Kapittel 28

[411] En Aust nah nige Mod'; äwer Ordnung möt sin! Worüm Hawermann utspannt ward, un worüm sick de Daglöhners nützlich beschäftigen möten. – De Feldmarschall un sin Adjudant. – Wat Hawermann up de Steinmur tau sitten hadd, un wat Bräsig dortau säd. – Worüm de Feldmarschall achter den Adjudanten herjagte un Bill äwer de Schaphürd sprung. – Wenn en truges Hart von uns scheiden will.


Un so gung denn nu de Saattid hen, un de Sommer, de kamm; de junge Fru kamm wenig tau Rum, un de Trost, den de oll Entspekter süs ut ehre Ogen lüchten seihn hadd, den hei von ehren frischen Mund sagen hadd, müßt hei nu missen, denn sei hadd wat Leiweres, wat Wichtigeres tau dauhn, un wenn de ganze Wichtigkeit ok blot up en Bündel Windeln herute lep; sei wüßt doch, wo swor all de Hoffnungen un Wünsch wägen, de sei in ehren Arm weigte, un üm sick dese Last lichter tau maken, smet sei de Pflicht un de Schülligkeit in de annere Waag'schal. – Ok äwer Axeln kamm mit sine Vaderschaft so'n düsteres, unbestimmtes Gefäuhl, as wir dat sine verfluchtige Schülligkeit, för sine Kinner tau sorgen, hei fung glupschen an tau wirtschaften; staats dessen, dat hei bet dorhen blot in'n groten as 'ne Ort von Feldmarschall up sinen Felln rümmerkummandiert hadd, tred hei up Stun'ns as en Kapperal up, de sick üm de lütten Mundierungsstücken von sine Kapperalschaft bekümmern will, in allens stek hei sine Näs', sogor in de Teerbütt. Dat hadd hei jo ok ümmer dauhn kunnt, un 't is recht schön, wenn en Herr sick üm allens kümmert: äwer dat Kummandieren hadd hei unterwegs laten süllt, denn dat kennte hei nich. – Hei grep up de unverstännigste Wis' in den Gang von de Wirtschaft in, ret den ollen Mann sinen Plan utenanner, un wenn hei denn allens so recht in de Brodullj bröcht hadd, denn gung hei nah Hus un schull up den ollen Mann: »Der alte Mann hat gar keine, gar keine Disposition! Ist mir doch schon zu alt geworden. Nein, 's geht nicht länger!« – Un Krischan Segel säd tau Didrich Snäseln: »Je, wat säl'n wi nu eigentlich dauhn, de Herr seggt so, un de Entspekter seggt so.« – »Je, Vedder«, säd Didrich,[412] »wenn't de Herr seggt ...« – »Ja, dat is jo man all dumm Tüg.« – »Dor brukst du nich vör uptaukamen, un wenn hei't seggt, denn helpt dat nich.«

So kamm nu de Aust ran, un de Segen von de Feller süll unner Dack un Fack bröcht warden; de Roggen was meiht un stunn sörre drei Dagen in Hocken. – »Herr Inspektor«, rep Axel ut dat Finster Hawermannen tau, un as de ranne kamen was, säd hei: »Morgen wollen wir Roggen einfahren lassen.« – »Herr von Rambow, es geht noch nicht; wir haben gestern und heute bedeckte Luft gehabt, es hat nicht getrocknet, und das Korn ist noch zu weich, einzelne Halme sind noch grün.« – »Na, es wird schon gehen. – Wie wollen Sie denn einfahren lassen?« – »Wenn eingefahren werden soll, dann müssen wir hier gleich hinterm Dorf anfangen und müssen mit zwei Gängen fahren, mit dem einen in die große Scheune, mit dem andern in die Gerstenscheune.« – »Hinterm Dorf anfangen? – Mit zwei Gängen? – Warum?« – »Je näher wir beim Dorfe anfangen, desto mehr fahren wir in einem Tage ein, und das Wetter sieht bedenklich aus; und in zwei Gängen auf zwei Scheunendielen müssen wir fahren, sonst stehen sich die Leute im Wege und die Wagen kommen sich in die Quere.« – »Hm!« säd Axel un makte dat Finster tau, »darüber will ich mich noch bedenken.« – Un hei bedachte sick un kamm tau den Besluß, desen Aust wull hei mal mit Fritz Triddelfitzen allein beschaffen; Hawermann süll partutemang gor nicks dormit tau dauhn hewwen, un üm em mal ordentlich tau bewisen, dat hei dat föfte Rad an den Wagen wir, süll nu grad von hinnen ut den Felln un denn mit einen Gang inführt warden. – Wat ein Gang un twei Gäng' was, was em nich so recht klor, äwer dat wiren jo blote Nebending' un wiren wohrschinlich nicks wider as olle Inspekter-Schrullen, un mit de wull hei nicks tau dauhn hewwen, dorvon wull hei sick nahgradens los maken.

