|
[668] Ein Gebet Psalm, Daß Gott in seiner forcht erhalten, vnd vorn feinden behüten wölle.
1.
HERR, neyg dein ohren gnediglich,
erhöre mich,
elend bin ich,
erbarm dich mein vil armen!
Auff dich mein seel verleßt sich schlecht,
drumb schaff mir recht,
hilff deinem knecht
vnd wöllst dich mein erbarmen!
Ich rüff vnd schrei täglich zu dir,
biß gnedig mir
vnd hilff auch schir,
mit freud wöllst mich geweren,
zu dir steht mein begeren.
2.
Die dich im glauben rüffen an
wiltu beistan,
sie nicht verlan,
dein güt bei jn wirt bleiben.[668]
HERR, merck auff meines flehens stimm,
mein gbet vernimm,
zu hilff mir kumm,
die angst vnd not mich treiben.
An gwalt, gnad, ehren bistu reich
vnd hast keynn gleich,
daß dir auch weich
all was sich Gott leßt nennen,
dein werck lert sies erkennen.
3.
Auch alle völcker, nahe vnd ferr,
solln kommen her,
betten vor dir
vnd deinen namen ehren.
Du bist groß, Almechtiger Gott,
dein wunderthat
keyn ende hat,
alleyn bistu der HERRE.
Weiß mir den weg der grechtigkeyt
vnd der warheyt,
daß ich mit freud
mein hertz nach deim wort lencke,
deins namens stedts gedencke.
4.
Ich danck dir, Gott, von hertzen sehr,
deins namens ehr
preiß ich je mehr
in allen vngefellen.
Dann dein güt vber mich ist groß
ohn alle moß:
mein seel machst loß
ja auß der tieffen hellen.
HERR, sihe, die stoltzen setzen sich
gar trutziglich
jetz wider mich,
der hauffe der Tyrannen,
welch meine seel anzannen.
5.
Du aber, HERR, bist barmhertzig
vnd sehr gnedig,
sanfft, gedultig,
von grosser trew vnd güte:
Mit deiner macht wend dich zu mir
vnd sterck mich schir,
ich rüff zu dir,
den Son deinr magt behüte.
Laß an mir, HERR, ein wunder gschehn,
auff das sies sehn
all die mich schmehn,
müssen für scham verschwinden,
wann du mich trost leßt finden.
Buchempfehlung
Die Brüder Atreus und Thyest töten ihren Halbbruder Chrysippos und lassen im Streit um den Thron von Mykene keine Intrige aus. Weißes Trauerspiel aus der griechischen Mythologie ist 1765 neben der Tragödie »Die Befreiung von Theben« das erste deutschsprachige Drama in fünfhebigen Jamben.
74 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro