Badeschwamm

[451] Badeschwamm, die von den Weichteilen befreiten Hornskelette mehrerer Arten der im Meere lebenden Gattung Euspongia O. Schm. aus der Ordnung der Hornschwämme.

Die von Natur grünlichen Schwämme werden bei rationeller Gewinnungsmethode von Mai bis Ende September von Tauchern gefischt, die bis zu 18 m tauchen. Die Taucher fördern in der Regel mehrere Exemplare gleichzeitig zutage, können jedoch stündlich höchstens zweimal tauchen. Weniger empfehlenswert ist die Methode der dalmatinischen und istrischen Fischer, die Schwämme mit vierzinkigen, an 10–12 m langen Stielen befestigten Gabeln zu stechen. Der Ertrag der Fischerei wird darum auch an der dalmatinischen und istrischen Kulte trotz künstlicher Vermehrungsversuche von Jahr zu Jahr geringer.

Sobald die Schwämme zutage gefördert worden sind, werden sie durch bloßes Waschen und Kneten von den Weichteilen und gallertigen Substanzen befreit, weil sie sonst sehr rasch in Fäulnis übergehen würden. Hierauf übergießt man die Schwämme mit einer siedenden wässerigen Sodalösung, wäscht sie aus und legt sie in verdünnte Salzsäure, um etwa noch vorhandene kalkige Stoffe zu entfernen. In einem Bleichwasser aus unterschwefligsaurem Natron und Salzsäure erhalten sie schließlich die bekannte hellgelbe Färbung. Je feinmaschiger und feinfädiger die Ware ist, desto wertvoller ist sie. Tiere, die zu wenig tief im Meere gelebt haben, liefern infolge der erhärtenden Einwirkung des Lichts auf das Skelett eine unelastische, harte, im Wasser wenig aufquellende Ware (Bastardschwämme). Die feinsten Schwämme kommen von der syrischen und kleinasiatischen Küste sowie von einzelnen Inseln des Griechischen Archipels. Weniger geschätzt sind die großen, groben, großlöcherigen Schwämme von der afrikanischen (Tunis bis Marokko) und cyprischen Küste, die sogenannten Pferdeschwämme des Handels. Für das weltliche Mittelmeergebiet ist Tripolis, für das örtliche Smyrna Hauptstapelplatz des Großhandels. Die hauptsächlichsten europäischen Märkte sind Venedig, Triest, Genua, Livorno und Marseille. – Badeschwämme dienen nicht nur chirurgischen und häuslichen Zwecken, sondern finden auch in der Technik (zum Filtrieren von Wasser, zum Polstern u.s.w.) vielseitige Verwendung.


Literatur: Eckhel, Der Badeschwamm in Rücksicht auf seine Gewinnung u.s.w., Triest 1874; Simmonds, The commercial products of the sea, London 1879.


Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 451.
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