Eisenrot

[369] Eisenrot (Caput mortuum, Colcothar, Crocus martiis, Eisenrahm, Eisensafran, Engel-, Englisch-, Indianer-, Königs-, Marsrot, Mineralpurpur, Neapel-, Polier-, Pompejanerrot, Rötel, Roterde, rote Eisenerde, Totenkopf), rote Körperfarbe, aus mehr oder weniger reinem Eisenoxyd begehend und daher in den unterschiedlichsten roten, braunroten, violettroten Farben (Eisenviolett), licht- und luftbeständig, in Oel und Wasser zu allen Anstrichen anwendbar; dient auch als Schleif-, Polier- und Putzmittel.

Die Farben sind teilweise Naturprodukte, durch Graben gewonnen, durch Mahlen, Walzen und Schlämmen gereinigt, teils Kunstprodukte, indem man gelben Ocker einem Glühprozesse unterwirft, oder aber aus den Rückständen der Vitriolölfabrikation (Caput mortuum, Totenkopf, Colcothar) und aus dem Eisenschlamm der Alaunwerke gewonnen; namentlich letztere weisen sehr[369] große Unterschiede in der Nuance von ziemlich feurigem Rot bis zu dunkelm Braunviolett auf. Die feurigsten Sorten werden als Indischrot, Indianerrot, Königsrot u.s.w. bezeichnet, die gewöhnlichen als Englischrot, Engelrot u.s.w., während Crocus martiis, Eisensafran, Polierrot die durch Zusammenschmelzen von Eisenvitriol und Kochsalz gewonnenen und zu Polierzwecken dienenden Arten sind. Im Handel kommen unter den vorgenannten Bezeichnungen sowohl die natürlichen als auch die künstlich hergestellten Eisenoxyde vor, so daß häufig Englischrot – also eigentlich natürliches Eisenoxyd – als Caput mortuum und umgekehrt dieses als Englischrot verkauft wird. Behufs Gewinnung von Caput mortuum aus den in den Destilliergefäßen der Schwefelsäurefabrikation zurückbleibenden Reiten werden diese mit 2–6% Kochsalz gemengt und geglüht, womit je nach Kochsalzgehalt und verschieden intensiver Glühhitze durch sorgfältige Leitung des Prozesses alle Nuancen hergestellt werden können. Der Eisenschlamm der Alaunwerke wird mit Wasser aufgerührt, in ein Gerinne mit geringer Neigung geleitet und die Flüssigkeit in mit verschiedenen Zwischenräumen unter den Rinnen aufgehellten Bottichen aufgefangen. In den Bottichen scheidet sich nun (je weiter vom Einlauf entfernt, um so feiner) der Schlamm ab, wird in der Luft getrocknet und hierauf im Ofen geglüht. Der Ofen besteht aus einer Anzahl von Kammern, weiter und näher von der Feuerung entfernt, weshalb man auch Eisenoxyd von verschiedener Färbung, je nach der Temperatur, erhält.

Andés.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 369-370.
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