Rübezahl dinget einen Taglöhner.

[214] Es sol einmahl (ich weiß aber nicht wenn / denn es mag wol lange geschehen seyn) ein Knecht aufs Gebürge gegangen seyn / damit er dem Rübezahl seine bereitwilligste Dienste præsentirte, weil er vernommen / daß viel Leute was wichtiges davon gebracht /wenn sie es treulich mit ihm gemeynet gehabt. Und in solchem Vorhaben[214] oder Gedancken hat er seinen begehrten Gerrn angetroffen / und Arbeit begehret. Darauff der Rübezahl ihme eine grosse eiserne Hacke gegeben / befehlende / daß er hiemit an einen gewissen Orth aus dem Felsen solle Steine hacken: Welches denn auch geschehen / indem der Knecht über acht Stunden eine ziemliche Menge loß gemachet / und über einen Hauffen geleget / biß es Abend drüber geworden / da der Herr des Berges zu seinem Miedling gekommen / die Arbeit besehen / und den Lohn abgeben wollen. Es war aber der Danck dieser gewesen /daß der Rübezahl dem Knechte einen gantzen Schaube Karn voll solcher Steine mitgetheilet: Die dieser Knecht vorlieb und Willen genommen / und seines Weges damit weg gefahren / aber schier alle / aus Verdruß / indem sie ihm ie mehr und[215] mehr zu schwer geworden / weggeworffen / biß auff etliche wenige /die er nach Hause gebracht / und befunden / daß sie klar Gold gewesen.

Quelle:
Praetorius, Johannes: Des Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil. Leipzig, Arnstadt 1673, S. 214-216.
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Rübezahls Dritter und gantz Nagel-neuer Historischer Theil
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