XI.

[131] Der Hochzeitstag nahte heran. Bald sollte die Sonne des ersten Junitages – des endgültig bestimmten Datums – über Ragz aufgehen.

Ich beobachtete zu meiner größten Befriedigung, daß die so leicht zu beeinflußende Myra all die unerklärlichen Vorfälle vergessen zu haben schien. Allerdings war weder vor ihr noch vor ihrer Mutter der Name Wilhelm Storitz jemals ausgesprochen worden.[131]

Ich war ihr Vertrauter. Sie sprach mit mir über ihre Zukunftspläne, ohne zu wissen, ob sie sich verwirklichen würden. Ob Markus und sie sich in Frankreich niederlassen wollten? Ja, aber erst später. Sich jetzt schon von Vater und Mutter zu trennen, wäre ein zu großer Kummer für sie.

»Aber, sagte sie, wir wollen jetzt nur für einige Wochen nach Paris gehen und Sie werden uns begleiten, nicht wahr?

– Gewiß!... Außer Ihr wollt mich dann nicht mehr.

– Allerdings sind zwei Neuvermählte eine ziemlich langweilige Reisegesellschaft.

– Ich werde mich bemühen, sie erträglich zu finden«, sagte ich resigniert.

Dr. Roderich war mit der Abreise einverstanden.

Es war für alle Teile besser, wenn sie der Stadt für ein bis zwei Monate den Rücken kehrten. Frau Roderich würde zwar unter der Abwesenheit der Tochter leiden, aber vernünftig genug sein, sich in das Unvermeidliche zu fügen.

Solange Markus bei Myra weilte, vergaß er, oder vielmehr, trachtete er seine Sorgen zu vergessen. Um so lebhafter erinnerte er sich ihrer, wenn er sich mit mir allein befand und ich war machtlos, ihn zu beruhigen.

Immer kam dieselbe Frage:

»Du hast nichts Neues erfahren, Heinrich?

– Nichts, lieber Markus«, war meine stete Antwort und sie entsprach der Wahrheit.

Eines Tages glaubte er hinzufügen zu müssen:

»Wenn Du etwas in Erfahrung bringen solltest in der Stadt, oder durch Herrn Stepark, sobald Du etwas hörst...

– Werde ich Dich verständigen, Markus.

– Ich müßte Dir böse sein, wolltest Du irgend etwas vor mir geheim halten.

– Ich werde nichts vor Dir verbergen, sei ruhig. Aber ich versichere Dich, daß die Angelegenheit vergessen ist, niemand denkt mehr daran. Die Stadt war nie ruhiger als sie jetzt ist. Die einen gehen ihren Geschäften nach, die anderen ihrem Vergnügen und die Marktpreise sind im Steigen begriffen.

– Du scherzest, Heinrich...[132]

– Um Dir zu beweisen, daß ich aller Sorgen ledig bin.

– Und dennoch, sagte Markus und sein Gesicht verfinsterte sich, wenn dieser Mensch...

– Unsinn! Dazu ist er zu klug. Er ahnt sehr wohl, daß ihm Verhaftung droht, sobald er den Faß auf österreichisch-ungarisches Gebiet setzt; in Deutschland findet er Messen genug, wo seine Taschenspielertalente Verwertung und Anklang finden.

– Aber die Macht, die er sich beimißt!...

– Damit soll er kleine Kinder schrecken!

– Du glaubst nicht daran?

– Ebenso wenig wie Du! Mein lieber Markus, beschränke Dich darauf, die Stunden und Minuten zu zählen, die Dich noch von dem großen Tage trennen... das ist jetzt die beste Beschäftigung für Dich; bist Du damit fertig, so fängst Du wieder von vorne an.

– Ach, mein Freund... sagte Markus traurig.

– Wie unvernünftig Du bist, Markus! Myra ist viel vernünftiger.

– Sie weiß auch nicht, was ich weiß.

– Was Du weißt!... In des Kuckucks Namen, Du weißt, daß die fragliche Persönlichkeit nicht mehr in Ragz ist, daß sie nicht zurückkommen kann, daß wir sie nie wiedersehen werden: hörst Du wohl? Wenn das nicht genügt, um Dich zu beruhigen....