Den annern Morgen Klock fiw' was hei all in de Bein un gung sihr fründlich up den ollen Mann tau, de sin Wirken up den Hoff hadd: »Lieber Herr Hawermann, ich habe mir das[413] reiflich überlegt – Sie dürfen mir das nicht übelnehmen –, ich habe beschlossen, diese Ernte mit dem jungen Triddelfitz ganz für mich allein selbst zu besorgen und die dahin zielenden Anordnungen selbst zu treffen.« – De oll Mann stunn vör em, verdutzt, verbas't. Tauletzt kamm swor un bedrängt ut sine Bost herute: »Und ich, Herr, soll hier bloß zusehen? und die Hülfe eines dummen Schreibers ziehen Sie meiner Hülfe vor?« – Un hei stemmte sinen Handstock so vör sick hen un kek den jungen Mann mit Ogen an, de so jung herute lücht'ten ut dat olle Gesicht, as wir all sin Dauhn un Wirken in sinen langen Lewen dorin mit einmal lewig worden, un ut frie Bost säd hei: »Herr, Sie waren ein kleiner Junge, als ich meine ganze Tätigkeit Ihrem braven Vater widmete – er hat's mir gedankt, auf seinem Sterbelager gedankt! –, aber Sie? – Sie haben mir den Undank reichlich ins Glas gegossen, und nun wollen Sie mich noch beschimpfen?« – Dor gung hei hen! – un Axel em nah: »Lieber Herr Hawermann, es ist ja nicht so gemeint. Ich wollte nur selbst mal versuchen ...« – Äwer't was so meint; hei wüßt recht gaud, dat't so meint was! hei wull den ollen Mann nich mihr in sinen Kram hewwen, de kek em tau scharp up de Fingern, un hei müßt sick vör em schämen.

De oll Inspekter gung in sine Stuw', slot sin Schapp up, set't sick dorvör; äwer't durte lang', ihre hei wat denken un beginnen kunn, un wildessen gung dat nu up den Hof: »Triddelfitz!« – »Herr von Rambow!« – »Wo willst du hen, Jochen?« – »Je, ick weit't nich, mi hett keiner wat seggt.« – »Fritz Päsel, wo willst du mit de Egten hen?« – »Je, wat weit ick? Ick sall jo dormit in de Brak eggen.« – »Schapskopp!« – dit was Fritzen sin Stimm – »wi willen jo Roggen inführen.« – »Dat is mi ok ganz egal, wenn dat nich is, denn is dat nich«, un smet de isern Egten von den Wagen, »wat mi de Entspekter seggt, dat dauh ick.« – »Flegel!« rep de jung' Herr. – »Fritz Flegel!« rep Triddelfitz achterher. – »Wat sall hei?« bröllte wat ut dat Hauschur rute. – »Wo sünd de Austleddern?« rep Fritz Triddelfitz. – »Dor, wo[414] sei stahn«, säd de Rad'maker, »un mi hett keiner wat seggt.« – »Je, wat sälen wi denn nu eigentlich?« frog Daglöhner Näsel. – »Je, Vadder, dat weit de leiw' Gott«, säd Pegel, »uns hett jo keiner wat seggt.« – »Flegel«, rep Fritz dormang, »wi willen jo inführen laten, de Austwagen möten smeert warden.« – »Minentwegen«, rep Flegel ut dat Schur rute, »de Teerbütt steiht jo hir.« – »Herr von Rambow«, säd Fritz, »wo ist Hawermann, soll ich den Inspektor nicht rufen?« – »Nein«, säd Axel langsam un dreihte sick üm taum Weggahn. – »Je«, säd Fritz, de dat nu en beten mit de Angst kreg, »mit dem Einfahren wird's heute morgen nichts.« – »Ist auch nicht nötig, dann fangen wir heut nachmittag an.« – »Was befehlen Sie denn aber, was sollen die Tagelöhner tun?« – »Ach Gott, die Tagelöhner!« säd Axel un gung af, »immer die Tagelöhner! – die Menschen können sich während der Zeit nützlich hier auf dem Hofe beschäftigen. Hören Sie mal«, un hei dreihte sick üm, »sie können die Wagen schmieren helfen.«

