525. Ain schönes Lyed von Vilßhofen.

[62] Von JörgWidman. – v. Hormayr Taschenb. 1833 S. 323.


Ain krieg hat sich gewaltigklich

im Bayerland erhaben

der offt erfreüdt und hat beklagdt

viel manichen stolzen knaben

der vor nit hat wör und grät

hat er ym machen lassen

das bayrisch gelt yetz in der welt

thät manger knecht verbrassen.


Der sach gar vil ich schweygen will

allain so wil ich singen

von ainer stat Vilßhofen hat

der wißpeck wellen zwingen

er kam mit macht bey vinster nacht

ob die tor würden offen

stünd sein beger die stat wolt er

yn haben abgeloffen.


Solichen spot verhenget got

nit über die gerechten

er stünd yn frey in nöten bey

halff yn von den landsknechten

sy wurden gwar der grossen schar

ain lärman schlug man umbe

do ward berayt knecht und haubtleüt

alsbald man hort die trumbe.


Bald in der stat ward man zu rat

man that ain ordnung machen

hin auff die mayr und zu dem feyr

als kert zu sölchen sachen

mang stoltzer man kam auff den plan

mit spieß und hellebarten

kainr saumpt sich nye sy sprachen hie

wöln wir der feind erwarten.


Do das geschach die veind man sach

sich richten zu dem schertze

mit großer krafft die burgerschaft

namen die sach zu hertze

herr Sigmund vein von schwartzenstayn

hauptman der werden state

herr Aßen schilt Michel pirmilt

thatten vil guter thate.


Sich schickten recht burger unn knecht

und hetten klain verdriessen

hyn auff die wör gegen dem hör

ward man gar tapffer schiessen

der wißpeck kam bald er einnam

die vorstatt hat er innen

er richt sich zu spat une fru

die stat wolt er gewinnen.
[62]

Der wißpeck bald schüff mit gewalt

man solt die stat zerschiessen

yn kümmert vast groß überlast

thet ym davon entspriessen

man fand ain syn dardurch man yn

die vorstat thet außprennen

das gantze hör mit aller wör

müßt sich davon zertrennen.


Bay ainer nacht die büchsen pracht

man nahent zu der maurn

die körb man seczt da ward die letz

vil manger knecht und paurn

räczen, böham, mang käczer kam

tu kain eer bedeuten

der kriegen will die cristen vil

mit ungelaubigen leuten.


Sy richten sich gewaltigklich

schussen die maur zu grunde

die in der statt mit wider that

saumpten sich gar kein stunde

der büchsen schal gar weyt erschall

zuring umb in dem lande

dabey man hat ir grösse not

an mangen ennd erkandte.


Ain hauptman der hieß algeer

schickt man zuschiff den frommen

matheus peck vein ist auch hinein

mit seinen knechten kummen

erst fieng man hertz zu sölchem schertz

do man thet hilff erkennen

von wann sy sein kummen hinein

thut euch nit not zu nemen (zu nennen).


Do der wißpeck den braten schmeck

das man die stat thet stercken

und der stauffer auch zog daher

das thet er gar bald mercken

erst schoß man fast ließ ja kain rast

man macht die maur zu scherben

der wißpeck sprach in ungemach

müst ir all hie verderben.


Man schoß vil feyr über die meyr

in d'stat an mangen ende

al sein beger stund wie das er

die stat yn gar außprennte

da halff yn got in solcher not

das ym nit thet gelücken

do ward man sich gar krefftigklich

wol zu dem sturme schicken.


Ain michel sach der maur was ab

nyder zu grund gefallen

der büchsen vil als zu dem zil

vicht man darauf mit schallen

sy wurffen auf ain grossen hauff

ain ordnung thet man machen

sy traten an der büchsen ton

hört man gar weite krachen.


Ain grosser strauß innen und auß

hort man zu bayden seyten

der sturm was groß man schlug und schoß

der wißpeck mit sein leuten

der stat zu trang mit grossem zwang

trib er sy an den graben

richt als das rich der fenderich

thet seinen fan auffhaben.


Er sprach wol her gut und auch eer

wolln wir allhie gewinnen

do das geschach ainer der stach

über die mauren zinnen

mit ainem spieß den fetzen ließ

zu letz der werden state

in solchem schein das leben sein

mancher verloren hate.


Sy wörten sich gar krefftigklich

hauptleut und auch die knechte

mit allem wör gegen dem hör

thet man schick ensich rechte

der sturme wert hab ich gehört

vil länger dann ain stunde

der wißpeck floch bald er abzoch

und sich nicht rechen kunde.
[63]

Der wißpeck hieß das man nit ließ

die todten cörper ligen

man hat ir bracht vil bey der nacht

wol in ain hauß verschwigen

darin ellend man sy verprennt

noch ettlich thetten leben

der wißpeck kan ain solchen lon

den seinen knechten geben.


Der wißpeck hat vor dieser stat

leut Er und gut verloren

mer wenn ich sag gegen dem tag

seind sy davon gefaren

hin wider haim ainn klainen rum

hat er alda begangen

ich hoff yn wer nit wider her

gen Vilshofen verlangen.


Ich lob den rat der werden stat

und auch die gantz gemaine

hauptleut und knecht preiß ich mit recht

die alweg tapfer seine

yn stund auch bey der stauffer frey

in nöten außerlesen

mit seinem hauff bey disem kauff

wär er auch gern gewesen.


Ir stett im land nempt leer allsampt

ab dieser statt behende

thut er geleich ir eeren reich

so werdt ir weit erkante

manige stat on alle not

in frembde hand ist kummen

ist yn ain spot o herre got

behüt allhie die frummen.


Von sachen mer zu singen wär

ich fürcht es bring verdrießen

es wird zulang – das mein gesang

wil ich damit beschliessen

ich hoff man wer ir grosse eer

an mangem end bedencken

Das lied fürwar zum neuwen iar

thut euch jörg widman schenken.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 62-64.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Arnim, Bettina von

Märchen

Märchen

Die Ausgabe enthält drei frühe Märchen, die die Autorin 1808 zur Veröffentlichung in Achim von Arnims »Trösteinsamkeit« schrieb. Aus der Publikation wurde gut 100 Jahre lang nichts, aber aus Elisabeth Brentano wurde 1811 Bettina von Arnim. »Der Königssohn« »Hans ohne Bart« »Die blinde Königstochter« Das vierte Märchen schrieb von Arnim 1844-1848, Jahre nach dem Tode ihres Mannes 1831, gemeinsam mit ihrer jüngsten Tochter Gisela. »Das Leben der Hochgräfin Gritta von Rattenzuhausbeiuns«

116 Seiten, 7.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon