Von der Hochheyligen Dreyfaltigkeit

[66] [1.]

O Heiligste Dreyfaltigkeit/

Gib deiner lieben Christenheit/

Daß sie dich mög bekennen frey/

Ein Gott vnd der Personen drey.


2.

O Gott! O Sonn! dein Glantz vnnd Hitz/

Weit vbertrifft Verstandt vnd Witz/

Drey Ding die an der Sonnen sein/

Vns dich ein wenig bilden ein.


3.

Gott Vatter du die Sonne bist.

Dein Sohn/ Glantz vō der Sonnen ist.

Gleich wie die Hitz der heylig Geist/

Den man der Welt ein Tröster heist.
[67]

4.

Ohn Glantz nie war die Sonne klar/

Ohn Sohn/ nie Gott der Vatter war/

Die Sonn war nie ohn Hitz vnd Glantz/

Ohn Anfang war die Dreyheit gantz.


5.

Die Hitz von allen beyden geht/

Von Sonn vnd Glantz zugleich entsteht.

Der heylig Geist die dritt Person

Kompt auch vom Vatter vnnd dem Sohn.


6.

O Mensch hie deck die Augen zu/

Allein das Hertz vnd Mund auffthu/

Die Augen deck wie Seraphim

Vnd Sanctus sing mit heller Stimm.


7.

O Sonn! Wir haben schwach Gesicht/

Wir können dich anschawen nicht.

Was wir auff Erden nicht verstehn/

Gib daß wir das im Himmel sehn.

Amen.


Tertullianus aduersus Praxeam c. 8. Quemadmodum sol splendorem ex se effundit, & ardorem siue calorem profert; ita Deus pater splendidissimum, velut splendorem filium gignit; pater verò & filius ardorem & amorem infinitum producunt Spiritum sanctum.

Quelle:
Friedrich Spee: Die anonymen geistlichen Lieder vor 1623, Berlin 1979, S. 66-68.
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