[10] Lucentio, Hortensio
HORTENSIO mit ironischem Bückling.
Wahrlich! Sehr zu gratulieren
Ist euch wohl mein Herr Studio!
LUCENTIO ebenso.
Euer schnelles Reüssieren
Macht euch wohl unmäßig froh?
HORTENSIO.
Käthchen war euch angetragen. Warum zögern?
LUCENTIO.
Mit Bedacht! Um sie euch nicht abzujagen,
Euch für den sie wie gemacht.
HORTENSIO.
Nehmt sie nur, mich wird's nicht härmen.
LUCENTIO.
Ueberlegt es doch mit Ruh!
Wollt ihr musikalisch schwärmen,
Schlägt sie euch den Takt dazu.
Zu sich.
Alter Geck! Ha warte! Warte!
Du wirst ganz gewiß, wirst ganz gewiß besiegt.
Halt! Da kommt mir ein Gedanke;
Lehrer hält den beiden Mädchen
Ihr Herr Vater. O, Gedanke!
Ob ich an solch schwaches Fädchen
Meinen Hoffnungsanker knüpfe,
Und als Lehrer beider Mädchen
In das Haus Baptistas schlüpfe?
Guter Einfall, Prachtsgedanke!
Weggeräumt ist jede Schranke.
Er steht draußen, ich bin drinnen
Und das Glück krönt mein Beginnen.
Ha, schon hält mein Arm die Schlanke!
Guter Einfall Prachtsgedanke!
HORTENSIO für sich.
Biß'ger Schurke! Warte! Warte!
Laß uns sehn, wer höher fliegt!
Halt! Mir kommt ein guter Einfall;
Lehrer für die beiden Mädchen
Sucht Baptista. Guter Einfall! St!
Wenn ich nun an dieses Fädchen
Meinen Hoffnungsanker bände,
Und als Lehrer beider Mädchen
Zutritt in dieses Haus hier fände?[10]
Guter Einfall! Prachtsgedanke!
Weggeräumt ist jede Schranke.
Er steht draußen, ich steh drinneen
Und das Glück krönt mein Beginnen.
Ha! Schon hält mein Arm die Schlanke!
Guter Einfall. Prachtsgedanke!
LUCENTIO.
Mag es euch denn wohlergehen!
Lebet wohl für diese Nacht!
HORTENSIO.
O, ihr werdet staunend sehen,
Wie des Glückes Gunst mir lacht.
LUCENTIO.
Ich auch lache, wer zu letzt lacht,
Lacht am besten, heißt's nicht so?
HORTENSIO.
Ha! Was euch so fröhlich jetzt macht,
Macht mich nächstens doppelt froh.
Sollt am Hochzeitsmahl euch laben,
Wenn ihr wollt, ich lad euch ein.
LUCENTIO.
Wünsche wohl gespeist zu haben,
Gerne will dabei ich sein.
HORTENSIO.
Strahlend seht ihr dort mich wieder.
LUCENTIO höhnisch.
Strahlend in der Jugend Lenz.
HORTENSIO.
Schallen dann die Hochzeitslieder.
LUCENTIO.
Spiel ich euch die Schlußkadenz.
Mit der Gebärde des Prügelns, ab.
HORTENSIO.
Ha! Du sollst mich kennen lernen,
Schleunig komm ich dir zuvor.
Doch jetzt will ich mich entfernen,
Leg ein Stündchen mich aufs Ohr.
Will ab, stößt auf Petruccio, der mit Grumio, seinem Diener kommt.
Buchempfehlung
1843 gelingt Fanny Lewald mit einem der ersten Frauenromane in deutscher Sprache der literarische Durchbruch. Die autobiografisch inspirierte Titelfigur Jenny Meier entscheidet sich im Spannungsfeld zwischen Liebe und religiöser Orthodoxie zunächst gegen die Liebe, um später tragisch eines besseren belehrt zu werden.
220 Seiten, 11.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro