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1775.
Mit Beben, wie die Freude bebet,
Und dankbar segnend dein Geschick,
Von kühner Ahndung neu belebet,
Voll Bruderliebe Herz und Blick;
So, Bruder, tritt in unsre Mitte
So schwör' den schauervollen Eid,
Und jeder ist, nach Maurersitte,
Dein Herzensfreund zu seyn bereit;
[109]
Und willig, Habe, Blut und Leben,
Nimm diesen Bruderkuß zum Pfand!
Für dich, und jeden hinzugeben,
Der sich, wie du, mit uns verband.
Auch dir sei Habe, Blut und Leben
Zu theu'r für deine Brüder nicht,
Mit Freud' und Demuth es zu geben,
Das, Bruder, ist des Maurers Pflicht!
Ach! rauh und steil sind unsre Pfade
Und harte Kämpfe kämpfen wir;
Fliehst du den Kampf, fliehst du die Pfade,
Dann wehe! wehe! wehe! dir.
Getrost! du fliehst sie nicht. Beginne
Mit Muth und Vorsicht deine Bahn,
Und dringe zu des Gipfels Zinne,
Zu der nur Hochgeweih'te nah'n.
Die Stärke stütze deine Rechte,
Wenn machtlos sie im Streite ficht;
Des Irrsals und des Zweifels Nächte
Erhelle dir der Weisheit Licht.
[110]
Schon sank die Hülle! Sieh, es winket
Dir fern Aurorens junger Schein,
Doch grauer Nebel wallt und sinket
Und hüllt in Dämmerung dich ein!
So wallte Nebel einst, und deckte
Des Tempels Heiligthum; es bebt
Der Söhne Levi Schaar; sie schreckte
Gott, dessen Schauer sie umschwebt.
Da schwiegen Psalter, schwiegen Lieder;
Da flehte Salomon; da goß
Ein Strom des Lichtes sich hernieder,
Der in des Weisen Seele floß.
So quill' auch dir des Lichtes Quelle,
Ergieß' im vollen Strome sich,
Verscheuche Nebel, und erhelle
Und kräft'ge und belebe dich!
Wohl dir, in unsrer Brüder Kreise!
Wohl uns! wir feiern diesen Tag!
Ihm folge, nach der Väter Weise,
Ein froh bekränzter Abend nach.
[111]
Bei unserm Freudenmahl' erneue
Der volle Becher unser Band;
Die Freud' erschein' uns! Wahrheit, Treue,
Und edle Zucht an ihrer Hand.
Dann schallen festlich unsre Lieder,
Wir trinken ferner Brüder Glück,
Und blicken auf bedrängte Brüder,
Und lindern freudig ihr Geschick.
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