[812] Protasius König in Arima wird vom Himmel ermahnet wegen einer nicht beobachten Sünd.
Arima ein Königreich in gewaltigem Eyland Jappon, hatte einen König, welcher samt seiner Königin den Christlichen Glauben angenommen, von P. Alexander Valignano S.J. getauft worden. Dieser König erwählet ihme den Namen Protasius, die Königin den Namen Lucia, damit sie Christlich also genennet, Christlichen Exemplen nachfolgen. Aber ihr Exempel selbsten hat alsobald gebracht einen anbrechenden Schein, daß vier tausend Innwohner der Stadt in das helle Liecht des Christlichen Glaubens, und in das Tag-Liecht der sicheren Hofnung das himmlische Vatterland der Seeligkeit zu erlangen eingeführt, unterricht, getauffet worden.
Die Kraft des Taufs nimmt hinweg die Erbsünd, und reiniget von vorher begangenen Sünden; die Buß reiniget die würcklich nach dem Tauf begangene Missethaten. Der König Protasius und Lucia die Königin gantz eyferig, nach empfangenem Tauf verschuben nicht auch der andern Sacramenten oder göttlichen Gnaden-Zeichen und Bedingnussen theilhaftig zu werden, mit reumüthiger Bekanntnus der Sünden, und im Genuß des Fronleichnams unsers HErrn wollten sie betheuren, daß sie nimmer den Götzen der Heyden, sondern dem eingemenschten GOtt vertrauen.
Diese Andacht wird immerzu wiederholet: auch in unterlauffenden vielen Geschäften, in solche Gewohnheit gebracht, daß mehr den Reichs- und Kriegs-Geschäften, als dem Geschäft, daran der Seelen Seligkeit hanget, nachgeforschet worden.
Es war zwar Arima das Königreich, durch Aufruhr eines Götzen-Pfaffen, Riogozus genannt, in Verwirrung gebracht, weilen der Christliche GOttes-Dienst zu, der heydnische Götzen-Dienst abgenommen. Die Finsternuß rüstet sich wider das Sonnen-Liecht, und das lugenhafte Fabelwerck, wider ewige Wahrheit: doch verfechtete der Himmel den neuen Christlichen König, daß er mit acht tausend, fünf und zwantzig tausend Mann geschlagen, Riogozum den Aufrührer getödtet und die unlängst verlohrne Stadt Xiambara wiederum eroberet. Wahr ist es, dergleichen grosse Geschäften machen grosse Hindernuß sich selbsten zu versammlen, und das Gewissen zu erforschen: dannoch weilen das zeitliche Glück gegen der ewigen Glückseligkeit unvergleichlich, also ist solches allen anderen vorzuziehen. Nemlich in [813] der Vorbereitung zur Beicht, in Erforschung des Gewissens, solte uns auch kein hochwichtiges Geschäft verhinderen.
GOtt, der alles ansiehet, erkennet, und unterscheidet, erkläret solches Protasio dem König in einem Gesicht. Protasius war bey der Nacht in sanfter Ruhe, schlaffend, und schlaffet doch nicht, in Ansehen, wie vom Himmel zwey hellscheinende Männer von herrlichem Angesicht herunter gestiegen, ihme eine gewisse Sünd verwisen haben: Was massen er die Vorbereitung zur Beicht ohne weitere Nachforschung seines Gewissens verrichtet: dann indem die rechtschaffene Beicht das gewaltige Hauptwerck ist jedes Christen, dahero soll es mit beflissener Obacht vorgenommen, und verrichtet werden. König Protasi, beredeten ihn diese zwey himmlische Männer, du hast dich mehrmahlen verhindern lassen, deiner höchsten Schuldigkeit nachzukommen, an Sonn- und Feyertagen dem GOttes-Dienst abzuwarten, dem heiligen Meß-Opfer, welches ein versöhnend Danck- und Gnaden-Opfer ist, beyzuwohnen: Dergleichen Hinlässigkeiten hast du weder in der Vorbereitung zur Beicht beobachtet, weder in der Beicht gemeldet. Laß dir diesen keinen Traum, sondern eine Warnung seyn, welche dir hiemit aller Herrschendē vollmächtigster HErr angedeutet. Urkund dessen, wird in wenig Zeiten in diesem deinem Reich ein Christliches Zeichen gefunden, welches diese unsere Gesandschaft, und gütliche Ermahnung bestättigen wird.
