Gesang von der gnadenreichen zeit der Geburt Christi/ auff die Melodey/ Puer natus in Bethlehem, wie am 36. blat

[243] [1.]

Djß ist das wahre gülden Jar/

Jn dem Maria Gott gebar/

Lætamini in Domino,

In hoc anno aureo.


[2.]

Jn diesem Jar jhr Menschen find/

Ein Himmlisch Gold/ ein Göttlich Kind/

Lætamini in Domino,

In hoc anno aureo.


[3.]

Die Goldgrůb ist ein alter Stall/

Gold/ Gottes Sohn/ das best Metall/

Lætamini in Domino,

In hoc anno aureo.


[4.]

O gülden Stall/ O Goldgrůb thewr/

O Goldreich/ Gottreich/ güldne schewr/

Lætamini in Domino,

In hoc anno aureo.


[5.]

Diß Jarzeit bringt den Sonnenschein/

Die Sonn Mariæ Söhnelein/

Lætamini in Domino,

In hoc anno aureo.


[6.]

Gott ist nit von der Erden weit/

Gleich wie die Sonn vmb Weynachtzeit/

Lætamini in Domino,

In hoc anno aureo.
[243]

[7.]

Die Sonn jhr Liecht nach Christag mehrt/

Wann Gott vns selbst erleucht vnn lehrt/

Lætamini in Domino,

In hoc anno aureo.


[8.]

O güldē Sonn/ Mensch Gottes Sohn/

Wie Gold/ dein Gnad/ glantzt herrlich schon/

Lætamini in Domino,

In hoc anno aureo.


[9.]

Christmonat/ da Gott Christum send/

Wird Güldenmonat recht genent/

Lætamini in Domino,

In hoc anno aureo.


[10.]

Diß Monats fünff vnn zwentzigst tag/

Wol gülden Christag heissen mag/

Lætamini in Domino,

In hoc anno aureo.


[11.]

Vnd Christnacht ist ein gülden nacht/

Die vns daß gülden Christkind bracht/

Lætamini in Domino,

In hoc anno aureo.


[12.]

O gülden Jar/ O Gold im Stall/

Daß gülden Kind/ macht gülden all/

Lætamini in Domino,

In hoc anno aureo.


[13.]

Ein Kripp stund da/ ein hartes bret/

Daß war sein Wieg vnd Kinderbeth/

Lætamini in Domino,

In hoc anno aureo.
[244]

[14.]

Die Kripp war vol stro/ mist vnn wůst/

Da Gottes Sohn auff schlaffen můst/

Lætamini in Domino,

In hoc anno aureo.


[15.]

Daß hew vnd stro war voller spiß/

Daß stro das stoch/ daß hew das biß/

Lætamini in Domino,

In hoc anno aureo.


[16.]

Daß Kind so kalt vnd bärmlich arm/

Ein Ochß vnd Esel hauchten warm/

Lætamini in Domino,

In hoc anno aureo.


[17.]

Der Athem gab ein solchen stanck/

Daß Kind wurd warm/ doch halber kranck/

Lætamini in Domino,

In hoc anno aureo.


[18.]

So bald daß Vieh den Athem spart/

Schwartz wurd von kält daß kindle zart/

Lætamini in Domino,

In hoc anno aureo.


Quelle:
Friedrich Spee: Die anonymen geistlichen Lieder vor 1623, Berlin 1979, S. 243-245.
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