Einmahl hast mich gezogen,
O welt, in deine strick,
Einmahl hast mich betrogen
In schnellem augenblick.
Bist warlich gar verlogen,
Gibst gar zu schlechten lust:
O wee, daß ich gesogen
Jemahl an deiner brust!
Die frewd ist bald entflogen,
Bald, bald fährt alles wegk;
Wer sich zur welt gebogen,
Wird schnell zum alber geck.
Ey was hat mich betrogen,
O Fraw von Babylon?
Daß ie nach dir thet frogen,
Weil nur trag leid darvon?
Dein kelch ist zwar gezogen
Von lauter golt so rein,
Stehn drin schön außgebogen
Vill perl, vnd edel stein:
Doch wers mit dir darff wogen,
Vnd drinckt ein süssen sauß,
Find lauter höllisch plogen,
Die man thut sauffen drauß.
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Drumb bin von dir gezogen,
Ade zu guter nacht:
Bin schon zu vil betrogen,
Ach hett ichs baß bedacht!
Wan mir nicht so gewogen
Mein Herr Gott wär gewest,
Wär schon in kertz geflogen,
An schwerer sünden pest.
In Gottes hand schon logen
Des todes pfeil bereit;
Ietz, ietz sprang ab der bogen.
O, O, O Ewigkeit!
Da ward ich schnell entzogen,
Schnell, schnell, zur ander seit;
Daß mich nit traff der bogen,
Noch pfeil mir thäten leid.
O Gott, will dich nun loben,
Loben dein gütigkeit;
Ja loben, vnd noch loben,
Loben in ewigkeit.
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