geschirr voll Asche gelanget / erinnernde; sie möchte hierauß so viel nehmen als sie begehrete / für geleistete Bemühung. Drauff sol sie sich geweigert / und nicht es habe nehmen wollen. Wie diß geschehen / hat der Mann gesaget; Daß heist dir GOtt sprechen / sonsten hette ich dich umbbringen wollen. Und hiemit war sie fortgegangen; da sie abermahl von der vorigen Zofe rücklings ist nach Hause gebracht worden. Wie sie beyde da gewesen; sol die Magd drey Stücke Goldes herauß gezogen / und der Adelichen Frawen verehret haben / dabey gedenckende; sie solte solchen Schatz gar wol verwahren / und nicht abhändig von ihrem Geschlechte lassen werden; sonsten würde ihre gantze Familia durch Armut verderben; da sie sonst die hülle und fülle / oder Uberfluß in allen Sachen haben könte / so ferue sie dieses Angedencke richtig verwahrete. Drauff war die Magd wieder weggegangen: Die Frau aber soll es nach ihrem Tode ihren dreyen Herren Söhnen[110] mit angehenckter Vermahnung außgetheilet haben: Davon noch heutiges Tages zweene Herren desselbigen Stammes das ihrige besitzen / und stattlich floriren: Hingegen sol das dritte neulich von einer Frawen verwahrloset seyn: Drüber sie endlich gar armselig in Prage gestorben / und also eine Endschafft mit ihrer Linie genommen hat. Eben dergleichen Historie habe ich nicht allein von glaubwürdigen Pfarr-Herren in meinem Patriâ, zu Calbe an der Milde oder im Werder in der alten Branderburgischen Marck gehöret; Sondern auch beym Cyriaco Edino Lüneburgensi (in seinen dreyen poematischen Büchen in Quart, so er Anno 1581. herauß gegeben / und von dem Hochlöblichen und uhralten / Adelichen Geschlechte derer von Alvenschleben / geschrieben /) gelesen; daß nehmlich vor etlichen hundert Jahren zu Calbe in dem Werder / von dem Glorwüdigsten Alvenschlebischen Schlechte eine betagete / Gottfürchtige / sehr gnädige / und allen Leuten zu dienen bereitsame Matrone gewesen; die sich sonderlich gleichsam glückselig geschätzet /wenn sie denn Bürgers-Weibern in Kindes-Nöthen könte behülfflich seyn; derentwegen es denn auch geschehen / daß sie häuffig begehret / und von jedermänniglich sehr geehret worden. Unter diesen sol es sich zugetragen haben / daß einsmahls zu nächtlichen Zeiten eine Magd für ihr Schloß gekommen / angekopfet / und ängstlich gebeten: Sie möchte ihr doch nicht[111] zuwiedern seyn lassen / und so es möglich were / also bald auffstehen / und mit ihr vor der Stadt hinauß gehen umb einer Schwangern Frauen in Kindes-Nöthen zu helffen / sintemal die euserste Stunde und Gefahr da were / und ihre Frawe sonsten ihrem Leibe in geringsten keinen Rath wüste. Hierauff hat die Adeliche Matrone gesprochen: es were ja gleich mitten in der Nacht / und alle Thore weren gesperret: Wo sie denn wolten hinauß kommen? drauff sol die Magd gesagt haben: Sie möchte doch nur fort machen / es were das eine Thor schon eröffnet; damit es ihrer Fraw nicht unrichtig gienge. Hierauff war die Adeliche Fraw auffgestanden / hat sich angezogen / war herunter gekommen / auch mit der Magd fortgegangen. Da sie alsobald das eine Thor weit auffgethan findet / ferner weiter ins Feld kömmet / und durch einen schönen Gang mitten in einen auffgesperten Berg hinunter steiget / und (ob sie wohl gesehen / daß das Ding unklar gewesen /) unerschrocken gleiches Weges / da sie war hingeleitet worden / fort margiret / biß sie endlich zu ein kleines Weibelein gekommen /welches auffm Bette gelegen / und grosse Geburts Schmertzen befunden. Zu solches schwangeres Fräwlein war sie hingetreten / hat ihr glücklich geholffen / und das Kindelein schleunigst ans Tagelicht befodert. Hiemit war ihr die Sehnesucht angekommen / wieder nach Hause sich zuverfügen; Drauff sie Abscheid[112] genommen und die vorige Magd wieder zu sich gesellet befunden / auch also auß dem Berge nach ihrem Schlosse gantz unverletzt gerathen ist: Da die Magd vor ihrm Thorwege sich erstlich höchlich im Nahmen ihrer Fraw bedancket und einen gülden Ring von dem Finger gezogen hat; solchen derer vō Adel verehrende / und hierbey gedenckende / daß sie diß theure Pfand wol in acht nehmen unn nicht solte von sich oder ihrem Geschlechte kommen lassen. Würde es geschehen; so solte die Alvenschlebische Familia continuirlich blühen: Würde aber dermaleins der Ring entfernet oder weggethan werden / so sol der gantze Stamm verleschen. Und hiemit war die Magd verschwunden. Was den Ring aber dennoch betrifft / so ist solcher / GOTT lob / annoch heutiges Tages richtig und eigentlich bey dem Hoch-Adelichen Hause von Alvenschleben / meiner gnädigsten Herrschafft / und vielgebietender Obrigkeit: Da sie denselben in Lübeck zur guten Verwahrung sollen deponiret haben: Wiewohl ich noch dieses darneben von einem andern verstanden habe; daß derselbe Ring itzund mit Fleiß sey getheilet worden / vielleichte in beyde so genannte schwartze und weisse Linie. Mercke nochmals weiter von dem Ringe zu Calbe an der Milde / was mir andere gesaget haben / nehmlich daß die eine helffte davon zerschmoltzen sey geworden; und daher gehe es dessen Stamme so übel: die andere helffte sey noch zu Zichtow: Item es sol ein[113] Eheweib gewesen seyn / so den Ring empfangen: welche drauff an dem andern Tage die Geschicht erzehlet hat / da es ihr Ehe-Herr nicht glauben wollen / biß sie gesprochen: Ey wollet ihrs nicht glauben / so holet nur die Schüssel auß jener Stube vom Tische her / darinnen wird der Ring noch liegen: welches denn so richtig befunden worden. Es ist ein verwunderliches / umb die Geschencke / so die Menschen von den Geistleuten wollen empfangen haben.

