Sie sähn es gern, ich würde kirre

[55] Sie sähn es gern, ich würde kirre

und beugete mich niederwärts;

sie machten gern mein tapfres Herz

in seinem stolzen Glauben irre.


Sie sagten mir: Es ist vergebens,

du änderst nicht den Lauf der Welt;

Knecht bleibt sie doch! Und dir vergällt

hast du den Sommer deines Lebens.


Wohl, sei es so! Sich fügen lerne,

wem Fügsamkeit genügen kann,

auch Demut schmücket ihren Mann:

Ich aber folge meinem Sterne!


Da hilft kein Rat, da ist kein Wählen,

ich kann nicht anders, wollt' ich auch:

Die Freiheit ist mein Lebenshauch,

sie ist die Seele meiner Seelen!


So laßt mich meine Bahn vollenden,

wie sie auch sei, mein Ziel ist mein;

ja, sollt' es auch ein Irrweg sein,

ich will ihn doch mit Ehren enden.

Quelle:
Robert Eduard Prutz: Prosa und Lyrik, Leipzig 1961, S. 55.
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Gedichte: Neue Sammlung (German Edition)