[151] 1.
Was zükkstu denn zurükke/
wenn diese meine Hand
versuchen wil ihr Glükke?
fällt sie zu weit ins Land/
Rosille wenn sie rühret
was ihr ihr Jungfer Volk verdekket führet?
2.
Es wird einmahl doch kommen/
daß dir die grosse Scheu
Zu halten wird benommen.
Was meinstu? tieffe Reu
wird dich alsdenn umfassen/
wo du mir meine Lust auch hast gelassen.
3.
Die unkostbahren Tücher/
so du um dich getahn/
betasten frey und sicher
die süsse Wollust an:
den Händen/ die doch beben
wird so ein linder Strich nicht zugegeben.
4.
Ey! wärstu auß der Erden
in Indien erbaut/
wo alle Weiber werden
ganz nakkend angeschaut:
wolltstu dich dar auch schämen/
und einen schlechten Griff vor übel nehmen.
[152]
5.
Die Haut am ganzem Leibe/
ist/ dünkt mich einerley/
ob ich mich hieran reibe
und gehe dort vorbey/
ist schlecht zu unterscheiden
solltstu denn einen Drukk nicht können leiden.
6.
Die Haut wird doch nicht ringer
und bleibet unbeflekkt/
ob sich schon je ein Finger
darüber außgestrekkt.
Man wird diß an nicht sehen/
ist schon ein Ehren-griff wohin geschehen.
7.
Du weist/ ich bin verschwiegen
wo dir es darum ist
man möcht zuwissen kriegen/
daß meine Hand dich küßt:
so wil ich hoch verschweeren/
den Zulaß soll kein Mensch je auß mir hören.
8.
Drum zukke nicht zurükke/
wenn diese meine Hand
versuchen wil ihr Glükke.
Es ist doch nur ein Tand
zu fühlen das/ sich wehren/
was bald ein ander wird mit Macht zerstören.
Buchempfehlung
Aristophanes hielt die Wolken für sein gelungenstes Werk und war entsprechend enttäuscht als sie bei den Dionysien des Jahres 423 v. Chr. nur den dritten Platz belegten. Ein Spottstück auf das damals neumodische, vermeintliche Wissen derer, die »die schlechtere Sache zur besseren« machen.
68 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro