Jerusalem du schöne Statt,
Wann ich zu dir gedencke;
Zur stund in tieffen zähren bad
Beid augen ich versencke:
Ach Sonnen-liecht: mehr scheine nicht,
Lösch ab die fewrig strolen,
All glantz vnd schein: all flammen dein
Acht ich wie schwartze kolen.
Mein schönes liecht ist Gott allein,
So leucht im Himmel droben:
Sonn, Mon, vnd Stern, vnd hiesig schein,
Halt ich für schlechte gaben.
Seynd gegen Gott: nur Kinderspott;
Nie mögens ihn erreichen:
Nur dunckel gantz: ist all ihr glantz
Vnd endlich müssens weichen.
[211]
Auch frewd vnd wollust diser welt,
Der pomp vnd pracht imgleichen,
Mir gegen Gott so gar mißfelt,
Mit koth ichs thu vergleichen.
Ja weltlich schertz: ist mir ein schmertz;
Für lauter qual ichs achte:
Frewd dunckt mir sein: fast lauter pein,
Wans recht bey mir betrachte.
Adè, Adè, zu guter nacht
Sonn, Mon, vnd Himmels-sterne;
Ade, ade, vergänglich pracht,
Euch laß ich also gerne:
Nichts mag doch sein: als Gott allein,
Darauff wir sicher leinen:
All ander ding: seind mir zu ring;
O Gott, sollt ich nit weinen!
Zu dir mein augen spritzen auff,
Weil ich kein trost mehr finde:
Zu dir mein seufftzer gehn zu hauff,
Die stäts ich blaß in winde:
Ach wan wird sein: das ich erschein,
In deinen lüsten droben!
Ach wan werd ich: ergreiffen dich,
Zu deinem Thron erhoben!
Der brullend Hirsch nie schwinder sprang,
In durst vnd heißer Sonnen,
Wan er vernam den wasser-klang
Vom fall der kühlen Brunnen:
Als ich nach dir: lauff mit begier,
O Gottes Statt du schöne.
Nur tag vnd nacht: nach dir ich tracht,
All frewd ich sonst verhöne.
Jerusalem, du schöne Statt,
Wan ich zu dir gedencke,
Für lauter lieb ich fast ermatt,
Für lust ich schier erkräncke.[212]
Mein Hertz sich bald: in stück zerspalt:
Ach wee! wie lang sols werden?
Wie lang soll doch: ich bleiben noch,
So weit von dir auff erden.
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