Eine andere Historie ward mir von einem Rostockischen vornehmen Gelahrten Manne erzehlet / der sich allhier zu Leipzig auffhielte. Nehmlich / er hette es in Holstein von dem Graffen von Ranzau selber gehöret / wie es sich mit seiner uhrälter Mutter begeben / daß sie auff eine dergleichen weise / wie schon oben gedacht / des Nachtes von einem Gespenste / oder Berg-Magd unter der Erden sey weggeholet worden; da sie einer kreißenden Frawen habe müssen helffen; von dessen Manne sie hernach drauff dreyerley Sachen verehrt bekommen; als eine guldene Spille / und sonsten noch ein paar Raritäten / so mir nicht benahmet seyn: Worbey neben ihr auch gerathen / sie solte solches Geschencke auffheben / und von ihren Nachtkömligen auffheben lassen. Denn so lange es verbleiben würde / so lange solte auch ihr Geschlechte weren. Weiter hatte vorgedachter Graff berichtet / wie die drey Stücke hernach in ihrem Geschlechte[114] vertheilet geworden / wann es sich in drey Linien außgebreitet. Er hette aber die güldene Spindel bey sich; davon er zwar als ein Abergläubiger so viel überlich nicht halten könte / dennoch aber möchte er sie nicht liederlich verschleudern; damit seine Nepotes (wenn es ohne das etwan ungefehr mit sie zum abnehmen gerathen solte;) ihme die Schuld des Unterganges nicht zumessen: Wie man denn allbereit an einer / der dreyen gedachten Linien / erfahren soll haben / daß sie ihr Pfand verlohren: Drüber sie auch gäntzlich verarmet / und gleichsam an den Bettelstab nunmehr gerathen weren. Weiter gedachter voriger Herre / daß es unlängsten zu Magdeburg sich sol begeben haben; das einer von Adel eine andere schöne Adeliche Dame habe heyrathen wollen / wie er sich denn auch alleweil mit ihr verlobt gehabt; Doch soll es im mittlerzeit geschehen seyn / daß der Bräutgam in die Elbe gefallen / drinnen man ihn bey drey Tage gesucht / und nicht hat finden können. Unter solchem Elende soll es weiter geschehen seyn / daß sich ein Segensprecher oder Schwartz-Künstler erreget und hervorgethan / zu der Liebste ihren Eltern sprechende: Der verlohrne Bräutigam den ihr suchet / den hat der Nix unter dem Wasser; Er wil ihn aber nicht lebendig wieder loß lassen / es verschwere sich denn eure Jungfer Tochter / als die Liebste / mit Leib und Seel des Nixen zu seyn / oder sie lasse ihr flugs das Leben / an seine statt / in[115] dem Wasser von den Nixen zu nehmen / oder der Bräutigam verspreche sich gewiß des Nixen zu seyn; welches er aber itzund nit thun wil. Drauff sol sich die Liebste resolviret haben / sich für ihren Bräutigam zu stellen / welches aber die Eltern nicht haben wollen zugeben; sondern von dem Teuffelsbanner begehret haben / er solte den Bräutigam schaffen / er möge lebendig oder todt seyn. Drüber man ihn hernach auff dem Lande am Ufer todt gefunden / da er greulich viel blaue Flecke an seinem Leibe gehabt / die er von den Nixe geknippen bekommen. Weiter sol man auch den Hexen-Meister eingezogen haben / und ein hartes Urtheil sprechen wollen: Welches aber nicht geschehen / weil von einer Seite die Blut-Freundschafft der Edelleute intercediret / und den Kerl haben gehen lassen; Diese Historie ist so gar gewiß / daß mir voriger gedachter vornehmer Herr versprach / die Nahmen der Personen sampt der Zeit zuverschreiben / so ferne ich es begehrete: weil es eine weitläufftige Sache alleweil geworden were in dem Schöppenstuel. Eben der vornehme Mann verständigte mich auch / daß er zu Halle von einer glaubwürdigen Wehemutter gehöret / wie ihrer Lehrmeisterinnen-Lehrmeisterinne oder (da sie itzund möchte vor die letzte geschätzet werden /) antepenultimæ obstetrici wiederfahren / daß sie des Nachtes ebenmässig vor die Stadt zum Thore / welche offen gestanden /von einem Manne hinauß geholet /[116] und an die Saal geführet worden. Da sie denn der Mann unterwegens bedräuet; sie solle jo kein Wort sagen oder mucksen / sonst würde er ihr den Halß umbdrehen: Sie solle nur getrost mitgehen / es wiederführe ihr nichts. Drauff sie sich denn drinne ergeben / und gedacht hat: GOtt wird dich wol behüten / bistu doch in deinem Beruffe. Wie sie nun zur Saale gekommen / da hatte sich das Wasser auffgethan / und weiter hinunterwerts auch das Erdreich / dahin sie allgemählich gestiegen und hinab gegangen weren / und endlich in einen schönen Pallast gerathen / da ein klein niedliches Weiblein gelegen / derer sie in Kindes-Nöthen geholffen hat / immittelst aber war der Mann wieder zur Stube hinauß gegangen. Als sie nun ihr Ampt glücklich verrichtet / da sol das Nix-Weiblein mitleydend zu der Wehe-Mutter gesaget haben: Ach liebe Fraw / mich jammert eurer / daß ihr allhier biß an den Jüngsten Tag verbleiben sollet / nehmet euch wohl in acht: jetzt wird mein Mann wieder kommen / und wird euch eine grosse Mulde voll Duraten vorsetzen: Nehmet jo nicht mehr darauß und davon / als ihr sonsten ingemein von euren Leuten für eure Mühe-Verwaltung geschencket bekommet. Weiter / wenn ihr nun zur Stube hinauß kommet und unterwegens seyd / so greiffet flugs an der Erden nieder / da werdet ihr Dosten und Torant ergreiffen / solches haltet ja feste / und lassets auß der Hand[117] nicht fahren: Alsdenn werdet ihr wieder auff freyen Fuß kommen und zu eurer Stelle gerathen. Hiemit war der See-Nix-Mann in der Stube hinein gekommen / hatte geele kraußelichte Haare gehabt / und blauliche Augen (vielleichte haben von solchen Glaucomatibus, und ludibriis Dæmonum die Heyden Fluß-Götter; als der Virgilius seinen Tyberinum, beschreiben:) hatte eine grosse Mulde von Gold mitgebracht / und solche in seinem schönen hellen Zimmer der Wehe-Mutter auff den Tisch gesatzt / sprechende: Siehe da! nim so viel / als du wilt. Drauff hatte sie nur einen Goldgülden genommen: Worüber der Fluß-Mann sein Gesichte greulich verändert und gransame Augen gemacht / sprechende: Das hast du von dir selber nicht / du hast mit meines Weibes Kalbe gepflüget / die sol hernach wohl vor dir dafür leyden. Und nun komme / und gehe mit wieder weg. Drauff war sie auffgestanden / und er hatte sie zur Stube hinauß geführet: Da sie sich denn flugs gebücket und in ihre Hand Dosten und Torant ergriffen: Darzu ihr Führer gesagt: Das heist der GOtt sprechen: Und du hast dieses auch von meinem Weibe erlernet: Nun gehe hin / da du herkommen bist. Hierauff war sie auß dem Fluß ans Ufer gewesen / war wieder in die Stadt hinein gegangen / dessen Thore noch eröffnet gewesen. Mercke / daß ich vorher ungefehr vergessen habe / bey der Magdeburgischen Historie: Wie[118] nehmlich unlängsten sich auch ein solches bey dem Herrn General von Arnheim sol begeben haben: Dessen seine Jungfer Tochter auch mit einem wackern Caballier verlobt gewesen / der drüber ebenmässig im Wasser ersoffen: Drauff sich auch ein Wahrsager gefunden (wie man den Cörper im Wasser nicht hat können antreffen /) der eine gewisse Summa Geldes gefodert / und wenn er die bekäme / so wolt er machen / daß der Todte dreymal auß dem Wasser herauß springen solte: welches auch geschehen; Drauff man die Stelle gesuchet / und daselbst den Cörper im Grunde angetroffen hat. Hiebey schicket sich auch nicht uneben /was Schedius, und nach ihn (bestehe auch hievon meinen ersten Rübezahlischen Theil /) Harsdörffer vorbringet / im grossen Schauplatze Lust- und lehr-reicher Geschichte / cap. 161. 5. 6. 7. 8. zu Basel ist ein einfältiger Mensch / Nahmens Leonhard Liemman / eines Schneiders Sohn zu Basel / in eine kleine Hölen / unferne von der Stadt gelegen / gegangen / und hatte mit sich genommen eine geweyhte Wachs-Kertzen / unn als er wieder herauß kommmen hat er Wunder-Sachen erzehlet. Nehmlich daß er durch ein eisernes Thor gekommen / durch viel Zimmer in einen Garten gelangt / darinnen ihn eine Jungfraw / welche eine halbe Schlange / zu einer eisernen Truen geführet / dafür zweene grosse schwartze Hunde gelegen / die ihn düsterlichst angebelt: Die Jungfraw hette sie bedroht /[119] die Kisten auffgeschlossen und viel güldene / silberne unn küpfferne Müntze herauß genommen / und Leonhard damit beschencket / die er auch gewiesen und hoch verkauffet. Diese Jungfer / oder vielmehr Teuffels-Gespenste / hat ihn zuverstehen gegeben / daß sie eine verfluchte Königs / Tochter und nicht zu ihrer Gestalt kommen könne / es küße sie dann ein Jüngling / welcher niemals kein anders Weibesbild berühret. Darauff hat er sie zweymahl geküßet / sie aber hat sich so ungeberdig und grimmig gestellet / daß er befürchtet / sie zerreiße ihn / wann er sie das drittemal küße. Als er aber wieder ohne Schaden heraus gekommen / und sich mit seinem Geld beym Frauen Volck lustig gemacht / hat er die Hölen nicht mehr finden können. Dieses erzehlet Stumpff / und sage darbey / daß / ohne allen Zweiffel / der Orten ein Schatz vergraben / den ein Teuffel verhüte / wie in den Bergwercken der Meister Hämmerling / oder das Bergmänlein / wie man ihn zunennen pflegt. ... Zu andrer Zeit ist auch ein armer Mann in dieser Hölen gestiegen / und hat verhofft eine Steuer zu seinem Haußwesen zu erheben / weil statt kündig worden / daß es dem Leonhard so wol gelungen: ist aber nicht weit hinein gekommen / so hat er sehr viel Todenbeine angetroffen / dafür er sich so sehr entsetzet / daß er in großer eile den Rückweg genommen / und mit leerer Hand und großen Schrecken wieder nach Hauße gekommen. Hierbey findet sich nicht unebē /[120] was mir etliche mahl vorgedachter fürnehmer Herr auß Rostock erzehlete / daß in den Septentrionalischen Oertern / in einer Insel Gottland / bey eine Stadt Wißby ebenfalls eine grosse und tieffe Höle seyn soll / drinnen eine schöne Jungfer sitze / welche auff diese weise hinein gerathen. Nehmlich vorzeiten sol in der erwehnten Stadt / welche domahlen / schier die fürtrefflichste Handels Stadt in gantz Europa gewesen / und sich einsmals wider zwey Könige hat wehren können / eine schöne Jungfer gewesen seyn / welche sich trefflich hoffärtig hervor geputzet / wie sie hat wollen zum Tische HErren gehen; bey welcher Zierung sie auß Hochmuth diese Wörter gebraucht /wenn sie wuste / daß eine andere Jungfer sich besser solte gebutzet haben / so wolte sie / daß sie selbst der Teuffel holte. Drauff were sie von dem Wege / der zur Kirchen führet / vom Teuffel leibhafftig weggeführet / unn daselbst in die Höle gebracht worden / da sie einer sol angetroffen und befunden haben / daß sie einen heßlichen Wurm auff dem Schosse gehabt / und solchen gelauset / daneben berichtende; daß sie alle da wegen ihre Sünde biß an Jüngsten Tag sitzen müste; da sie allererst Erlösung erwartete. (Solte man hierzu auch etwan setzen können auß dem Tractat von der neuen Schwarm-Geister-Brut / der Quacker-Geist genannt / da man p. 38. also lieset. Da nahm einer von den vornehmsten[121] Qvackern mich mit ihm an einen Ort / und als wir giengen / ward ich getrieben / Steine wieder auffzusamlen / als zuvor; Unter welchen ich antraff zwey weisse Steine / und ward durch den Geist in mir berichtet / daß dieselbige kämen vom Himmel / und daß der eine bedeutet Esau / der ander Jacob: und so ward ich getrieben / den grossen wegzuwerffen / und den kleinen zu behalten. Und der Geist saget mir gleichfalls / daß diß were der weisse Stein / davon in der Offenbahrung Joh. gesprochen: welcher mir gesendet als ein Zeichen / und Christo im Himmel: und daß / so lange ich diesen Stein bewahret / were ich mit GOtt vereiniget: Aber wenn ich ihn verliere / so solte ich von ihm abgeschieden werden. (Wie aber die Quacker vielmehr inutilia pondera terræ, als die verwerfflichen Steine seyn / (ohne was Glauberus, ein Alchymist, ihnen unvermuthlich ein bessers und höhers zuerkennet / sprechende; daß mancher einen unansehnlichen Stein hinter der Kuhe herwerffe / und wisse nicht / daß wohl ein Stücke Golds / besser als das Javische und Judische ist / drinnen stecke) suche etwas in meinem Tract: von der Sieghafften Holländer unfehlbahrem Himmmels-Glücke / so sie Anno 1666. gehabt. Im übrigen scheinet jener Quackerische Stein mehr einem Traume oder Gedichte ehnlich: da hingegen folgende Sache wahre Geschichte seyn.[122]


