6.

Von zweyen zenckischen bauren, deren einer des burgemeisters fraw fragt: Sind ir nit auch ein hůr?

[14] In einem flecken sassen zwen bauren, welche nachpauren waren, die lagen einanderen für und für im har unnd konten nit mit einander gestellen, also daß sy offt den burgemeister überluffen, welcher ein unwillen ab inen gewan.

Auff ein zeit kommen sy aber für des burgemeisters hauß, und der ein klopffet ungestümigklich an. In dem laufft die fraw hinab und laßt sy eyn. Als sy nun die zwen zenckisch bauren ersicht, sprichts: ›Ir unrüwig leüt, sind ir aber vorhanden? Wie gadts doch zů, daß ir bauren so an einander kommen mit hadern, fetzen und rauffen? Ir sind doch unrüwig leüt!‹ Antwortet der ein baur: ›Fraw, sind ir nit auch ein hůr?‹ Die fraw herwider mit scheltworten an bauren hin: ›Du laur, du schelm, darumb můßt du mir ein stand thůn; ich wil dich desse nit erlassen.‹ Der baur antwortet: ›So kommen wir bauren an einander. Ich hab euch nur gfragt, ob ir ein hůr seyen.‹

Quelle:
Georg Wickram: Werke. Band 3, Tübingen 1903, S. 14.
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