Ablagerungsbassin [1]

[18] Ablagerungsbassin, Behälter, in dem das Wasser die mitgeführten Sinkstosse durch Absetzen verliert. Voraussetzung: Ruhe oder sehr geringe Geschwindigkeit des Wassers.

Die Ablagerungsbassins werden angewendet in Speisegräben für Schiffahrtskanäle, und dann in der Regel an der Abzweigungsstelle des Speisegrabens vor dem offenen Wasserlauf, der ihn versorgt, und an der Stelle, an welcher der Speisegraben in den Schiffahrtskanal einmündet, angeordnet. An der letzteren muß auch eine Ablaßschleuse zur Entfernung der Sinkstoffe angebracht sein. Bei der Wasserversorgung für Städte etc. dienen die Ablagerungsbassins der Vorbereitung getrübten Flußwassers für die Filtration; man nennt sie in diesem Falle auch Klärbecken. Die Klärung ist um so vollkommener, je größer bei angemessener Tiefe der Inhalt des Klärbeckens ist. Technisch kann die Ablagerung so bewirkt werden, daß man das Becken rasch mit Wasser füllt, das Wasser eine Zeitlang darin stehen läßt und dann wieder abzieht; ebensowohl kann man das Wasser durch das Becken durch- und kontinuierlich ablaufen lassen. Im ersten Falle geht die Zeit der Füllung und Entleerung für die Ablagerung verloren; im zweiten Falle findet die Ablagerung vom Augenblicke des Eintritts bis zu jenem des Austritts statt. Man benutzt entweder große, offene, durch Mauern oder gepflasterte Erdböschungen begrenzte Behälter von 2,5 bis 3,5 m Tiefe, oder man überwölbt die Klärbecken,[18] um dem Wasser Schutz gegen Frost und Hitze zu gewähren. Im deutschen Klima und unter ähnlichen äußeren Verhältnissen ist das letztere stets empfehlenswert bezw. ökonomisch vorteilhaft. Da jedoch die Becken von Zeit zu Zeit zu reinigen sind, ist bei kontinuierlichem Betriebe eine Teilung notwendig, die Klärbeckenanlage muß dann aus zwei oder mehreren Bassins bestehen. Die Erfahrung lehrt, daß durch die Ablagerung nicht nur ein großer Teil der gewöhnlichen Sinkstoffe aus dem Wasser entfernt wird, sondern daß zugleich auch ein Teil der Mikroorganismen mit auf den Grund sinkt. Ob es zweckmäßig ist, die abgelagerten Stoffe von der Sohle auszuschöpfen und abzufahren oder durch Spülung zu entfernen, richtet sich nach speziellen Umständen. Die Ablagerung ist um so vorteilhafter, je mehr die Trübungen des Wassers in sandigen, gröberen Zumengungen ihren Anlaß haben; sie nutzt nicht viel, wenn dieselben hauptsächlich durch lehmige oder schleimige Verunreinigungen hervorgerufen sind. Bei der Städtekanalisation bilden die Ablagerungsbassins einen der wichtigsten Teile der Gesamtanlage, s. Kläranlagen.

Lueger.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 18-19.
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