Fünfter Auftritt

[74] Judith, die Vorigen.

Judith erschrickt als sie Leute erblickt.


DIAKUE mit einem Wink.

Besorge nichts, er haßt wie wir die Weißen;

er will hier wohnen, nimm ihn freundlich auf.

Gieb ihm das beste Zimmer, gieb ihm Wein


Heimlich.


Vom stärksten Judith, daß er sich berausche.


Laut.


Hast Du gehört? Bediene wohl den Gast


Heimlich.


Ich bitte Dich, laß ihn nicht aus den Augen,

sie sind verlohren, wenn er sie erblickt.


Laut.


Schenk ihm nur fleißig ein, er liebt den Trunk

und ist ein Mann den alles schätzt und ehrt.


Heimlich.


Ein Unmensch ist's – sei ja auf Deiner Hut.


Laut.


Ich habe Dich der Hausfrau nun empfohlen,

sie kennt den Mann, und ehrt ihn nach Verdienst.

SOUDRY.

Ey seht doch, Diakue – so ehrst Du mich?

Das hab' ich nicht erwartet!


Giebt ihm die Hand.


Habe Dank! –

JUDITH.

Sei unbesorgt um Deinen werthen Gast,[74]

ich will an seinen Augen lauschend hangen,

auch nicht der kleinste Wink soll mir entgehen,

Mein eigen Zimmer sei ihm eingeräumt.


Leise zu Diakue.


Es ist das fernste, sicher sind sie dann.

DIAKUE.

Wohl mir – ich kann ein gutes Weib umfassen,

kann mich auf ihre Treue ganz verlassen;

kühn tret' ich in's Getümmel einer Welt,

Judithe sorgt – mein Haus ist gut bestellt.


Alle ab.


Quelle:
Johanna Franul von Weißenthurn: Neueste Schauspiele. Band 9, Berlin 1821, S. 74-75.
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