Das EUROPÆische Verhängnüß.


In unterschiedlichen / und zwar denen neulichsten Weissagungen und andern Wunderdingen nachdencklich vorgebildet.

Man spricht wohl recht nachdencklich: das Glück ist Kugel-rundt / es leufft einem bald vor dem Kindern / bald vor dem Mund. Denn es gehet alles im Circkel und nach der Ründe / was das Vermögen der Geschöpff belanget. Die Wasser kommen herauß und fliessen wieder hinein in die See / und halten auch ihre Encyclopædiam; Ich geschweige aller übrigen Bewegungen / so Cyclopisch seyn; und will nur allhier vom Gelücke gedencken / daß solches auch auß denen Insulis Cycladibus entsprungen sey. Solches bekräfftiget nicht nur die Etymologia, da Glücke gar wohl von κυλίζω kan herstammen: Sondern auch ihre Sphæra Activatatis, welche sie mit uns helt: darnach es rechtschaffen mit allen heisset: Orbis ut in gyrum, sic nos gyramur in orbe. Sie muß ihr Rad in allen Orbitis gehen lassen: und niemand kan der Rotæ Fortunæ entgehen: es rundet sich umb uns alle herumb. Ein ieder kan in dieser Welt mit recht sagen: ROTOR. Bald gehet man vor-bald hinter sich; wenn wir gleichsam im Sande der Unbesonnenheit gehen / ubi movemur quidem, sed parum promovemur. Bald hat es mit uns seinen glücklichen Fortgang / bald den wiederwertigen Zurückgang. Aber wie kan[123] es anders gehen? Gehet doch die Erde (γῆ unde gehen) also: Leufft doch die Welt (von wallen oder weltzen genannt) also: Procediret doch das Jahr (annus ab annulo, ἐνιαυτὸς etc.) also: Es müssen ja anacoluses und Reciprocationes seyn: Denn ein iedes muß da wieder anfangen / wo es auffgehöret hat. Das ist der Circulus und Periodus des Menschlichen Lebens / nach welchen Diinos instar pilæ habent, spricht Plautus. Hört nun kurtzweil: Vor kurtzer Frist lieff die materit vor vom GOG: itzt ist sie / GOtt lob! wieder verlauffen / und den Weg gegangen / dadurch sie gekommen gewesen. Bald drauff ereigete sich das zwiefache Cometicum SYDVS: deren eines seinen Lauff vom Morgen gegen Abend / das andere zurück vom Abend gegen Morgen verrichtete: und sich beydes nicht minder Circularisch mit seinen Schwäntzen erzeigete: in deme das eine mit denen eusersten Puncten das Centrum; das andre den Umbkreiß zur Scheibe adumbrirete: vide meinen Cometen-Extract. Und also gingen solche Phænomena auch ihren Krebsgang / per qvem venerunt. Darauff erzeigeten sich unlängst die SERES bey Taucha geschäfftig ERORE: da nehmlich auß einem sonderbahren blauen Thaue der Allmächtige GOtt die Himmelefarbene Seide in der Lufft erschaffete / und hernach wieder zu uns herunter schaffete; daß er mit solcher Niederfahrt den Hoffart der Menschen[124] dämpfen möchte. Ferner hastu dich auch nicht weniger vertiginosè gar neulich erwiesen / IRI, Decus cœli. Virg. l. 9. Æn. v. 18. mit deiner Verkehrung; da die Regenbogen seltzam über- und neben einander zu liegen seyn gekommen: Dergestalt daß einer gar ein sonderliches verdoppeltes Degen-Zeichen drauß concipiren wollen / wiewohl es ohne das auch sonsten an diesem Vorbilde andersweit in der Lufft nicht ermangelt hat; daß man nicht sollen sagen können: ENSIS NE etiam falciformis? O Sebel wiltu uns auch mit Gefahr umbgeben? Aber ich wil hoffen / es werde dir auch müssen rath werden / daß du mit deiner Unbescheidenheit wieder in die Scheiden fahren sollst / drauß du dich partiret hast. Hierzu weltzet sich endlich ein Prodigiosches Ey soll man solches heissen ovum Ledæ, oder verkahrt / Edel: Oder vielmehr Lethes? Ich weiß nicht: dieses sage ich / daß ich billich davon wegen der Geltzamkeit den Anfang zu reden allhier hette machen sollen: weil die Alten auch ihre Mahlzeiten damit vorgenommen haben. Horat. lib. 1. Sat. 3. v. 6. Cic. lib. 9. ad fam. ep. 20. Aber wie dem allen / hat es damahlen schon geheissen; ab OVO usóq ad mala: so spreche ich itzt; A malô malo ire usóq ad ova. GOtt wende alles böse / und beschliesse dieses unglückheffte arge Leben mit dem seeligen ἀιῶν, (Ey /) doch weil dennoch hiemit mein Propo nicht auß ist / so wil ich solches vollends hernach[125] vorbringen / in einem wunderbahren irgendwo gefundenen Ey; welches dennoch wohl so viel böses in sich haben solte / als ein anders erwehnetes Gefährligkeiten mahl: So es El (oder E, also abreviiren die Heyden in Templo Apollinis Delph. den Nahmen GOttes. Vide Dickinsohnium in Delphis Phoenicissant. & Fabric. in Cacozeliâ gentil. ab initio) oder [zurück gelesen] JESUS [dulce illud ovum, oder das Süß Ey / seu verbum ex ore Patris egressum: Ich alludire darauff / daß die Thebaner ihren Gott Cneph im offnen Munde ein Ey gemahlet haben / anzudeuten / das die Welt durch das Wort Gottes erschaffen sey. Procop. Gazæus ad. 3. Cap. Genes. oder wie ich meyne; weil JESUS das Wort des Vaters ist] in Gnaden nicht solte abwenden: welches aber geschehen mag ARA, oder durch ein andächtiges Kirchen-Gebet: Drauff wird sich Αρὰ oder ira DEI enden: Da wird als denn Gott nicht unsere SEDES und MVRVM verkehren oder verstören: [wie das folgende Prognosticon dreuet /] sed TEGET. Da wird auch der TODT selber und Clotho κυλίζω) müssen zurücke weichen; quando in vero DEO movemur & sumus, und wir unsere revolutiones in seinem Wort und Willen halten.


Prognosticon über das 1665. Jahr an die Röm: Käyserl: Majestät auß Italien gesandt.[126]


Wann die Sonn im Zeichen des Krebsen seyn wird / und die Zusammenkunfft nahe bey dem Drachen-Schwantz / wird man alsdenn von künftig verhandenen Wunderdingen bessere Wissenschafft erlangen mögen. Erstlich werden sich die Wasser unnatürlicher Weise ergiessen / und mit ihrem Außlauffen / sehr viel Oerter überschwemmen / und unter Wasser setzen; Umb selbige Zeit werden sich viel böse Feuchtigkeiten / nach solchem Ergiessen erheben / mit nichts wenigem Ungestüme: Dabey man an allen Orten und Enden wol dergleichen Sachen vernehmen dürffte / deren ehe dessen viel noch nie erhöret worden. Inmassen sich unterschiedliche Erdbeben mit grossem Krachen herfür thun werden; so werden sie auch die Hertzen der Menschen in Furcht und Zagen sehr vertieffen / die Wälder und Bäume werden von dem Ungestüme gewaltig brausen / rauschen und krachen. Ja durch Bewegung von ihren eigenthümlichen Stellen weichen / und viel Schlösser / Herrschafften und Städte untergehen. Absonderlich aber werden etliche Oerter an grossen Gebäu versincken. Es werden sich aber vorher etliche Zeichen sehen lassen; Sonne und Mond werden durch dicke Finsternüsse ihren natürlichen Schein verlieren; selbigen Morgen wird man einen 1/2 blutroten Bogen sehen / welcher Krieg bedeutet / wie auch Erdbeben / welche Auffgange biß zum Niedergange erfolgen werden. Umb diese Zeit[127] wird ein hohes Haupt die Welt gesegnen / und in erwehnten Erdbeben viel Leute gar todt bleiben: viel aber werden für Furcht in der irre lauffen. Der Anfang dieses Elendes wird geschehen am Tage Laurentii / das Ende aber ist Gotte bewust. Unsers Orts will sich gebühren Euer Mayst. vielmehr guts zu sagen / und alles Glück und Heyl zu wünschen: Bevorab aber die Wunder-begebnüß / die seine Völcker / Land und Herrschafft betreffen möchten / in gewisse Betrachtung zu ziehen: damit sie ernste Busse thäten / Ihre Mayst. für Ihre Person / wollen sich nach einem wohlgebauten Pallaste der Residentz umbthun / der Bequemligkeit nach / in einem finstern Thal entlegen / allenthalben mit Bergen umbgeben; allwo sie sich etwan mit etlichen Personen auff 20. Tag enthalten können. Dieses unser Prognosticon ist gedachter weise vom Chur-Sächs: Astrologo, und andern fürnehmen Gelehrten Leuten reifflichen Gutachten / gebilliget unn für gut erkennet worden.

