Scena tertia

[25] ACOLASTUS.

Hie bin ich vater wie du mir

Befalhest das ich kem zu dir

Sich wohl das gelt hast schon zam gricht

Domit ich werd auffghalten nicht

PELARGUS.

Ach Gott das nur dein nutz wer

Das wer mein wil vnd hertzlich ger

ACOLASTUS.

Mein vater schweig gehab dich wol

Was ich thon oder lassen sol

Das hab ich als auß deiner leer

Felt mir cis renum gelt gib her

PELARGUS.

Dein sinn stet dir allain affs gelt

Du denckst nit das dir sunst vil felt

An tugent kunst vnd witzigkait

O sun wie bringstu mich in laidt

Ge hin vnd laß mich vngeirt

Biß ich dir wider ruffen wirt

ACOLASTUS.

Ich solt es vor haben gedacht

Ich het mit lieb nichts von jm pracht

Es bricht das hertz wens geth ans gut

Ich laß nit nach geb wie er thut

PELARGUS.

Kumb her jetzund mein lieber son

Wer hat dir etwas laids gethon

Das flihen wilst vom vater dein

Wie möchst mir machen grösser pein

Brauchstu dann mit mir solchs geferdt

So bringst mich alten vnter die erdt

Drumb bsin dich baß mein liebes kindt

Weil wir noch bey einander sindt

ACOLASTUS.

Vater mein sinn stet mir hinauß

Es wirt sunst anders nichts darauß

PELARGUS.

Ach Gott was bösen sinn vnd gmüt

Mag ich dann nit mit meiner güt

Erwaichen dein erstocktes hertz

Glaub mir fürwar on allen schertz

Ob du schon meinem gwalt entrinst

Kain solchen vater du mer finst

ACOLASTUS.

Ich mags wol glauben vater mein

Doch nichts destminder muß es sein

Womit ich braucht mit dir das recht

Das ich mein erbtail von dir precht

PELARGUS.

Hör zu mein sun was ich dir sag

Dieweil es anders nit sein mag

Mein redt die gwint dir wenig an

Du lest dirs nit zu hertzen gan

Bist noch zu jung kenst nit die welt[25]

Denck mein darpeiy du kumbst vmbs gelt

Wirstu dann müssen leiden not

So bringst mich alten in den todt

Mit welchem ich nun täglich ring

ACOLASTUS.

Syh vater biß nur guter ding

Du nimbst dich zuvil kumers an

Von mir soltu kain trauern han

PELARGUS.

Das wolte Gott von himelreich

Das du dich hieltest züchtigklich

Gedechst wie ich dich hab geleert

Das vnrecht alzeit treülich gwert

Des lebens ein exempl gut

Dir vorgefürt das gar vil thut

Wo man frumb kinder ziehen wil

Sy lernen von den alten vil

Dann wie die altn haben gsungen

Also zwitzern jre jungen

Leb wie du glernt hast von mir

Dein selbs hab acht das radt ich dir

Sehin dein tail vnd morgen gab

Gantz hertigklich ichs gwunnen hab

Zu deinem tail bürt dir nit meer

Ach son wie freüstu dich so seer

Glaub mir wes du bist lachen nun

Das wirst hinfür bewainen thun

ACOLASTUS.

Es ist zeit vater ich muß daruon

Wilstu sunst etwas zaig mirs an

PELARGUS.

Nichts dann allain das ewig gut

Das hat vns bed in seiner hut

ACOLASTUS.

Ade mein vater ich far dohin

PELARGUS.

Ach son wie hast so ein aigen sin

Got vater son heiliger geist

Dir in alweg sein segen leist

Ach son ach son wie thauerst mich

Der treue Gott beware dich

Nun muß es Gott geklaget sein

Das ich den liebsten sone mein

Also von mir muss sehen gan

Den ich mir selbs erzogen han

Erwelt vnd darzu außerkorn

Ach das ich jn je hab geborn


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 25-26.
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