Eisenvitriol [1]

[371] Eisenvitriol, grüner Vitriol, das wichtigste unter den Eisensalzen.

Es ist das schon unter den Eisensulfaten erwähnte kristallisierte Ferrosulfat FeSO4 + 7H2O, vom spez. Gew. 1,9. Es bildet durchsichtige, bläulichgrüne, in Wasser leicht lösliche Kristalle, die beim Erwärmen zunächst ihr Wasser abgeben, um sich schließlich in Fe2O3, SO3 und SO2 zu zersetzen. An der Luft oxydiert sich dieser Vitriol unter Bildung eines basischen Ferrisulfates, das zur Herstellung des rauchenden Vitriolöles benutzt wird. Der Eisenvitriol findet sich in der Natur als Verwitterungsprodukt sulfidischer Eisenerze (vgl. den folgenden Artikel). Man stellt ihn auch dadurch her, daß man Schwefelkies absichtlich verwittern läßt, ihn dann auslaugt, die Lösung eindampft und zur Kristallisation bringt. Er wird ferner als Nebenprodukt bei verschiedenen Metallgewinnungsprozessen (Kupferzementation, Silber-, Goldscheidung) in Lösungen erhalten, die nur eingedampft zu werden brauchen, um Kristalle zu liefern. Die Lösungen von der Kupferfällung durch Eisen nennt man wohl Kupferwasser, trotzdem sie nur Eisenvitriol enthalten. Die an Holzstäben, Bindfaden oder Strohhalmen, die man in die Kristallisationsgefäße einhängt, ankristallissierten Massen pflegt man Traubenvitriol zu nennen. Andre Bezeichnungen für diesen Vitriol sind: Adler-, Admonter, Bayreuther, Salzburger, Doppel- und Schwarzvitriol. Er dient als Ausgangsmaterial bei der Herstellung verschiedener, auch medizinischer Eisenpräparate, als Desinfektionsmittel bezw. Desodorifizierungsmittel, ferner zur Herstellung rauchender Schwefelsäure, Nordhäuser Schwefelsäure, von Eisenoxyd (als Farbe und Poliermittel), Farben (Tinte, Berlinerblau) und andern Eisenverbindungen, auch als Beize und direkt zum Färben; besonders wichtig ist er bei der Indigofärberei zur Reduktion des Indigos (Indigoküpe). In der Metallurgie wird er als Reduktionsmittel (s. Gold) und als Sauerstoffüberträger benutzt.

Bujard.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 3 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 371.
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