Den 15. Maji, werden grosse Kriegs-Verfassungen zur Hand genommen werden.

Den 22. Junii, gehen zwey hohe Fürstliche Häupter mit Tod ab.

Den 10. Julii, wird ein grosser Herr seine Streitigkeiten erhalten / und das seinige wieder empfangen.

Den 12. dito wird man grosse Wunder und Zeichen sehen.[128]

Den 19. dito werden sich Empörungen anspinnen.

Den 19. Augusti wird eine überauß grosse unleidentliche Hitze erfolgen. (Solches erfolgete vom 23. Aug: an biß 26. Aug: drinnen man auch bey lichtem hellen Tage die Venerem immer am Himmel hat sehen können: welche deßwegen vom gemeinen Manne vor einem neuen Sterne aufgenommmen ward / wie auch zu ende p. 120. des Registratoris von Europâ zuersehn: Sie ließ sich aber am Tage also sehn biß Michaelis hin / fast einen Tag umb den andern wenn es helle Wetter war. Item noch nach Michaelis biß Martini hin.)

Den 19. Octob. neu Regiment und Gassen herfür brechen.

Den 12. Novembr. wird durch die gantze Welt ein grosses Blutvergiessen entstehen.

Den 15. dito wird die Helffte der Leute auß der Welt müssen.

Den 12. Decemb. wird man Wunder über Wunder sehen.

[Hactenus illud Vaticinium: Ja wenn Gründe dabey specificiret weren / jo hetten etwa jene Närrische Leute bessern Fug sich daran zu kehren /welche alleweile an einem vornehmen Orte ihre Behausung auff eine Zeit angeben / und eine sichere suchen sollen. Es ist wohl ein guter Freund / der einen vor Schaden warnet; aber es muß ja auch [129] fundament darhinder seyn / sonsten leuffte kahl ab / und heisset hinführo; Qui semel pejerârit, illum credi posteâ, etiamsi per centum Deos juraret, non oportet. 2. Hette doch der Augur Ihrer Käyserl. Majest. ärger nicht rathen können / als er gethan hat: Wo giebts wohl die meiste Gefahr bey Erdbieben / als zwischen Bergen wohnen / da sie von allen Seiten auf einen zuportzeln können? Ich hielte es mit den Thälern.]

Wir haben biß hieher von etwan mehr Gefahr / als künfftigem Glücke unsers Vaterlandes gehöret: aber solches möchte schon unter andern auch damit geschwächet und umb gestossen werden; wenn ein neuer eingelauffener Bericht vom 6. Maji auß Wien vermeldet / daß 2. Meilen davon / und zwar am 1. Maji. st. n. umb der Sonnen unterschiedliche Regenbogen /von schönen hohen Farben / umb 2. Uhr nach Mittage / am freyen Himmel / seynd gesehen worden: welches einige Außdeuter für gute omina gehalten haben: Mercke / daß umb selbige Zeit / die kostbahren Præsenta von Augspurg nach Wien gekommen seyn / die der Römische Käyser dem Groß-Türcken offeriren lässet / an 61 1/Σ Centner Silber: drauß künstliche Sachen an Schüsseln / Kannen / Brunnen / einem Tische etc. zubereitet geworden seynd. Doch betrifft dieses nur etwan unser geliebtes Vaterland: wiewol es Ihr von Hertzen zu wünschen[130] stehet / und wir grossen Anlaß haben / dem grundgütigen Gotte dafür Danck zu sagen. Aber wie wirds anderswo lauten? Traun wunderlich gnug. Denn man höre an / was auß Warschaw auch vom 1. May hergeschrieben ward: Nehmlich da hat man zur selben Zeit ein Hüner-Ey vom Lande in die vornehme Stadt gebracht / auff welchem ein blosser Sebel / ein von untenauffflammendes Creutz / eine Ruthe und gespannter Bogen / deutlich zu sehen gewesen. Hier hast du das elende Fatum wegen Polen / Preussen / etc. Höre ein dergleichens vom Engellande: auß der Stadt Eustachia in denen Caribischen Insuln vom 21. Decembr. 1664. Seit dem 21. Decembris. hier hat man allhier wahrgenommen einen Cometen oder Schwantz-Stern / welcher im Often auffgangen / und im herauffsteigen sich Südlich erstrecket; Der Stern an sich selber ist hell und klar / und der Schwantz dergestalt feurig / daß er einig Licht von sich geben. Welches aber noch wunderlicher und erschrecklicher gewesen / so hat sich in der Lufft auch ein Schwerdt præsentiret; Wovon Schiffer Caspar Cornelis / als er von dieser Insul nach denen andern Eylanden gefahren / Zeugnüß geben hier im Consistorio vor dem Prædicanten A. Polzius und denen Elterleuten reformirter Religion / als nehmlich daß er nachts am 12. Decembris recht über Angielje / ist ein Engl. Eyland / gesehen ein blutig Schwerdt[131] ungefähr 2. Klafftern lang / stehend im Nord-Ost /wie er nach seinem Compaß ermessen können / dieses Schwerdt hatte sich gegen der Spitzen zu gekrümmet nach der Form eines Türckischen Sebels / dessen Knopff war gewesen ein klar-scheinender Stern / wie denn an iedem Ende des Creutzes auch ein kleiner Stern gestanden; Und wie der Schiffer außsaget / so hette er solches sampt seinen Leuten wohl in die 2. Stunden lang gesehen / es ist aber solcher seither weiter nicht wahrgenommen worden. Von noch einem andern erschienenen Sebel in der Lufft besiehe meinen Cometen Extract, cap. von Deutschland. Im übrigen wegen des gedachten ersten Cometens ist zu erinnern / was gleich itzund die Wienische Relation vom andern Cometen erwehnet: Nehmlich daß am 13. Apr. sich der Crinit-Stern von 3. Uhr biß halb 5. frühe morgends bey hellem Wetter stattlich habe sehen lassen: worüber einige Gemüther ziemlich perplex geworden / und unterschiedliche Propheceyungen davon sollen entstanden seyn. So soll auch ein Weib in Tyrol / welches 7. Tage nach einander geschlaffen / und hernach wieder erwachet / viel Dings / so geschehen würde / gesaget haben. Im übrigen gehöret zu die bösen Wunder-Zeichen auch solches auß Dantzig am 7. May: daß ehegestern / war der 5. dieses / in der frühe / gegen anbrechen des Tages / unsern der vornehmen Stadt / in der Nährung / eine grosse Feuers-Kugel[132] vom Himmel gefallen sey / gleichsam den Strich haltend / wie der Comet seinen Lauff gehabt. Wobey es einen harten Schlag gethan; welches die Schildwache auff denen Wällen der Weichsel-Münde / und auch der Polnische gleich einkommende Postilion bezeuget.

Auß Augspurg vom 7. Jul: verwichener Tage hat sich der sämptliche Chur–Bayerische Hoff wegen allgemeinen Geschreys des am heiligen Laurentzi-Abend angedroheten schweren Ungewitters / davon so wol selbige als andere mehr Städte und Dörffer hetten verfallen sollen / von dannen hinweg begeben / wobey auch ein grausamer Gotteslästerer auff frischer That / ohn einige weitere Verhör zur Richtstadt gebracht und hingerichtet worden / da dann auch ein Zauberer / auß der Lufft auff die Erde fallend / ergriffen und bey demselben Hagel und Schlossen befunden / und so viel in Kundtschafft gebracht worden / daß derselbe eben dergleichen gedrohetes Wetter machen wollen / so ihm diß mahl mißlungen / hat derhalben seinen Lohn noch zugewarten.

Weiter hatte man auß Breßlau im anfang Augusti, daß daselbsten 7. Meilen davon zu Schweinitz ein groß heßliches Ungewitter gewesen / damit grosse Steine herunter gekommen / deren eines 8. Loth gewesen / blaulich an Farbe.)

