Badeschwamm

[258] Badeschwamm (Euspongia, s. Tafel »Schwämme«, Fig. 2, u. Tafel »Aquarium I«, Fig. 16), Hornschwämme mit maschigem Gerüst von Hornfäden, die im lebenden Tier überall von weicher lebendiger Masse (s. Schwämme) umgeben sind. Durch Kneten, Auswaschen und Liegenlassen an feuchter Luft wird das Gerüst, das chemisch der Seide nahesteht, vom Weichkörper befreit. Der B. findet sich in den wärmern Meeren in der Nähe der Küste auf dem Grund an Steinen festgewachsen. Die Unterscheidung von Arten der Gattung Euspongia ist ganz unsicher, Schmidt nahm fünf Arten an, Schulze nur zwei: E. officinalis und E. zimocca, und als besondere Gattung den Pferdeschwamm (Hippospongia equina). Der B. pflanzt sich durch Eier, aus denen frei umherschwimmende Larven hervorgehen, reichlich fort, dennoch wird der Ertrag der Schwammfischerei beständig geringer, weil man schon in den ersten Frühlingswochen damit beginnt und Millionen noch im Schwamm enthaltener Larven zerstört. Im Adriatischen Meer hat man die künstliche Vermehrung des Badeschwammes versucht. Man suchte aus einem lebenden B. durch Zerschneiden und durch Versenken der passend befestigten Stücke an geeigneten Stellen des Meeres neue, ganze Schwämme zu erzielen, erhielt aber nicht entsprechende Erfolge. Im Griechischen Meer und an der Küste von Syrien gewinnt man den B. von Mai bis Ende September durch Taucher von einer Barke aus. An der dalmatischen und istrischen Küste fischen die Bewohner der Insel Krapano die Schwämme mit vierzinkigen Gabeln. Der feinste kleinlöcherige, becherförmige, sehr zarte B. kommt von Syrien, Kleinasien und mehreren Inseln des Archipels (syrischer, levantischer B.), von dem einzelne schöne Stücke mit 50–100 Mk. bezahlt werden. Viele große Löcher besitzt der venezianische B., der im Adriatischen Meer, aber auch im Verbreitungsgebiete des Levanteschwammes wächst und sehr groß wird. Viel härter ist der griechische oder Zimoccaschwamm, der weniger Wasser aufnimmt und im Griechischen Archipel und an der kleinasiatischen und afrikanischen Küste bis Alexandria wächst. Der grobe Pferdeschwamm findet sich von Griechenland bis Gibraltar, hat grobes, unregelmäßiges Gewebe und große, oft zusammenfließende Löcher. Er wird in Pferdeställen, Ateliers, zum Reinigen von Eisenbahnwagen etc. benutzt. Der Antillenschwamm (Samtschwamm) ist fast so zart wieder Levanteschwamm, aber lockerer und weniger haltbar (er kommt auch als afrikanischer Grasschwamm in den Handel). Der harte Bahamaschwamm (Hartkopfschwamm) hat säulenförmigen Wuchs. Dem Pferdeschwamm entspricht der leicht zerreißbare amerikanische Wollschwamm von Cuba (auch indischer Schwamm). Die feinern Schwämme behandelt man mit heißer Sodalösung, wäscht sie gut aus, legt sie in verdünnte Salzsäure zum Auflösen des Kalkes und bleicht sie in einer Lösung von unterschwefligsaurem Natron mit Salzsäure. Mit Chlor gebleichte Schwämme sind sehr mürbe, wenig haltbar. – In der Chirurgie benutzt man zusammengepreßte Schwämme (Spongiae compressae), um Höhlen, Kanäle des Körpers zu erweitern (s. Dilatation). Im allgemeinen ist die Anwendung von B. in der Chirurgie zu gunsten von Watte- und Mullkompressen verlassen, weil er schwer sterilisierbar ist. In der Technik dient B. zur Herstellung von Filtern und Polstern, in der Hutmacherei, Keramik etc. Vgl. O. Schmidt, Die Spongien des Adriatischen Meeres (Leipz. 1862, Supplement 1864–68); Derselbe, Grundzüge einer Spongienfauna des Adriatischen Meeres (das. 1870); Eckhel, Der B. in Rücksicht[258] auf seine Gewinnung, Verbreitung etc. (Triest 1874); Simmonds, The commercial products of the sea (2. Aufl., Lond. 1883); Pollet, Du choix des éponges et de leur emploien chirurgie (Lille 1895).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 258-259.
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