– Das hilft alles nichts, Heinrich! Ich habe Vorahnungen.... Es scheint mir...

– Das ist ja Unsinn, mein armer Markus! Glaube mir nur und geh zu Myra. Dort wirst du das Leben von einer lichteren Seite ins Auge fassen.

– Ja, Du hast recht. Ich sollte sie niemals verlassen, keinen Augenblick!«

Armer Bruder! Es tat mir weh, ihn zu sehen und zu hören. Seine Angst wurde größer je näher der Vermählungstag herankam. Und auch ich will aufrichtig gestehen, daß ich diesem Tage mit unwillkürlichen Angstgefühlen entgegensah.

Wenn ich auf Myra und ihren besänftigenden Einfluß auf meinen Bruder bauen konnte, so wußte ich anderseits nicht, mit welchen Mitteln Hauptmann Haralan beizukommen sei.[133]

Als er erfuhr, daß Wilhelm Storitz in Spremberg sei, konnte ich ihn nur mit größter Mühe verhindern, ihm nachzureisen. Spremberg ist kaum zweihundert Meilen von Ragz entfernt. In vier Tagen konnte man hingelangen. Schließlich war es uns doch gelungen, ihn zurückzuhalten; aber trotz der Gründe, die sein Vater und ich geltend machten, trotz der in die Augen springenden Notwendigkeit die Sache der Vergessenheit anheimfallen zu lassen, kam er immer wieder darauf zu sprechen und ich fürchtete, er würde uns doch noch entkommen.

Eines Morgens suchte er mich auf und ich erriet gleich aus seinen ersten Worten, daß er entschlossen war, abzureisen.

»Sie werden das nicht tun, mein lieber Haralan, erklärte ich. Sie dürfen das nicht tun. Eine Begegnung zwischen Ihnen und dem Preußen ist unmöglich. Ich beschwöre Sie, verlassen Sie Ragz nicht.

– Mein lieber Vidal, entgegnete der Hauptmann in einem Ton, der seinen unwiderruflichen Entschluß verriet, der Elende muß bestraft werden.

– Die Strafe wird ihn auch sicherlich ereilen, früh oder spät. Aber die Hand, die ihn greifen darf, ist die Hand der Polizei.«

Hauptmann Haralan erkannte, daß ich im Rechte sei, aber er wollte sich nicht als überwunden erklären.

»Mein lieber Vidal, antwortete er, und seine Stimme sagte mir, daß ich mir keine Hoffnungen auf Erfolg machen dürfe, wir betrachten die Angelegenheit von einem verschiedenen Standpunkte aus. Meine Familie, welche bald Ihres Bruders Familie sein wird, ist beleidigt worden, und ich soll diese Beleidigungen nicht rächen dürfen?

– Nein, das ist Sache der weltlichen Gerechtigkeit.

– Wie kann sie ihn bestrafen, wenn er gar nicht zurückkommt?... Heute Morgen hat der Gouverneur ein Ausweisungsdekret unterzeichnet, das Storitz die Rückkehr hierher unmöglich macht. Ich muß hingehen, wo er ist, wo er noch sein muß, nach Spremberg.

– Gut, gab ich schließlich nach, aber warten Sie wenigstens die Hochzeit Ihrer Schwester ab. Nur noch wenige Tage Geduld und dann bin ich der erste, welcher Sie zur Abreise drängt. Ich werde Sie sogar nach Spremberg begleiten!«

Ich redete ihm so überzeugungsvoll zu, daß das Gespräch schließlich mit seinem formellen Versprechen beendet wurde, er wolle sich zurückhalten[134] lassen unter der Bedingung. daß ich mich nach den Hochzeitsfeierlichkeiten seinem Projekt nicht mehr in den Weg stellen und die Reise mit ihm antreten wolle.

Die Stunden, die uns noch von dem 1. Juni trennten, erschienen mir endlos lange Denn wenn ich es auch für meine Pflicht erachtete, den andern Mut zuzusprechen konnte ich mich selbst einer geheimen Furcht nicht erwehren. Und oft geschah es, daß ich den Tököly-Wall auf und ab schritt, wie von unsichtbarer Gewalt getrieben.