4. Nicht unbillich mag allhier hergebracht / unn zur Historie von Tages, gesetzet werden / was sich[133] unlängst Anno 1664. nicht weit von Dreßden begeben hat in einem benachbarten Dorffe. Nehmlich es sol alldar ein Schäfferjunge im Felde seiner Heerde gewartet / und ungefähr einen mässigen Stein neben sich vermercket haben / der sich etliche mahl in die Höhe von sich selber bewogen gehabt: Hierüber hat er sich verwundert / war hinzu gangen / und hatte den Stein angesehen / hatte ihn auch endlich von dem Orte weggenommen; Und / siehe! in dem hüpfet ein junger Kerl auß der Erden hervor / stehet kurtz vor ihm / sprechende / das er dahin sey verbannet gewesen / und begehre nunmehr von ihm (dem Schäfferjungen) Arbeit / er müsse ihm was zu thun geben. Gar wohl hatte der Junge halb bestürtzt geantwortet / hilff mir meine Schaffe hüten. Und dieses soll ihm der Erd-Geist flugs haben belieben lassen / biß an den Abend / da der Junge sein Vieh ins Dorff treiben wollen / da hat das Gespenste mitgewollt: Der Junge soll sich aber flugs entschuldigt haben / sprechende / in mein Hausz vermag ich dich nicht füglich mitzunehmen; Denn ich habe einen Stieff-Vater / und darzu noch ander Geschwister mehr: Mein Vater würde mich übel zu schlagen / wenn ich ihme noch einen andern mitbrächte / und ihme das Hausz kleiner würde. Ja / so mustu mir anderswo Herberge schaffen / hatte das Ungethüme gesaget / du hast mich einmahl angenommen. Gehe hin zu unsern Nachbarn / hatte der Junge[134] geantwortet / denn derselbe hat keine Kinder: dieses sol richtig geschehen seyn; dergestalt / daß ihn auch der Nachbar nicht wider losz können werden: Aber wie es weiter abgelauffen ist / davon habe ich keine fernere Nachricht.

5. Sonsten habe ich mir erzehlen lassen / von einem Studenten / dessen seine Mutter gesaget hatte / dasz es zu Dessau geschehen. Nehmlich es sol ein Weib ein Kind gebohrn / und vor der Tauffe bey sich / in der Wiege / bey ihr Bette / geleget haben / und sampt der Magd drüber in einen tieffen Schlaff gefallen seyn / da denn drauff zur Mitternacht ein paar Unterirrdische Weiber gekommen / und ein Feur auff dem Heerte / im Hause gemachet / einen Kessel voll Wasser drüber gesetzet / und ihr mitgebrachtes Kind drinnen gebadet und abgewaschen haben / und solches hernach in die Stube getragen / und mit dem andern schlaffenden Kinde auszgetauschet haben: wie solches geschehen / sollen sie zum Hause hinauszgegangen seyn / und bey dem nechsten Berge / drinnen sie hinein zu gehen gedacht / sich umb das geraubete oder auszgewechselte Kind gezancket haben; drüber es eine der andern zugeworffen / und gleichsam damit geballet han / bisz das Kind drüber geschrieen / und die Magd inm Hause erwachet / ihrer Frauen Kind besichtiget / und befunden / das es unrichtig müste zugangen seyn: sintemahl es dem vorigen rechten Kinde nicht ähnlich gesehen:[135] Drauff war sie vors Hauß gelauffen / und hatte flugs die beyden Weiber noch also mit dem gemauseten Kinde handthieren gefunden: war hinzu gegangen / und hatte mit gefangen: wie sie es aber wiederumb einmahl in ihre Arme bekommen /war sie eilends damit nach ihr Hauß zugewischet / und hatte die Wechselbutte oder Nickerts-Kind herauß vor der Thüre geleget: welches Panckert oder Kielkropff drauff von den Bergfrauen wart wieder zu ihnen genommen worden. Hierzu gereichet über das jenige / was pag. 65. 66. allhier im andern Theile stehet / daß ich zu Leipzig gehöret habe / von einem glaubwürdigen Bürger / wie es sich mit seinem ersten Kinde begeben / als es schon etliche Wochen alt gewesen / daß es zu drey unterschiedlichen Nächten / in der Wiege war auffgedecket / und in der Quer geleget worden: da doch die Wiege hart vorm Wochen Bette der Mutter gestanden: dergestalt daß der Vater ihme fürgenommen / selber in der vierdten Nacht auffzubleiben / sein Kind zubewahren / und gute acht oder Auffsicht zu haben. Was geschicht? Er verharret eine lange weile / wachet stetig biß nach Miternacht / da war dem Kinde noch nichts begegnet gewesen: weil er es selber betrachtet und beschauet gehabt: Aber in deme fallen ihme die Augen ein wenig zu; also das die Mutter kurtz darauff erwachnet / und gleichsam eine ohngefährliche Abwechselung halten wil: Aber /wie sie sich ümmesiehet /[136] ist ihr Kind wieder in der quere gezogen / und das Decke–Betgen war von der Wiegen mitten über ihr Bette geworffen gewesen: da sie es sonsten nur immer auffzuschlagen und zun Füssen des Kindes in der Wiegen zu legen pflegen / nach allgmeinem Gebrauche. Dencke es einer / in so geschwinder Eyle / daß sie sich alle verwundern müssen! Aber weiter hatte das Ungethüme keine Macht zum Kinde gehabt: so hatten sie auch nichts weiter gesehn: ohne daß ihr Kind bald darnach sterbens kranck geworden / und 6. Zähne zugleich mit Verwunderung / bekommen. Sonsten lebet es annoch / und ist eine erwachsene Jungfer wohl von 12. etc. Jahren.

Im übrigen ists wunder / das nicht einer auch zur Stärckung der Sache dieses mit vorbringet / das man nehmlich in dem Bernsteine / Mücken / Fliegen / Krancker etc. eingeschlossen finden sol / welches doch unten im Meere generiret wird. Vide Doctorem Wigandum in Tract. de Succino: Kirchmayerum in Comment. ad Tac. de mor. Germ. tit. de Glesto & M. Thilonem in Disp. de Succino Borussiæ, als wenn solches Ungeziefer ex Regno Subterraneorum mit in die Substantz des Bernsteins hinein käme / der etwan ihr excrement ist. Denn so pflegen die Philosophi ihre Außflüchte zu suchen / wenn sie keine gnugsame Ursache eines verwunderlichen Dinges allhier auß unserer Gegend auffbringen können /[137] da müssen Ursachen vom Zaune gebrochen / oder auß dem tieffen Brunnen des Democriti hervor gesuchet werden. (Mercke wegen der vorhergehenden Historien / das solche von etlichen von den Wassernixen erzehlet werden.)

6. Es erzehlete mir Anno 1662. eine glaubwürdige Frau vō Salfeld / daß allda ein Edelmann in der Erndte / umb sein Korn zu beschicken / und auff dem Felde in Garben binden zu lassen / gezwungen gehabt habe eine Sechswöchnerin von seinen Unterthanen / mit zu helffen / drauff sol das gezwungene Weib ihr junges Kindelein mit sich genommen / und auff den Acker hingeleget haben / damit sie sampt den andern Leuten desto hurtiger binden könte. Und über eine weile sol der gegenwertige Edelmann ein Erdweib mit einem andern Kinde haben kommen gesehen / daß sie mit dem dargelegten Bäuerlichen Kinde vertauschet habe / und drauff weggegangen seyn. Bald hat solches Kind angehoben sehr zu schreyen / welches die bindende Mutter vernommen / und derentwegen hingelauffen ist / ihr vermeyntes Kind zu stillen. Da hat ihr der Edelmann gewehret / sprechende; sie solle zurücke bleiben / er wolle es ihr schon sagen / wenn es Zeit were: welches denn der Frau gejammert / daß sie nicht hat dürffen einmahl ihr vermeintes Sechswochenkind zu stillen / sondern hat es müssen schreyen lassen / und unverrichteter Mütterlicher Pflicht wieder weggehen. In dem[138] es aber also unauffhörlich fortgeschrien / da sol die Nickartin oder Roggen-Mutter gekommen seyn / ihr voriges weinendes Kind zu ihr genommen / und das gestolen an vorigen Ort wieder gebracht haben. Als solches geschehen / und der auffpassende Edelman es auch mit Augen selber gesehen; da hat er der rechten Mutter geruffen / ihr das wiedergebrachte Kind anvertrauet / und flugs nach Hause in ihr Wochenbette wieder gehen heissen / sprechende: von nun an / und noch nimmermehr / wil ich keine Sechswöcherinne herauß jagen / sondern daheime ihre Zeit recht außwarten lassen. Eben eine dergleichen Historie ereiget sich auch / lieber Leser / im nachfolgenden Cap. von Kielkröpfen / auß Wolffgang Hildebrandi Hexen-Wercke. Im übrigen müste es ein wunderlich Thun seyn mit der Außtauschung / daß die Bergweibergen ihre Kindelein nicht so lieb hetten / als wir unsere: als da man das garstige umb ein fremdes schönes nicht hingebe.


Sectio Secunda.