Un wildeß satt de oll Inspekter an sin Schapp un wull wat schriwen, wat Swores, wat em an't bindelste Lewen grep, hei wull sick losseggen von sinen Herrn, hei wull de Brügg afbreken, de mal tüschen den ollen seligen Kammerrat un em von Harten tau Harten slagen was; hei wull künnigen. – Hei hürte – wenn ok nich allens – de dummen Anstalten, de buten bedrewen würden, hei sprung an dat Finster, as wull hei en vernünftigen Befehl gewen; ne! dat was vörbi, dormit hadd hei nicks mihr tau dauhn! Hei knutschte den Breiw, den hei anfungen hadd, tausam un fung en annern an, äwer ok de paßte em nich, hei schow sin Schriwgeschirr taurügg un slot de Klapp von sin Schriwschapp tau. Äwer wat nu? Wat süll hei beginnen? – Hei hadd nicks tau dauhn, hei was utspannt; hei smet sick in de Sofaeck un sünn un sünn.

As de Nahmiddag kamen was, was mit Hülp von den ollen Rad'maker un en por olle, verständige Daglöhners dat Wagengeschirr un dat Schünfack so wid tau Schick, dat dat Inführen[415] losgahn kunn; un't gung nu ok los. Axel set'te sick tau Pird un kummandierte dat Ganze; Fritz müßte sick nah den Herrn sine Anordnung ok tau Pird setten; wil äwer sine olle dowe Tanten lahmen ded, müßte hei den ollen Vullblaudwallach riden, wat äwer en Dörchgänger was; hei sülwst was as 'ne Ort von Adjudant. Nu kunn't losgahn. Söß Spann Pird' läden vör söß Austwagens vör un führten in eine Reih up den Hoff up – Ordnung is de Hauptsak –, up de ein Sid stunnen de Afstakers un de Fackers, up de anner Sid de Bistakers, Laders un Nahharkers; up en gegebenes Teiken marschierten de Facklüd' in de Schün, un de Butenlüd' stegen up de Wagens, Axel un Fritz reden vörup, de Austwagens folgten, un allmeindag' is up den Pümpelhäger Hoff nich so 'ne Ordnung west as an desen schönen Nahmiddag; un Ordnung möt sin. De oll Rad'maker Fritz Flegel stunn in't Hauschur un kek den Tog nah: »Na, wo dit woll ward«, säd hei un kratzte sick in den Kopp, so gruglich ungewennt kamm em de Ordnung vör. »Je, wat geiht dat mi an?« frog hei sick un gung an sin Arbeit, »wo 's äwer uns' oll Herr Entspekter?«