Das Haus des Wilhelm Storitz war in demselben Zustand verblieben, in dem die Polizei es verlassen; Fenster und Türen waren geschlossen, Hof und Garten verödet. Auf der Straße standen Polizeileute, deren Aufsicht sich bis an die alten Befestigungen und auf das angrenzende Land erstreckte. Es war kein Versuch gemacht worden, in das Haus einzudringen, weder durch den Herrn, noch durch den Diener. Und dennoch – was vermag nicht die Einbildung! Trotz aller meiner Versicherungen Hauptmann Haralan, Markus und mir gegenüber, wäre ich nicht im mindesten erstaunt gewesen, wenn ich aus dem Kamin des Laboratoriums Rauch aufsteigen oder eine Gestalt hinter dem Fenster gesehen hätte.

Die Bewohner von Ragz hatten sich von dem überstandenen Schrecken beruhigt, niemand dachte mehr an das Vergangene; dafür verfolgte das Furchtgespenst Wilhelm Storitz Dr. Roderich. meinen Bruder, Hauptmann Haralan und mich.

Am Nachmittage des 30. Mai richtete ich, Zerstreuung suchend, meine Schritte nach der Brücke der Svendor-Insel, um auf das rechte Donauufer zu gelangen.

Ehe ich die Brücke erreichte, kam ich an dem Landungsplatz vorüber, an welchem eben ein von oben kommendes Passagierschiff anlegte.

Dieser Umstand brachte mir meine Reiseerlebnisse in Erinnerung, mein Zusammentreffen mit dem Deutschen, sein herausforderndes Auftreten, das Gefühl der Antipathie, das er mir vom ersten Augenblicke an eingeflößt hatte, die Worte, die ich gehört, nachdem ich ihn in Vukovár ausgeschifft glaubte; denn er war es, welcher die Drohworte gesprochen hatte. Ich hatte seine Stimme im Salon bei Dr. Roderich wieder erkannt. Das war dieselbe Artikulation, dieselbe deutsche Härte, derselbe rauhe Ton. Unter dem Einfluß dieser Ideen betrachtete ich mir jeden der Passagiere, die in[135] Ragz ans Land kamen. Ich suchte das blasse Gesicht, die wilden Augen, den teuflischen Ausdruck dieses Menschen.... Aber meine Mühe war vergeblich.

Um sechs Uhr nahm ich wie gewöhnlich am Familientisch Platz. Frau Roderich schien sich wohler zu fühlen und von den überstandenen Aufregungen erholt zu haben. Mein Bruder vergaß bei Myra, am Vorabende des Tages, an dem sie seine Frau werden sollte, seine Sorgen. Selbst Hauptmann Haralan schien ruhiger, wenn er auch finster in sich gekehrt blieb.

Ich hatte mir vorgenommen, mein Möglichstes zu tun, um Leben in die kleine Gesellschaft zu bringen und die letzten trüben Schatten der Erinnerung zu verscheuchen. Glücklicherweise wurde ich in meinem Vorhaben von Myra unterstützt, welche an diesem Abend die Verkörperung der Anmut und des Frohsinns war. Ohne eine Aufforderung abzuwarten, setzte sie sich ans Klavier und sang uns alte ungarische Weisen vor; es war, als wolle sie den Eindruck des abscheulichen »Liedes vom Hasse« auslöschen, das in diesem Zimmer erklungen war.

Als ich mich verabschieden wollte, sagte sie lächelnd:

»Morgen, Herr Heinrich, vergessen Sie nicht....

– Ich und vergessen? sagte ich, indem ich auf ihren heiteren Ton einging.

– Ja, vergessen Sie nicht, daß morgen der Tag der Audienz beim Gouverneur ist, wo uns die Heiratsbewilligung erteilt wird, wie der technische Ausdruck lautet!

– Richtig! Das ist ja morgen!...


Ich betrachtete mir jeden der Passagiere. (S. 135.)
Ich betrachtete mir jeden der Passagiere. (S. 135.)

– Und Sie sind einer der Zeugen Ihres Bruders....