Biß hieher von dem einen Geschlechte der vermeynten Unter-Irrdischen / itzt folgt das Ander / nehmlich von den Bergmännlein: Davon Sperlingius in Phys. lib. 1. p. m. 256. also: Diese Art hat zweyerley Geschlechte: Eines ist das grausame und schädliche; das Andere das sanfftmütige. Von dem grausamen hat Georg. Agric. [139] lib. de Anim. Subterr. p. 78. zwo Historien: Nehmlich ein solches Bergmännlein / ist zu Anneberg gewesen / der zwölff Arbeiter mit seinen Hauchen in der Höle / welche die Rosen-Crone heisset / umbgebracht hat. Er ließ aber sein blasen auß dem Rachen / in dem er wie ein Pferd außsahe / einen langen Halß und greßliche Augen in der Stirn hatte. Weiter ist auch ein solcher gewesen / der zu Schneeberg / in einer schwartzen Mönchskutte / der in S. Georgens Höle einen Arbeiter von dem Erdboden affgehoben / und zu oberst am Boden mit grossem Leibes-Schaden hin gesetzet hat. Die sanfftmüthigen werden Kobelte genannt / von andern auch Bergmännlein / weil sie kaum 3. Spannen in der Länge haben. Diese fügen keinem Menschen Schaden zu / es sey denn daß man sie verlachet oder auff sie gescholten habe: Im übrigen graben sie die Erde / giessen Wasser hinein / und seynd bey aller Arbeit hurtig und unverdrossen. Wiewohl sie nur das ansehen haben / als wenn sie arbeiteten; da sie doch nichts verbringen. Aber von beyden Geschlechten ist ein Urtheil zu fällen / wie von den Gespenstern in gemein: Nehmlich der betriegliche Teuffel steckt darhinter / der unsere Leiber und Seele äffet / der durch alle Länderher umb irret / und denen Menschen Tag und Nacht hinterstellig ist. Confer Ola. Magn. lib. 6. c. 10. de Gent. Sept. p. m. 224. 225. & Lavaterum in libell. de Spect. & Lemur. da er unter[140] andern Synonymien /welche er denen Gespenstern giebt / auch diese hat / daß er sie heisset / virunculos terreos, Unterirrdische. Im übrigen hat gedachter Sperling zweifels ohne das entlehnet auß diesem Ludov. Lavaterô. Der Autor Magicorum part. 1. p. 35. b. etc. redet nochvollständiger von den vorgedachten also: Zweyerley Geister und Gespenst werden auch in den Fundgruben auff den Bergstädten funden. Es wird auch beyderley Art auff den Bergstädten in den Fundgruben gefunden /wie solches Georgius Agricola bezeuget in libro de animantibus subterraneis. Und seynd die grausamen und unfreundlichen welche auch nur erschrecklich anzusehen / gemeiniglich den Bergleuten feind und gehäfftig. Solcher Art ist gewesen der Geist zu S. Anneberg / in der Zeche zum Kosenberg / welcher über die zwölff Bergleute an ihrer Arbeit mit seinem Anhauchen getödtet und umbbracht / welcher auch von deßwegen ist liegen blieben / und nicht ferner gebauet worden / ob sie gleich reich von Silber war / es hat aber den Athem außm Halse geblasen oder gehaucht / und ist in gestalt eines Pferdes mit einem langen Halse und greulichen Augen erschienen. Also ist auch der Schneebergische Geist gewesen / welcher in einer schwartzē Münchskutte in der Zeche zu S. Georgen erschienen / welcher einen Begmann oder Ertzknappen erwischt / vom Boden auffgehaben / und zu oberst in die Höle /[141] so vorzeiten gar silberreich / gesetzt / nicht ohne Verletzung seiner Glieder. Bey den Türcken hat ein Jüde / so bey ihnen wohnhafftig / auff eine Ziet von einer gar reichen Zeche müssen ablassen / von wegen eines solchen Bergteuffels / welcher den Bergleuten in Gestalt einer Ziegen / oder wie ein Geiß / mit güldenen Hörnern / fürkommen und erschienen. Die guten aber freundlichen nennen etliche bey uns Teutschen / so wohl auch die Græci, Kobolte / die weil sie viel Dinge den Menschen nachthun / mit lachen und andern Dingen mehr / und scheinen als wenn sie viel thäten / und doch nichts thun. Etliche nennen sie auch Bergmännerlein; denn sie erscheinen gemeiniglich wie die Zwerge / drey viertel einer Ellen lang. Sie erscheinen aber in gestalt eines alten Männleins / und bekleidet wie die Bergleute / mit einer weissen Haupt-Kappen am Hembde / und einem Leder auffm Hindern. Diese thun den Bergleuten kein Leid / denn ob sie wohl bißweilen die Bergleute mit Steinlein werffen / so thun sie ihnen doch selten Schaden / es sey denn das sie mit spotten und fluchen erzürnet und scheltig gemacht werden. Fürnehmlich aber lassen sie sich sehen in denen Zechen / welche Ertz geben / oder ja zum wenigsten gute Hoffnung darzu ist. Derwegen lassen sich die Begleute hierdurch nichts erschrecken: Sondern haltens für eine gute Anzeigung / und seynd desto frölicher und fleißiger in der Arbeit / und wünschen[142] nach ihnen / und haben groß Verlangen sie zu sehen. Eben dieses erzehlet auch also (Lateinisch) Caspar Posnerus P. P. Jen. in Disp. de Virunculis Metallicis, Anno 1662. cap. 5. 6. ex Agricol: De Animant: subterran: fin: & oper: suorum, edit: Basil: Anno 1546. f. 432.

Sonsten erzehlet dieser Herr Posnerus d. l. auß Ludov. Lavat. unter andern auch dieses / wie daß zu seiner Zeit ein frommer und gelahrter Mann an den Lavat. geschrieben habe / wie daß zu Davosio in denen Alpibus Rheticis ein silbern Bergwerck sey / drauff der Bürgermeister zu Londamano, Petrus Buol in vorigen Jahren viel Unkosten gewandt hat / darauß er auch keine geringe Schätze gehoben hat. Sonsten sol sich im selbigen Bergwercke ein sonderlicher Geist haben sehen lassen / der / wenn die ander Bergleute ihre außgegrabene Stücke in Gefässern gethan haben / gemeiniglich am Freytage / sich auch sehr geschäfftig erzeiget hat / wenn er auch das Metall nach seinem Willen / auß diesem Geschirr genommen und in ein anders gethan hat. Worüber denn der Bürgemeister nicht unwillig worden ist / wie er denn auch allemahl unverletzt wieder davon gekommen ist /wenn er sich in die Grube hinunter fahrend mit dem H. Creutze zuvor gesegnet hat; Es hat sich aber einmahl zugetragen / wie sich derselbige Geist eines Tages sehr ungestüm erzeiget / daß es einem Bergmanne ziemlich verdrossen / das Ungethüme[143] gescholten / und an den Galgen es zu gehen gewünschet hat / mit vielen Fluchwörtern. Was geschicht? der Geist kriegt den Kerl beym Halse / und drehet ihm den Kopff herumb auf den Rücken / davon er zwar nicht gestorben ist / doch hat er den verdreheten Hals hernach immer behalten müssen / wie ihn denn viel Leute gekannt haben / biß er drauff etliche wenig Jahr hernach abgestorben ist. Dieses erzehlet Lavat. Tigurinus l. 1. c. 16. de Spectr. & Lemur. Und fast dergleichen hat auch Olaus Magnus l. 6. c. 9. de Gent. Sept. Man weiß für gewiß / daß die Teuffel / welche man Wichtelin oder Begmännlin nennet / denen Innwohnern des Landes zur Hand gehen / und viel Arbeit verrichten / insonderheit in den Ställen / und in den Bergwercken / da sie die Steine zerbrechen und zerschlagen / und denn in die Eymer werffen / darinn man sie herauß zeucht / die Rollen einheben / die Seiler darumb thun / als wolten sie gleich viel außrichten. Sie lassen sich auch bißweilen sehen / und erzeigen sich in angenommener Gestalt der Bergleute / lachen / verblenden sie / und treiben allerhand Gespött mit ihnen / dadurch sie es betriegen / ruffen sie etwan an einen andern Ort / wenn sie denn kommen / so ist niemand vorhanden / werffen ihnen etwas unter die Hand / und wenn sie wollen angreiffen / so ist nichts mehr da / und verschwindt. d. l. bringet Herr Posnerus die Bergmännerlein hin zu die[144] Kobold / als welche unter einander einerley Gestalt / grösse und gleiche Verrichtungen haben / ohne daß sie nur an der Kleidung und ihre Oerter / einen Unterscheid haben. Aber solte dieses letztere nicht gnug seyn / einen gäntzlichen Unterscheid zwischen sie zu dulden (wiewohl die actiones auch schon albereit gnug diferiren / die Statur und Figur desselbigen gleichen /) sintemahl Mich. Psellus. ein Constantinopolitanischer Philos. umbs Jahr Christi 1000. auß dem Vorgeben des Mæci, eines München und Mesopotämischen Einwohners / dafür helt in Dial. de Operat. Dæmon. Edit. Gilb. Gaulmin Lutet. Pari. Anno Christi 1615. p. 41. daß die Erde von ihren besondern Formis oder Cörpern angefüllet sey / wie auch die Oerter unter der Erden / die öbere Lufft / das Meer / alle von besondern Geschöpfen: deren er sechserley beglaubet p. 41. & 42. item 46. da er hinzu thut / daß alle diese Dæmonum genera Gottes und der Menschen Feinde seynd: Am allerärgsten aber weren die aquea, subterranea und lucifuga: Ja es were keine blaue Dunst und Gauckeley mit ihnen / sondern sie sollen den Menschen warhafftig auffsetzig seyn / und auff ihre Ertödtung loß gehen; So sollen jene auch die Menschen zur hinfälligen Kranckheit und Raserey verursachen / etc. Die aërea und terrestria aber / sollen die Leute mit Arglistigkeit fällen / und sie verschmitzter weise zu allerhand Sündhafftigen Verrichtungen[145] antreiben. (Seind das nicht wiederwertige und gar unterschiedene effectus?) Paracelsus Lib. Philos. de Nymphis, Sylphis, Pygmæis & Salamandris, & lib. de occult. Philos. tract. 5. qvi est von den Leuten oder irrdischen Geistern unter der Erden / nennet sie Schrötlein oder Bergmännlein / Sylphes oder Pygmæos, sagende: Sie sind nicht Geister / wie andere Geister / aber gleich denen Geistern zu rechnen / in aller Vermögligkeit und Kunst / haben doch Fleisch und Blut / wie die Menschen / das sonst kein rechter Geist hat / wie denn Christus sagt zu seinen Jüngern. Et post pauca: Wollen sie aber je Geister genennet werden / so mag mans irrdische Geister nennen / von wegen des / daß sie unter der Erden ihr Chaos und Wohnung haben / und nicht wie andere rechte Geister in Lüfften wohnen. Derohalben man dieser irrdischen Geister sonderlichen viel findet / spüret / siehet und höret / wo grosse Schätze und Reichthum verborgen liegen. Also auch / wo köstliche gute Bergwerck von Gold und Silber sind / denn daran haben sie ihre Lust und Freude / verhütens und lassens nicht gerne von sich: wie denn die Bergleute von ihnen viel erfahren haben /werden auch viel von ihnen verhindert und angefochten in mancherley weiß und weg: etwan von ihnen verfolget / geschlagen oder geworffen. Hingegen erzeigen auch sie offt grosse Wolthat / und verkündigen einem den Todt: Also / wo mans[146] höret klopfen zum ersten / andern / und dritten mal / demselbigen Orte bedeuts ein Tod des Bergmanns / der daselbst seine Arbeit hat / entweder er wird vom Bergwerck bedecke / oder kömt sonst umb sein Leben. Das ist nun bey den Bergleuten eine gewisse Erfahrenheit / und die Bergverständigen haben grosse Achtung auff solche Ding. Es sind auch diese Geister der bösesten Geister / ob allen andern Geistern / die nicht Teuffel sind /(sonderlich wem sie übel wollen /) so ist auch zwischem dem Teuffel und diesen ein grossser Unterscheid: Der Teuffel stirbet nicht ab / so diese absterben. Darumb mangelt ihnen dieses allein / das ist daß / daß sie absterben nach langem Leben / sonst würden sie auch billich Geister genennet / aber zuvor nicht: Denn die Geister leben ewig und sterben nicht ab: Darum was Leib / Fleisch und Blut hat / dem Tod unterworffen ist / und je einmahl sterben muß.

