Gottseeliger Herzen Vergnügung

[327] Ps. 73, 25-26.


Dennoch halt' ich's, Herr, mit dir;

Ziehe deine Feind herfür,

Lass' sie gleich den Cedern stehen,

Groß im vollen Ehrenschein,

Reich an aller Wollust sein,

Mächtig selbst dein Volk zu schmähen.

Deinen Kindern, o mein Licht,

Liebster Vater, dient dies nicht.


Mein Begehren, Wunsch und Will',

Meiner Seele Hüll' und Füll',

Meines Herzens Trost und Leben,

Meiner Sinnen Lust und Ruh',

Das allein, mein Gott, bist du,

Du der mir den Geist gegeben

Und dein unvergleichlichs Bild

In demselben hast verhüllt.


Also hat die Ewigkeit

Sich in mein Gebein verkleidt

Und mich zum beglückten Erben

Deines Sternenreichs bestellt,

Was soll mir hierbei die Welt,

Die ganz lieget im Verderben

Und, je mehr sie uns erquickt,

Desto mehr zur Hölle drückt.


Lieber kränk', mein Gott, mich hier,

Denn so wachs' ich auf in dir;[327]

Lass' mir Saft und Kraft vergehen,

Also schmeckt mir deine Güt';

Soll mir wol sein am Gemüth,

Kann dem Fleisch nicht gut geschehen,

Und wo du bestellt dein Haus,

Muß zuerst die Erd' heraus.


Süsses Elend, schöne Pein,

Die mir dort mein Heilsvolk sein!

Theurer Kampf, erwünschtes Leiden,

Welche meine Ritterkron'!

Herrlich' Armuth, lieber Hohn,

Die den Himmel mir bescheiden!

Herr, ein Wechsel, den die Welt

Nur für eine Märe hält.


Lass' sie, Gott, bei ihrem Gut,

Lass' es, dem es sanfte thut,

Also geht es bei der Erden.

Ich will gern hier Nichtes sein,

Um daß du, o Alles, mein,

Ach mein Alles, mögest werden,

Und daß mich dein Richtertag

Desto mehr erfreuen mag.

Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 30, Stuttgart [o.J.], S. 327-328.
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