De äwer satt in sine Stuw' un sünn un sünn; de irste Hast was bi em verflagen, hei stunn up un schrew en korten Künnigungsbreiw up Wihnachten un verlangte en Urlaub up de Tid, so lang' de Aust wohrte, indem dat hei wildeß unner dese Ümstän'n äwerflüssig wir, namm Haut un Stock von den Nagel un gung ut de Stuw' un ut dat Dur, hei kunn't binnen nich uthollen. Hei set'te sick buten up 'ne Steinmur unner'n Schatten von en Flederbusch un kek den Weg nah Warnitz lang, von woher de Austwagens kamen müßten; sei kemen äwer nich, blot Bräsig kamm den Weg hendal. – »Daß du die Nase ins Gesicht behältst, Korl, was betreibt ihr da an der Scheide for Anstalten? Wo kannst du den Roggen schon einfahren lassen, er is ja noch grasgrün? un wo kannst du mit sechs Wagens in einen Gang fahren lassen? un was halten die vollen Wagens da in den Weg?« – »Bräsig, dat weit ick nich, dor möst du den Herrn un Triddelfitzen nah[416] fragen.« – »Was?« – »Bräsig, ick heww nicks mihr tau seggen.« – »Wo?« – Wie? – »Was sagst du da?« rep Bräsig un treckte de Ogenbranen hoch tau Höchten. – »Ick heww nicks mihr tau seggen«, säd de oll Mann still vör sick hen, »ick bün bi Sid schawen; ick ward den jungen Herrn all tau olt.« – »Korl«, säd Bräsig un läd den ollen Fründ de Hand up de Schuller, »was is dich? Verzähl mich das!« – Un Hawermann vertellte em, wo dat all so kamen was, un as hei't vertellt hadd, dreihte sick Bräsig üm, kek so grimmig in de schöne Welt herinne un bet de Tähnen tausamen, as hadd hei de schöne Welt mang de Tähnen un wull sei tausamknacken as 'ne dowe Hasselnät, un rep mit 'ne halw von Wut tausamsnürte Stimm den Warnitzer Weg entlang: »Jesuwiter! – Entfamtiger Jesuwiter!« un dreihte sick wedder nah Hawermannen üm: »Korl, auch in diesen Triddelfitz hast du dich eine Slange an deinen Busen groß gesogen!« – »Bräsig, wat kann de dorför, de möt dauhn, wat em heiten is.« – »Da kommt er angebädelt, un all die sechs Austwagen achterher, was das Zeug halten will – mit en vollen Wagen. Dies wird 'ne Komedi, dies wird eine landwirtschaftliche Komedi! – Paß auf! da bei die olle Brügg smeißen sie um«, rep Unkel Bräsig un danzte ahn alle Rücksichten up sine armen Podagra-Beinen herümmer, as hadden de an den ganzen Krempel schuld un müßten dorför bestraft warden, denn – dat ick't ingestahn möt – ut de grimmige Wut slog bi em de helle Schadenfreud herut. »Da haben wir die Pastet!« rep hei mit 'n Mal in groten Jubel, denn as hei't seggt hadd, geschach't: as de irste vulle Wagen in en slanken Draww an de Brügg kamm, lagg hei rüm. – »Holt!« rep dat von dor her. »Dunnerwetter, holt! So holl't doch!« Fritz kek sick üm, je wat nu? Hei wüßt sinen Liw' ok keinen Rat; taum Glücken äwer sach hei Hawermannen un Bräsigen an de Steinmur un jagte up sei los: »Herr Inspektor ...« – »Herr, Sie haben sich das eingebrockt, nu fressen Sie's auch aus!« rep Bräsig. – »Lieber Herr Inspektor, was sollen wir machen? Der Wagen liegt quer vor der Brücke, und die andern können nicht durch.« –[417] »Reiten Sie rasch ...« – »Korl, du hältst die Mund, du büst abgesetzt as en Bucklamm, du hast nichts nich zu sagen«, säd Bräsig dormang. – »Reiten Sie rasch ...« säd Hawermann. »Nein, lassen Sie nur, die Knechte sind verständiger gewesen als Sie, sie räumen schon die Garben aus dem Wege.« – »Herr Inspektor«, säd Fritz benau't, »ich kann nichts dafür, der Herr von Rambow hat alles so befohlen: die Wagen sollen alle in einer Reihe fahren, und die Knechte sollen mit dem vollen Fuder jagen.« – »Denn jagen Sie, daß Ihnen die Zunge zum Halse heraushängt!« rep Bräsig. – »Und er hält zu Pferde auf dem Haidberg und übersieht und kommandiert das Ganze.« – »Hat woll in der einen Hand en Sperfektiv und in der andern en Kommandostab as der olle Blüchert auf dem Hoppenmark in Rostock?« säd Bräsig höhnschen. – »Reiten Sie nach dem Hofe«, säd Hawermann dormang, »und sorgen Sie dafür, daß der erste abgeladene Wagen gleich wieder 'raus fährt.« – »Das darf ich nicht«, säd Fritz, »der Herr hat ausdrücklich befohlen, daß die Wagen wieder in einer Reihe herausfahren sollen; er will Ordnung in der Sache haben, sagt er.« – »Denn sagen Sie ihm, den prächtigsten Esel, den ich mein Lebtage gesehen ...« – »Bräsig, seih tau dinen Würden!« rep Hawermann hastig dortüschen – »wäre – wäre Ihr kleiner Maulesel, Herr Triddelfitz«, slot Unkel Bräsig mit grote Geistesgegenwart.