Ibid. Das solche Elementalische rechte und wesentliche Leute in den ersten Zeiten / offte für GOTT gehalten worden seynd; Darwieder GOtt in der ersten Taffel der Zehen-Geboten uns warnet / daß wir nicht ander Götter neben Ihm haben sollen / weder die im Wasser (da meynet er die Nymphen /) noch die unter der Erden (das sind die Sylphes und Pigmæi.) Ibid. daß sie dem natürlichen und ewigen Tode unterworffen seyn. etc. Ibid. Daß die melancholischen Gedancken von dem Teuffel und irrdischen Geistern herrühren: Daher kömpts / das etliche Leute / und fürnehmlich die Kinderbetterinnen / zu Nacht im Schlaffe gedrücket werden / daß sie vermeynen / sie müssen ersticken / können dazu nicht schreyen / oder jemands ruffen! zu morgens sprechen / mich hat heinte Nacht ein Trut gedruckt / ist ein alter Mann oder alt Weib gewesen: haben je und allewege vermeynt / es seyen Hexen: so doch die Hexen leiblich durch keine beschlossene Thür oder Fenster mögen / noch können einkommen / wie die Sylphes und Pygmæi können. O du zweiffelhafftiger Mensch und kleingläubiger Petrus, der du dich einen jeglichen Wind bewegen lässest / und so leichtlich sinckest. Du bist an solchen selbst schuldig / dein verzweiffelter Glaube / der so schwach und klein in dir ist / auch deine eigensinnige böse Gedancken bringen dich dahin / und fügen dir solches zu. Darzu hast du einen magnet in dir verborgen / darmit du solches an dich zeugest; Das ist der Himmlische magnet, über alle andere magneten / die da Eisen und Stal auffheben und an sich ziehen: auch über die quintam Essentiam oder constillirten magneten / welche das verfallen und verborgene Eisen verrathen und offenbahr machen. Denn der Himmlische magnet ist einer solchen grossen Macht / daß er über hundert oder tausend Meilen / ja alles was er will / auß den 4. Elementē an sich zeucht / wenn er in seine exaltation gehet. [147] etc. Im übrigen will Paracelsus, daß die Bergmännerlein jene Pygmæi oder Zwerge seyn / davon die alten Historici viel Dings haben. Item daß sie Menschen seyn / doch zwar nicht einerley Art mit uns / aber gleichwohl dem rechten Wesen nach. Welche von uns nur allein durch die Seele abgesondert weren / wiewol sie auch nicht minder vernünfftig sollen seyn; Ja weiser / klüger und gelahrter als wir. Er eignet ihnen auch rechte natürliche Leiber zu / daß sie leben und sterben / daß sie arbeiten und der Kunst gebrauchen / daß sie in sich das Principium sich zu bewegen und stille zu seyn haben als wir: Ja das sie Einwohner und Theile dieser Welt seyn / und zur Physischen Betrachtung gehören. Dieses bejahet er / wie wir bedünckt umb folgende Ursachen. 1. Weil GOtt Allmächtig ist / und nach seiner unendlichen Weißheit viel Dinge erschaffen kan. 2. Weil diese Entia mit unsern euserlichen Sinnen begriffen werden. 3. Weil sie Blut und andere partes organicas haben. 4. So leben sie auch / und geben lebhaffte Wirckungen hervor: und sterben endlich. Vide Paracels. l. 5. Meteor. c. 4. Resp. Hier wird bey allen der rechte Beweiß vermisset: Weiter redet er mit dunckeln Worten / welches andere seines gleichen auch thun. Im übrigen redet von den Pygmæis weit anders Arist. 8. Hist. Animal. c. 12. wiewohl d. l. Paracels. wenig von Aristot. in genere halten will. Im übrigen[148] 1. wegen der Allmacht GOttes vide finem c. von Mondleuten. 2. so giebt es ja auch phantastica corpora. 3. hat ihnen Paracelsus etwan das Blut abgezapfet? Traun wenn ers gethan hette / er würde wohl pulveres, Essentias, Tincturas und andere Sachen drauß gemachet haben /welche er weit höher halten würde / als was von unsern Leibern kömmet: Aber so gedencket er nirgendwo davon etwas. 4. hat etwan der Paracelsus einem krancken beygewohnet / oder ist mit einem gestorbenen Bergmännlein zur Leiche gegangen? Ja er mag wohl gegangen seyn / wenn er von seinem bösen Feinde wohin geführet worden / das er selber nicht gewust hat / wo er bekahrt gewesen. Das er 5. sich auff die Erfahrung berufft. lib. Meteor. c. 4. das reimet sich zur Sache nicht. Und möchte ich wohl wissen / ob er auch im Lichte / und Feuer auffm Heerde vernünfftige Substantias statuire? daß Strahlen herauß gehen / und sich bald hier bald da hinwenden / das ist uns zwar bekant genug. Vom Zeugen der Bergmännlein / ist es gar ein wunderlich vorgeben /wenn er d. l. spricht / daß von solchen homunculis, nicht allein die Zwerge / sondern auch die greulichen Riesen gebohren worden seyn: welche grosse gewaltige Siege und verborgene Weißheit wieder ihre Feinde gehabt. etc. Resp. Aber dem Goliath und Og ist es gleichwohl schlecht bekommen / etc. Weiter / daß sie leiblich seyn sollen / daß etliche Philosophi[149] und Theologi, auch allen Engeln und Geistern außerhalb GOtte / lieber zuschreiben / als Psellus thut / p. 29. 30. und zu unser Zeit der fürtreffliche und subtile Medicus und Philosophus zu Altorff / Ernestus Sonerus in Disp. de Problem. miscell. Philos. Problem. 10. in Phil. Altorff. p. 421. & seqq. & Comment. in lib. 12. Metaphys. Arist. c. 8. p. 671. & seqq. welchem sich zu wieder gesetzet hat auff eben derselbigen Universität Altorff der fürtreffliche Mann Joh. Paul. Pelvvinger in Comment. in Alpha majus Arist. Metaph. c. 7. quæst. 1. p. 211. etc. Wieder die alten hat sich wacker verantwortet Cristoph. Scheiblerus oper. Metaph. l. 2. c. 4. tit. 2. art. 3. num. 28. etc. item Don. Francisco Torreblanca dictus und Advocatus Regius in Granatensi Cancellar. in Dæmonol. l. 2. c. 28. n. 2. Im übrigen ob man der Bergmännerlein Leiber gleich will gesehen haben / so ist doch noch niemand gefunden worden / ders mit den Händen angerühret hette / also das man alle ihre Theile dermassen recht hette betrachten können. Das Gesicht betrieget sehr: So hat man auch nichts von ihrem Ursprunge / Speisung / Stuelgängen / Nutrition, Zeugunge / Wohnung / Todte / etc. gesehen. So müsten sie auch in allen Stücken von uns differiren / weil sie verschwinden / und sich in eil uns zu Gesichte wider bringen können. So seynd auch die klügesten Leute von ihnen in grosse Gefahr und Unglücke[150] gebracht worden / etc. und derentwegen seynd sie nichts anders als Spectra, und Teuffels spückereyen / sie mögen der Rede nach bey etlichen Leuten / Unterscheid gefunden haben / wie sie wollen: so gehören sie auch endlich zur Physic nicht / als Geister / welche der Metaphysic unterwürffig seynd. (Ich schliesse mit dem Tabermontanô Tom. 2. f. 19. Allermanharnisch / oder Siegwurtz wird also genennt / weil die Bergknappen sich derselben sehr gebrauchen / die Gespenste und böse Geister zuvertreiben / von welchen sie sehr angefochten werden.)


Sectio Tertia.


Ich muß noch das dritte Geschlecht von Bergmännern hervor bringen / welches also beschreiben hat Schvventerus in Erqvickstunden part. 3. c. 52. p. 221. Wie groß der Berg Altho müsse gewest seyn? der Leser / sagt unser Author, wird seine Lust sehen an denen unterschiedlichen Exempeln / welche ich hieher setzen wil. Erstlich auß dem Vitrurio, der meldet in der Vorrede seines andern Buchs von Dimocrate, dem Baumeister / Plutarchus in vitâ Alexandri nennet ihn Stasicratem, Arrianus aber Chinocratem, Strabo Chiromocratem, Plinius Dinocharem, andere Democratem, daß er sich auff die Reise gemacht / Alexandrum Magnum zu sehen / und ihme ein rechtschaffen Meisterstück zu præsentiren und vorzulegen / nehmlich einen Abrieß von dem[151] grossen Berg Atho, darauß er ein männliches Bild wolte formiren und figuriren / welches in seiner lincken Hand eine sehr grosse Stadt haltend für 10000. Mann / in der rechten eine Schüssel oder Schalen / alle Flüsse desselbigen Berges empfinge / und in das Meer außgösse: Alexander Magnus liesse ihme eine solche Invention gefallen / wunderte sich darüber / fragte auch den Künstler / ob umb denselbigen Berg so viel Getreide / gedachte Stadt zu erhalten / möchte gebauet werden? weil aber solches unmüglich / sagte er ferner gantz weißlich: So schön die invention were / so ungelegen were auch der Ort / behauptet auch solches mit einem schönen Gleichnüß / wie in dem Vitruvio ferner zu lesen. Wir wollen vielmehr itzo die grösse des Bildes / der Stadt und Schalen betrachten. Der Autor saget / das solches auß der Proportion leichtlich zu finden sey / nimmet die Stadt der Grösse / daß einer Person 12. Werckschuch eingegeben werden / wie es der Autor meynet / kan ich auß der Dolmetschung nicht verstehen / weil sie etwas obscur und dunckel ist: Ich will es meiner Meynung nach rechnen: So einer Person 12. gevierdte Schuch gerechnet werden / muß die Stadt 12000 gevierdte Schuch gehalten haben / und weil die länge der Hand sich zu ihrer Breite verhelt / wie 2. zu 1. müssen 2. Zahlen gefunden werden / die sich zusamm verhalten / wie 2. zu 1. / welche mit einander multiplicirt 120000. machen. Wir wollen / Brüche[152] zu meiden / nehmen 490. und 245. die bringen / wenn man sie in einander multiplicirt, 120050. / welche Zahl nur umb 50. Schuch grösser als die recht schuldige. So ist nun die Länge der Hand 490. Schuch / und weil diß der 10. Theil des Bildes / so muß seine länge seyn 4900. Schuch / und diß ist auch die höhe des Berges / die Nasen müste lang seyn 1631/2 Schuch: Nun ist leichtlich die Rechnug zu machen / wie groß die andern Theile des Bildes hetten seyn müssen / welches ein jeder zu seinem belieben / nach unserer gegebenen Proportion leichtlich außrechnen kan.


Sectio Quarta.


Es ist noch zum 4. zuerinnern / das gleichfalls ein anders vorhanden sey / drauß man was Erd-leutisches machen könne: Nehmlich die Erde an sich selbst. Traun davon seynd sehr viel Schrifften herauß / drinnen sie einem Menschlichen Cörper verglichen wird / als welche von Macro und Microcosmo geschrieben haben. Vide Alsted. in Encyclop. p. m. 1406. Libavium p. m. 228. l. 3. Hexaem. als wird ihr eine Seele zugeeignet. Kepler. in Epit. Astron. p. 515. 2. Das Getränck. Heidfeld. in Sphyng. Philos. p. m. 107. 3. Der Husten. Rivin. in Venil. & Salac: tmem. 1. κεφαλα. 3. in fine ex Pomp. Mel. c. 1. l. 3. Scal. Exerc. 52. 4. Eine Athemholung. Lic. Müllerus PP. Lipsiæ Mathem. in Dissert. de [153] nive sexangulari. Vide part. 1. meiner Weynachtfratzen. 5. Gebeine. Ovven. l. 2. Epig. 44. p. m. 144. Raymundus Mindererus p. m. 105. Threnod. Med. 6. Die Rede per Anagr. Erde. Vide Hiob. 12. v. 8. Apoc. 12. die Erde that ihren Mund auff.


Sie pflegen zwar die Erd dem Thiere zuvergleichen /

Doch / wenns zur Stimme kömmt / da hat man nicht viel Zeichen /

Die Warheit zuvermehrn: Drumm schlichtet sie den Streit /

Und spricht das Urtheil drauff: ich rede allezeit.


Nehmlich wenn die Erde kracht durch Erbeben=welchen Schall die Alten etlichen gewissen wilden Thieren haben wollen zuschreiben / die sie Neades geheissen. Vide auß vielen Autoribus, Bochartum in Canaan l. 1. c. 8. p. 408. etc. Confer von der Rede Calixtum de supremo Judic. p. m. 142. Robertum de Fluctibus in discurs. Anlyt. ad Append. Kepler. p. 18. 19. von der Respiration und Seele der Erden.

Dahin gehöret / daß sie die Erde vor zeiten ein Principium genannt haben / Lauremberg. in Disp. Physiol. de Princ. 102. p. 5. §. 4. 2. Eine Ernehrerin Salmuth in Panciroll. p. m. 15. Hadrian. & Epict. in Alterc. c. 20. 3. Eine Lebendigmachung M. Reyher ad Disp. de Terrâ.[154] 4. Ein Eheweib. Vide Majer. in Colloqv. Gonsal. p. 4. de duplic. terrâ viv. Ovven. l. 1. Epig. 97. p. m. 137. 5. Eine Mutter Armand. de Bello Visu p. 111. Tract. 2. de Prædic. substant. Conf. Becm. in Orig. L. L. p. m. 356. Gorop. p. m. 47. l. 4. Hisp. der Thiere Mutter D. Christiani ad Dissert. de Christiano p. 48. Libav. in Hexaëm. p. m. 608. etc. l. 7. der Mineralium. Libav. l. 4. p. 256. Hexaëm. Matth. Untzerus de Sale c. 4. p. 12. der Pflantzen. Lauremberg. in Acerr. Philol. Cent 2. Hist. 39. p. m. 87. etc. Heidfeld. in Sphing. Philos. c. 7. p. m. 39. etc. der Götter. D. Joh. Mauckisch in Disp. de Poëtarum fabulis thes. 12. daher sie die Erde als eine Göttin verehret haben mit Opffern. Horat. l. 2. Epist. 1. v. 143. Unsere Vorfahren haben sie gar angebetet / als eine Göttin / Hertham genannt. Vide ad Tac. de mor. Germ. Berneggerum & Ursin. in Analect. der Menschen. Sperling. in Phys. l. 4. c. 4. p. m. 663. etc. Tymp. in Mens. Philos. p. 238. Heidfeld. in Sphing. Philos. c. 7. p. m. 40. Ovven. p. m. 92. l. 1. Epigr. 143. & p. 97. Epigr. 184. Varro l. 3. de re Rust. Plin. l. 2. c. 36. Ecclesiast. c. 40. Turneb. l. 5. c. 16. Adversari. c. 15. D. Heinrici in Disp. de primogeniturâ Christ. c. 5. §. 4. Calixtus de Immort. An. p. m. 129. M. Casp. Lilius in Cornel. Nep. Themist. c. 2. §. 6. ex Liv. l. 1. c. 56. Diodor. Sic. l. 1. Bibl.[155]

Weiter möchte man zu den errichteten Erdmännern auch bringen der Jüden schnackisches Vorgeben von Aufferstehung der Todten / darnach sie sich träumen lassen / daß solche im Gelobten Lande nothwendig geschehen müsse / und welche also daselbsten nicht gestorben seyn / noch begraben worden / daß solche unter der Erden dahin krichen / oder sich hinweltzen müsten / biß sie in Palæstinam kämen / und müsten also ihre Antipodes oder Gegenfüßler sich bey zeite darzu gefast machen / weil es etwan langweilig daher gehen dürffte. Aber / ô Thorheit / der Himmel ist von einem Theile der Erden so weit entfernet / als vom andern: Ich geschweige des engen Raums im Jüdischen Lande / da alle Todte stehen solten.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Anthropodemus plutonicus. Das ist eine neue Welt-beschreibung [...] 1–2, Magdeburg 1666/67, S. 44-156.
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