– Sie taten recht, mich daran zu erinnern, Fräulein Myra. Zeuge meines Bruders!... Ich dachte nicht mehr daran!

– Das wundert mich gar nicht! Ich habe nämlich bemerkt, daß Sie in letzter Zeit manchmal zerstreut sind....

– Ich bitte um Entschuldigung, aber ich verspreche, daß ich morgen nicht an Zerstreuungen leiden werde.... Wenn nur Markus nicht zerstreut ist....

– O, für ihn bürge ich. Also, pünktlich um vier Uhr!

– Schon um vier Uhr, Fräulein Myra?... Ich war der Meinung, es wäre erst um halb sechs Uhr.... Aber seien Sie unbesorgt. Zehn Minuten vor vier Uhr werde ich zur Stelle sein.[136]

– Gute Nacht! – Gute Nacht wünsche ich dem Bruder meines Markus, welcher bald mein Bruder sein wird.

– Gute Nacht, Fräulein Myra, gute Nacht!«

Am nächsten Morgen hatte Markus einige Besorgungen zu machen. Er schien sein seelisches Gleichgewicht wiedergefunden zu haben und ich ließ ihn allein fortgehen.

Ich begab mich ins Rathaus, aus übertriebener Vorsicht; ich wollte nämlich die absolute Gewißheit erlangen, daß Wilhelm Storitz nicht zurückgekehrt sei.

Ich fragte Herrn Stepark – zu welchem ich sogleich vorgelassen wurde – ob er irgend welche neue Erkundigungen eingezogen habe.

»Nichts Neues, Herr Vidal, antwortete er. Sie können versichert sein, daß unser Mann nicht in Ragz weilt.

– Ist er noch in Spremberg?

– Ich kann nur behaupten, daß er sich vor vier Tagen noch dort aufhielt.

– Sie sind davon verständigt worden?

– Ja, durch einen Eilboten der deutschen Polizei, der mir die Bestätigung überbrachte.

– Das beruhigt mich.

– Und mich ärgert es, Herr Vidal. Dieser Teufel in Menschengestalt – Teufel ist das richtige Wort – scheint mir überhaupt nicht geneigt, unsere Grenze jemals wieder zu überschreiten.

– Um so besser, Herr Stepark!

– Jawohl, um so besser für Sie, aber ich, als Polizeichef, hätte diese Art Hexenmeister gerne gefaßt und zwischen vier Mauern gesperrt!... Nun, vielleicht wird mein Wunsch später noch erfüllt!...

– Meinethalben, später, nach der Hochzeit, Herr Stepark; und ich wünsche Ihnen besten Erfolg!«

Ich dankte dem Polizeichef und verließ ihn.

Um vier Uhr nachmittag waren wir alle im Salon bei Dr. Roderich versammelt. Zwei Wagen warteten auf dem Tököly-Wall; der eine war für Myra, ihre Eltern und einen Freund der Familie, den Richter Neuman, der zweite für Markus, Hauptmann Haralan, Leutnant Armgard (einen seiner Kameraden) und mich bestimmt. Herr Neuman und Hauptmann[139] Haralan waren die Zeugen der Braut, Leutnant Armgard und ich die Zeugen des Bräutigams.

Hauptmann Haralan hatte mir bereits erklärt, daß es sich an diesem Tage nicht um die wirkliche Trauung, sondern um eine Art vorbereitender Zeremonie handle. Erst mit der Bewilligung des Gouverneurs durfte zur Vermählung in der Kathedrale geschritten werden. Bis dahin waren die Brautleute, wenn auch nicht verheiratet, so doch fest mit einander verbunden, nachdem sie – falls ein unvorhergesehenes Hindernis die beabsichtigte Heirat unmöglich machen sollte – zu einem ewigen Zölibat verurteilt waren.

Vielleicht ließen sich in Frankreichs Mittelalter Spuren dieser Sitte auffinden, die etwas Patriarchalisches an sich hat, nachdem das Oberhaupt sich als Vater der Bürger betrachtet; eine Sitte, die sich in Ragz bis auf diesen Tag erhalten hat.