Fritz red up den Hoff. – »Korl«, säd Bräsig, »wir könnten auch en bitschen hingehen und könnten die schöne Ordnung aus deinem Fenster regardieren.« – »Ja, 't is all egal«, säd Hawermann un süfzte deip up, »hir oder dor.« – Sei gungen; de Wagens führten up den Hoff, de irste up de Schündäl, de annern höllen in eine Reih dorachter. De Afstakers schüllen, sei müßten sick jo dod marachen; de Daglöhners schüllen up den natten Roggen un frogen, wer denn den in'n Winter döschen süll; de Knechts lachten un bedrewen Dummheiten ut Langewil, un Fritz red mit en ungeheuer ruhigen Gewissen up den Hoff herüm, denn hei ded sine[418] Schülligkeit un befolgte sinen Herrn sine Befehlen. – As allens afbröcht was, set'te hei sick wedder an de Spitz von de leddigen Wagens, un de Tog gung af. De Stakers un Fackers treckten sachten de Schündör ranne wegen den Schatten, läden sick hen un slepen en Strämel, Tid hadden sei jo nu dortau. – »En rechter schöner, ruhiger Aust, Korl«, säd Bräsig, »auf den ganzen Hof is Dodsgeruch, un dazu rögt sich kein Lowbladd. Es ist recht plesierlich for mir, denn ich habe einen solchen noch nicht erlebt.« – »För mi is dat nich plesierlich«, säd Hawermann, »ick seih dat Unglück kamen. Noch ein Stückerner drei so'ne Dummheiten, un de Respekt is weg bi de Lüd; seihn de irst, dat einer wat anordniert, wat hei nich versteiht, denn dauhn sei, wat sei willen. – Un de arme, unglückliche junge Mann! un vör allen de arme, arme junge Fru!« – »Da kommt deine gnedige Frau just aus dem Hause heraus, und das Kindermädchen folgt mit dem Wagen, worin die kleine Slummergöttin liegt. – Aber – Korl, komm fix ans Fenster! – was is dies?« – Un't was würklich de Mäuh wirt, an't Finster tau lopen, denn dwas äwer den stillen Hoff bädelte all, wat dat Tüg hollen wull, Fritz Triddelfitz up den ollen Vullblaudswallach Bill, un en Raudener teihn achter em jog Axel un bröllte: »Triddelfitz!« – »Gleich!« rep Fritz, jog äwer ut den annern Dur rute un Axel achterdrin. »Was zum Deuwel is dies?« frog Bräsig, un knapp hadd hei Tid, sick hellsehen tau verwunnern, dunn kamm Fritz un Bill un Axel in't Waterdur wedder rinne un dwas wedder äwer den Hoff: »Triddelfitz!« –»Gleich!« – »Herr, sünd Sie verwurrn?« rep Bräsig, as Fritz an't Wirtschaftshus vörbi jog, äwer Fritz gaww kein Antwurd un satt ganz krümming up Billen un grifflachte unner Angst un Weihdag' von em runne un wull de gnedige Fru grüßen, stödd sick äwer blot de Mütz af, un de junge Fru rep in Angst: »Axel, Axel! was ist dies?«, kreg äwer ok kein Antwurd, denn Axel hadd't ok sihr hild. Un mit einmal namm Bill de Hürd vör den Schapstall, un Fritz schot köpplings vöräwer in en Hümpel Arwtstroh, un Axel parierte sin[419] Pird un rep wedder: »Triddelfitz!« – »Gleich, Herr von Rambow«, säd Fritz ut den Arwtstrohhümpel rute. – »Welcher Teufel reitet Sie?« rep Axel. – »Er hat mich nicht geritten«, säd Fritz un stunn – Gott sei Dank! all wedder äwer En'n, »ich habe ihn geritten; ich glaube, Bill ist mit mir durchgegangen.« – »Un dat is hei richtig!« säd Krischan Däsel, de ut den Ridstall anlopen kamm. »Seihn S', gnedigste Herr, Bill is bi den Herrn Grafen ümmer up Stäwelschid reden worden, un wenn hei sin Nücken denn so kriggt, denn rönnt hei so lang', bet hei so'n Ort von Hakelwark oder Koppelrick tau faten kriggt, dat hei doräwer springen will, un wenn hei dat denn fat't hett un dat Stück utäuwt hett, denn steiht hei as en Lamm. – Seihn S', dor steiht hei.« – »Axel«, kamm de junge Fru nu ranne, »was hat dies zu bedeuten?« – »Nichts, mein Kind, ich hatte dem Wirtschafter einen Befehl gegeben, und als er fortgeritten war, fiel mir etwas Besseres ein, ich wollte meine Anordnung widerrufen, folgte ihm, sein Pferd ging mit ihm durch, und ich ritt hinterher.« – »Gott sei Dank!« säd sei, »daß es so abgelaufen ist. – Aber willst du nicht hineinkommen und Vesperbrot essen?« – »Ja«, säd hei, »ich habe mich heute etwas angestrengt. – Triddelfitz, es bleibt alles in der gewöhnlichen Ordnung.« – »Zu Befehl«, säd Fritz, un Axel gung mit sine Fru in't Hus.

