Danksagung für das Leiden Jesu Christi

[271] Was soll ich, liebster Jesu, dir

Mein Heyl und Trost, mein Hülff' und Zier,

Für dein beschwerlichs Leben,

Für all dein Leiden, Müh' und Noth,

Für deine Wunden, Blut und Todt

Für Dank und Ehre geben?

Geb' ich hiefür dir all das Mein',

Was kan das für Vergeltung seyn?


Du hast mich, was ich bin, gemacht,

Du hast mich selbst zu recht gebracht,

Wie ich dir abgestorben,

Du hast all meine Schuld gebüst

Und da ich ewig leiden müst,

Den Himmel mir erworben.

Geb' ich hiefür dir all das Mein',

Was kan das für Vergeltung seyn?


Ich baue noch die Nichtigkeit

Und bin von deinem Throne weit,

Auff den du bist gestiegen;

Du bist nun wieder Herr der Welt,

Die mir so schwer und ängstlich fällt,

Daß ich fast muß erliegen.

Geb' ich hiebey dir all das Mein,

Was kan das für Vergeltung seyn?


Nimm doch es, o mein Heyland, an,

Weil ich nichts Beßres geben kan,[271]

Biß daß ich frey der Erden.

Ach, schöne Lust, ach, süße Freud,

Da du und ich, wir, Jesu, beyd

Zusammen kommen werden;

Denn werd' ich, Herr, und all das Mein'

Geschickter zur Vergeltung seyn.


Führ' aber du mich, o mein Hort,

Hieher in deiner Unschuld fort

Und laß mich unterdeßen

Nie deines Leidens, deiner Pein

Und was wir hiefür schuldig seyn,

Nie, Jesu, nie vergeßen,

So werd' ich dir und all das Mein'

Gefällig zur Vergeltung seyn.


Gefällt es dir denn auch, mein Heyl,

Daß ich von deinem Kreutz ein Theil

Dir nach hie solle tragen,

Wol, Jesu, wol, es sey also,

Geh gnädig vor, ich folge froh.

Wolt' ich hierüber klagen,

So müst' ich dir und was sonst mein

Nie willig zur Vergeltung seyn.

Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 30, Stuttgart [o.J.], S. 271-272.
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