Die junge Braut trug eine reizende und gewählte Toilette, Frau Roderich war mit einfacher Eleganz gekleidet, Dr. Roderich, der Richter, mein Bruder und ich hatten Hofkleider angelegt und die beiden Offiziere erschienen in Paradeuniform.

Einige Personen umstanden die Wagen, Frauen und junge Mädchen aus dem Volke, für die jede Hochzeit ein Ereignis ist und die teilnehmendste Neugierde wachruft. Wahrscheinlich war bei der Zeremonie in der Kirche eine bedeutend größere Zuschauermenge zu erwarten.

Die beiden Wagen fuhren langsam durch das Haupttor längs des Batthyány-Kais, der Prinz Milosch-Straße, der Ladislaus-Straße und hielten vor dem Regierungspalaste.

Hier, auf dem Platze und im Hofe des Gebäudes waren noch mehr Neugierige versammelt. Vielleicht hatte sie doch die Erinnerung an die stattgehabten Vorfälle herbeigelockt. Vielleicht warteten sie auf ein neues außergewöhnliches Ereignis.

Bald darauf hatten wir, Fräulein Myra am Arme ihres Vaters, Frau Roderich am Arme Herrn Neumans, Markus, Hauptmann Haralan, Leutnant Armgard und ich den Festsaal betreten, der durch hohe, von Glasmalereien bedeckte Fenster erhellt und mit kostbaren Wandschnitzereien ausgestattet war; wir begaben uns auf unsere Plätze. In der Mitte des Saales stand ein Tisch mit zwei prachtvollen Blumensträußen.[140]

Myras Eltern hatten zu beiden Seiten des Brautpaares Platz genommen, die vier Zeugen hatten ihre Sitze weiter rückwärts; Herr Neuman und Hauptmann Haralan links, Leutnant Armgard und ich rechts.

Der Zeremonienmeister kündete das Nahen des Gouverneurs an. Bei seinem Eintritt erhoben sich alle von ihren Sitzen.


Einige Personen umstanden die Wagen. (S. 140.)
Einige Personen umstanden die Wagen. (S. 140.)

Er nahm auf seinem Thronsessel Platz; darauf wandte er sich an die Eltern mit der Frage, ob sie zu der Verbindung ihrer Tochter mit Herrn Vidal ihre Zustimmung erteilten. Dann kam die Reihe der üblichen Fragen an das Brautpaar:

»Markus Vidal, versprechen Sie, Myra Roderich zur Gattin zu nehmen?

– Ich schwöre es, antwortete Markus, welcher von allem in Kenntnis gesetzt worden war.

– Myra Roderich, versprechen Sie, Markus Vidal zum Gatten zu nehmen?

– Ich schwöre es, antwortete Fräulein Myra.

– Wir, Gouverneur von Ragz, sprach nun Seine Exzellenz mit lauter Stimme, erteilen kraft der uns von Ihrer Majestät der Kaiserin-Königin verliehenen Gewalt und gemäß den durch Jahrhunderte treu bewahrten Privilegien der Stadt Ragz, die Bewilligung zu einer Verbindung Markus Vidals mit Myra Roderich. Wir wünschen und befehlen, daß die Trauung morgen in üblicher Weise in der Kathedrale der Stadt vollzogen werde.«

Alles war in gewohnter Ordnung abgelaufen. Kein Wunder hatte die Zuschauer in Erstaunen gesetzt und – obwohl ich mich plötzlich der Angst nicht erwehren konnte – es wurde weder das Dokument mit den Unterschriften zerrissen, noch die Feder aus der Hand des Brautpaares und der Zeugen genommen.

Unzweifelhaft, Wilhelm Storitz weilte noch in Spremberg! Mochte er immer dort bleiben, zur Freude seiner Mitmenschen! – Oder, wenn er dennoch in Ragz sein sollte, dann war seine Macht eben erschöpft!

Jetzt wurde Myra Roderich die Frau Markus Vidals, ob mit oder ohne Zustimmung des abgedankten Zauberers.[143]

Quelle:
Jules Verne: Wilhelm Storitzߣ Geheimnis. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Band XCVIII, Wien, Pest, Leipzig 1911, S. 131-137,139-141,143-144.
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