»Axel«, frog sei, as sei an den Vesperdisch seten, »was heißt das? Bei uns zu Hause kam in der Ernte immer nur ein Fuder zur Zeit auf den Hof, hier kommen ja aber immer sechs zu gleicher Zeit.« – »Liebe Frida, ich kenne diese alte Methode auch ganz genau; aber bei derselben sind Unordnungen unvermeidlich, wir lassen der größeren Ordnung wegen alle Wagen in einer Reihe fahren.« – »Und hat Hawermann das so angeordnet?« – »Hawermann? Nein, der hat nichts damit zu tun; ich fühlte das Bedürfnis, mich von den Anordnungen meines Inspektors endlich einmal zu emanzipieren, und habe ihm angezeigt, daß ich diese Ernte ohne seine Hülfe beschaffen wollte.« – »Axel, was hast du gemacht! Das kann der[420] Mann ja gar nicht leiden.« – »Muß er doch! – Er muß sich daran gewöhnen, daß ich Herr auf dem Gute bin.« – »Als solchen hat er dich immer anerkannt. – Lieber Axel, dies wird eine Quelle bitterer Sorgen für uns werden«, un sei lehnte sick in sworen Gedanken in den Stauhl taurügg un kek vör sick hen. – Axeln was nich gaud tau Maud, dunn gung de Dör up, un Daniel Sadenwater bröcht en Breiw: »'ne Empfehlung von dem Herrn Inspekter.« – »Da ist's«, säd Frida. – Axel las den Breiw: »Der Herr Inspektor kündigt zu Weihnachten. – Kann gleich abgehen – brauch' keinen Inspektor. – Kann hundert für einen kriegen. – Aber daß er mir die Kündigung zuschickt, daß ich ihm nicht zuvorgekommen bin, das ärgert mich!« Un dormit sprung hei up un lep in de Stuw' up un dal. – Frida satt still dor un säd kein Wurd. – Dat rekente sick Axel as en Vörwurf an, denn hei wüßt recht gaud, dat hei wedder up en argen Holtweg was; äwer hei dürwt sick dat nich marken laten, hei müßt sine Schuld wedder up annere Schullern leggen, un so säd hei denn in sine Unrechtfarigkeit: »Aber das kommt davon her, das kommt von deiner Vorliebe für den alten prätentiösen Schleicher!« – Frida säd kein Wurd, sei stunn still up un gung ut de Dör.

An den Abend satt sei an de Weig' von ehr lütt Döchting un weigte ehr Kindting in Slap. – Ach, wer doch sin Gedanken so in Slap weigen künn! – Äwer so'n Kindting stammt von unsern Herrgott un hett noch en Stück von den ewigen Fredenhimmel in sick un von baben mitbröcht; de Minschengedanken stammen von de Ird, un an ehren unsäkern, äwermäuden Fauttritt hackt de Sorg un de Qual, un en äwermäud Minsch kann nich inslapen. – Ja, Axel hadd recht, hei kreg woll en Inspekter wedder, hunnert vör einen. – Äwer Frida hadd ok recht: en tru Hart wull von ehr scheiden.

Quelle:
Fritz Reuter: Gesammelte Werke und Briefe, Band 5, Rostock 1967, S. 411-421.
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