Autokatalyse

[415] Autokatalyse ist, nach Ostwald [1], ähnlich wie die Katalyse (s.d.), eine durch die Wirkung von Wasserstoffionen hervorgerufene innere Reaktion eines Körpers, deren treibende Ionen hier dem sich gewissermaßen »selbst katalysierenden« Körper oder einem seiner Zersetzungsprodukte entstammen.

Ist der sich zersetzende oder sich autokatalysierende Körper keine Säure, also nicht imstande, Wasserstoffionen zu bilden, so kann in völlig reinem Zustande eine Autokatalyse nicht von selbst beginnen, wie z.B. bei Amylacetat, welches jedoch bei spurenweiser Gegenwart von freier Essigsäure durch deren Wasserstoffionen in Amylen und Essigsäure zu zerfallen beginnt und dann durch die so hervorgerufene Vermehrung der Säure resp. Ionenmenge immer schneller weiter zerfällt. In umgekehrtem Sinne ändert sich die Geschwindigkeit solcher autokatalytischer Reaktionen, deren Verlauf eine Verminderung der Wasserstoffionen mit sich bringt, wie der Uebergang von Oxysäuren in Laktone, welch letztere keiner elektrolytischen Dissoziation unterliegen. Hier verschwinden gleichzeitig mit der (teilweise dissoziierten) Oxysäure ihre die Reaktion treibenden Wasserstoffionen [2], Bei Reaktionen letzterer Art gelingt es, durch Zusatz eines Salzes der betreffenden Oxysäure, wenn sie selbst nur schwach dissoziiert ist, die Autokatalyse so gut wie aufzuheben, indem so die Menge der Wasserstoffionen, ihr Dissoziationsgrad, herabgesetzt wird. Die Autokatalyse ist also nur scheinbar als eine freiwillige Reaktion eines einzigen Körpers oder einer einzigen Art von Molekeln zu bezeichnen, da sie ohne die Gegenwart von Wasserstoffionen, die ja als selbständige Molekelgattung zu betrachten sind, nicht erfolgt. Dem entspricht auch, daß sie nicht der Geschwindigkeitsgleichung unimolekularer Reaktionen, sondern der bimolekularer folgt (vgl. Reaktionsgeschwindigkeit).


Literatur: [1] Ber. d. Kgl. Sächs. Ges.d. Wissensch., 1890, S. 189. – [2] Hjelt, Ber. d. deutsch. chem. Ges. 24, 1236; Henry, Zeitschr. physik. Chem. 10, 96; Collan, ebend., 10, 130 (1892).

Abegg.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 415-416.
Lizenz:
Faksimiles:
415 | 416
Kategorien: