Rübezahl verrehret einem ein Zauber-Buch.

[86] Es soll an einem gewissen Orte ein curioser und abergläubiger Mensch[86] gewesen seyn / der nicht mehr gewünschet / als daß er nur ein solches Buch haben möchte / daraus er sich unsichtbar machen / zaubern und allerhand unnatürliche Wercke verrichten könte. Zu diesem schleicht der Rübezahl hin / und bietet als ein Necromanticus dem unartigen Kerl ein sonderliches Büchlein feil / daraus er alle Wunder erlernen /und ins Werck setzen könte: Was geschicht? Jener preist sich glückselig / daß er dermal eines seines Wunsches theilhafftig wird / und behält das Buch für eine ziemliche Summa Geldes; damit der Rübezahl davon gehet / und den Narren in seinem Wahn verlässet. Kaum wie der Geist etwa ein wenig entrunnen gewesen / da will der Teuffelsbanner ein Versuch thun /wil das Buch auffschlagen / und ein beliebtes Stückgen hervor suchen: Da befindet er / daß solches Büchlein nur ein Bündgen Blätter von den Bäumen gewesen / welche fast darnach geschnitten / außgesehen /[87] daß sie einem Buche ähnlich gescheinet haben / und nichts in sich gehalten / als was sie von Natur für Striemen haben.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 86-88.
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