Die süssesten Thränen

[93] Dem Herrn General v. Weyers geweiht


Sonett


Ausgestorben war mir alles Schöne:

Denn der Nord, der alle Reize stahl,

Brauste stürmend über Wald und Thal

In der süssen Sänger letzte Töne.


Hinter trüben Wolken sank Selene,

Thränend blickt' ich in den bleichen Stral,

Trübe malte jedes Ideal

Mir des Lebens letzte bange Szene.


Da ertönt' es, wie aus höhern Sphären:

Neidenswerthe Mutter! weine Zähren,

Wie sie Dankgefühl und Freude weint!


»Huldvoll ward ein edler Menschenfreund

Gönner deines Sohnes! Heil und Segen

Blühe, wo Er wandelt, Ihm entgegen!«

Quelle:
Elise Sommer: Gedichte, Frankfurt a.M. 1813, S. 93-94.
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