Folgenden Tag wird P. Petrus Gomius ein Priester aus der Gesellschaft JEsu zum König beruffen, des nächtlichen Gesichts berichtet: Der Priester steiffet den König, daß mehrmahlen GOtt mit den Königen, und anderen im Traum geredet, und sie ermahnet habe; doch ist das versprochene Zeichen auch zu erwarten; und indem hell und klar ist, daß der allmächtige GOtt an bestimmten Tägen zu bedienen, was in diesem ermanglet, soll in der Vorbereitung zu der Beicht angezogen werden.
Es verflossen kaum sechs Monat im Jahr 1589. den 24. Christmonats, ist zu Obama in einem drey Meil Weegs von der Stadt Arima entferneten Flecken, ein wunderliches Creutz in einem Baum, nach allem Ansehen von keiner menschlichen Hand gemacht, erfunden worden. Der König solches zu erkennen, reiset eilends nach Obama, ergreiffet und besichtiget es mit Freuden, bringt es nach Arima, da müßte es mit klarem Gold, und durchsichtigen Crystall verfasset, ein ewiges Denckzeichen werden dessen, was ihne der Himmel hat erinnert.
Mittler Zeit kommt dieser König durch einen unchristlichen Rath, welchen er seinem Herrn Sohn gegeben, in greuliche Sünd und Unglück. O wie wahr ist der Ausspruch Jobs! Es verbleibet der Mensch nie in einem Stand, Job. 14. c. neulich tugendlich, bald boßhaftig. Protasius gehet zwar in sich selbst in Erforschung [814] seines Gewissens, wolte, und konte nimmer das angerathne Unrecht vertilgen. Das war das Schwerdt, welches er selbsten geschmiedet, und geschliffen zu seinem Tod. Protasius wurde beraubt seiner königlichen Herrlichkeit, in das Elend vertrieben, und endlich aus Befehl des japonischen Kaysers hingerichtet. Folgends im Jahr Christlicher Anzahl 1612. wurde er mit Christlichem Gepräng bestättet, in Gegenwart seiner nunmehro verwittibten Königin. Und weilen er gantz reumüthig gestorben, hat sich nach glaubiger Aussag zugetragen, daß ein wunderliches priesterliches Gesang, vermuthlich durch himmlische, und englische Zusammenstimmung gehöret worden. Niemand aus der priesterschaft war beywesend, und dannoch war der gegenwärtigen Christen glaubliche Meinung, die Engel des HErrn (welche sich mehr erfreuen über die Sünder, die Buß thun, als über neun und neuntzig der Gerechten) haben dieses Freuden-Gesang bestimmet. Joan. Bolandus tom. 1. die 5. Febr. de 26. crucif. in fine in annotationibus.
Was vom Himmel dem König Protasio gesagt worden, sey allen gesagt. Niemand gehe ohne Gewissens-Forschung zur Beicht. Grosse Mahlzeiten, Jagden, Fischereyen, strenge Brief-Schreibung, die dich, und deine Bedienten von aufgesetzten GOttes-Dienst verhinderen, wird kaum oder gar nicht in die Erforschung des Gewissens, in die Vorbereitung zur Beicht gebracht. Keines aus den göttlichen Gebotten wird mit den Himmelfarben Vergißmeinnicht, als eben allein das Dritte vorbedeutet. Memento, sey ingedenck, daß du den Sabbath heiligest. GOttes-Dienst gehe vor allen Herren- und Frauen-Dienst: das forsche, und bedencke.