[73] Juli 1775.
Sieh diese heilige Kapell!
Hier ward geboren Wilhelm Tell!
Hier, wo der Altar Gottes steht,
Stand seiner Eltern Ehebett!
Mit Mutter-Freuden freute sich
Die liebe Mutter inniglich,
Gedachte nicht an ihren Schmerz,
Und hielt den Knaben an ihr Herz;
Die sprach zu Gott: Er sei dein Knecht,
Sei stark und mutig und gerecht!
Gott aber dacht': ich thue mehr
Durch ihn als durch ein ganzes Heer.
Er gab dem Knaben warmes Blut,
Des Rosses Kraft, des Adlers Mut,
Im Felsen-Nacken freien Sinn,
Des Falken Aug' und Feuer drin!
Dem Worte sein und der Natur
Vertraute Gott das Knäblein nur,
Wo sich der Felsenstrom ergeußt,
Erhub sich früh sein Helden-Geist.
Er wußte nicht, daß seine Hand,
Durch Gott gestärkt, sein Vaterland
Erretten würde von der Schmach
Der Knechtschaft, deren Joch er brach.
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Das Ruder und die Gemsenjagd
Hat seine Glieder stark gemacht!
Er scherzte früh mit der Gefahr,
Und wußte nicht, wie groß er war!