33. Tells Geburts-Ort

[73] Juli 1775.


Sieh diese heilige Kapell!

Hier ward geboren Wilhelm Tell!

Hier, wo der Altar Gottes steht,

Stand seiner Eltern Ehebett!


Mit Mutter-Freuden freute sich

Die liebe Mutter inniglich,

Gedachte nicht an ihren Schmerz,

Und hielt den Knaben an ihr Herz;


Die sprach zu Gott: Er sei dein Knecht,

Sei stark und mutig und gerecht!

Gott aber dacht': ich thue mehr

Durch ihn als durch ein ganzes Heer.


Er gab dem Knaben warmes Blut,

Des Rosses Kraft, des Adlers Mut,

Im Felsen-Nacken freien Sinn,

Des Falken Aug' und Feuer drin!


Dem Worte sein und der Natur

Vertraute Gott das Knäblein nur,

Wo sich der Felsenstrom ergeußt,

Erhub sich früh sein Helden-Geist.


Er wußte nicht, daß seine Hand,

Durch Gott gestärkt, sein Vaterland

Erretten würde von der Schmach

Der Knechtschaft, deren Joch er brach.
[74]

Das Ruder und die Gemsenjagd

Hat seine Glieder stark gemacht!

Er scherzte früh mit der Gefahr,

Und wußte nicht, wie groß er war!


Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 50,2, Stuttgart [o.J.], S. 73-75.
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