Rübezahl verwandelt sich in einen Apfelbaum.

[53] Es sollen auff eine andere Zeit etliche Schueknechte über das Riesengebürge gezogen seyn / da ihnen unterwegens theils ein Hunger / theils auch ein Durst betroffen hat. Aber was geschicht? Gleich sucht sich /gleich findet[53] sich: In deme sie an ihre Noth gedencken / da ersehen sie in der Nähe einen schönen grossen Apffelbaum mit köstlichen reiffen Früchten. Zu solchen machen sich die Reissigen geschwinde hin /schütteln und werffen in grosser Menge die verlangten Aepffel herunter / und besacken ihre Bündel und Schiebesäcke da voll / und gehen darauff ihres Weges immer fort. Nicht lange hernach / greiffen sie nach etlichen Früchten hin / und wollen solches Obst kosten; Siehe / da warens theils Kröten / theils Feldsteine und ander possirliches Dings. Worüber sie sich verwunderten und erschracken: Ja die meisten schütteten solches verwandelte Obst geschwinde auff dem Wege aus / doch einer sagte: er wollen Bettel nicht rühren /sondern erstlich in der Herberge zusehē / was drauß würd werden; und mit diesem hiesse es: Tandem bona causa triumphat: endlich wird di Milch zu Butter: Denn / wie er seine Schiebe-säcke außleerete /[54] da fand er etliche Klumpen Gold / welche besser waren als des Herculis geraubete mala aurea Hesperdium. Hierüber ward der Glückselige gutes Muths / die andern aber betrübten sich über den Verlust ihrer Wolfahrt. Sed serò sapient Phryges.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Anderen, und ganz frischer historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1671, S. 53-55.
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