Das Gold

[578] Denk es wäre nicht: es hätte müssen

endlich in den Bergen sich gebären

und sich niederschlagen in den Flüssen

aus dem Wollen, aus dem Gären


ihres Willens; aus der Zwang-Idee,

daß ein Erz ist über allen Erzen.

Weithin warfen sie aus ihren Herzen

immer wieder Meroë


an den Rand der Lande, in den Äther,

über das Erfahrene hinaus;

und die Söhne brachten manchmal später

das Verheißene der Väter,

abgehärtet und verhehrt, nachhaus;
[578]

wo es anwuchs eine Zeit, um dann

fortzugehn von den an ihm Geschwächten,

die es niemals liebgewann.

Nur (so sagt man) in den letzten Nächten

steht es auf und sieht sie an.


Quelle:
Rainer Maria Rilke: Sämtliche Werke. Band 1–6, Band 1, Wiesbaden und Frankfurt a.M. 1955–1966, S. 578-579.
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