Dampfpfeifen

[619] Dampfpfeifen dienen bei Dampfern und Lokomotiven als Warnungs- und Erkennungszeichen. Bei letzteren außerdem zur Verständigung des Lokomotivführers mit dem Zugpersonal und umgekehrt.

Die Dampfpfeifen bestehen aus einem Untersatz, einem Hahn oder Ventil und der Glocke. Der Untersatz enthält eine durch den Hahn abschließbare Bohrung, die am oberen Teile desselben in eine ringförmige, offene Spalte ausläuft. Ueber dem Untersatze ist eine dünnwandige Glocke angebracht, deren unterer zugeschärfter Rand genau über der erwähnten Spalte sitzt. Der aus letzterer mit großer Geschwindigkeit strömende Dampf wird am scharfen Rande der Glocke gebrochen und setzt derselbe diese sowie die in der Glocke befindliche Luft in starke Schwingungen, die den Ton der Pfeife verursachen. Durch Näherung der Glocke an den Spalt wird der Ton mehr gellend, durch Entfernung mehr heulend. Für ortsfeste Anlagen kommen zur besseren Unterscheidung von den Signalen der Nachbarschaft doppeltönige Pfeifen oder gar Dreiklangpfeifen, beide von Schäffer&Budenberg in Magdeburg-Buckau (vgl. den Katalog dieser Firma), zur Anwendung. Die ersteren sind mit zwei Ventilen für zwei verschiedene Töne versehen, die beim gleichzeitigen Oeffnen beider Ventile einen harmonischen Doppelton geben. Bei den Dreiklangpfeifen ist die Schallglocke durch radial angeordnete Zwischenwände in drei Räume geteilt, die durch eingesetzte Horizontalstege den gewünschten Tönen entsprechend adjustiert und harmonisch abgestimmt sind.

G. Schwarz.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 619.
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