Gartengebäude [2]

[301] Gartengebäude fallen die Annehmlichkeit des Aufenthalts im Garten erhöhen, indem sie Schutz gegen Sonne, Regen und Wind gewähren, insbesondere aber eine Zierde bilden durch ein gefälliges Aussehen und gut gewählte Lage.

Als leichteste und luftigste Gebäude sind die in zierlichem Holzgitterwerk erstellten Laubgänge und Spaliere, Kioske und Pavillons [1], die mit Schlinggewächsen umsponnen sind, voranzustellen. Aehnlich ist die nach italienischer Art gebildete Pergola (vgl. Fig. 1), aus Reihen von Steinpfeilern gebildet, mit leichtem Lattenwerk überdeckt und umwachsen von Rebengerank. Soll auch Schutz gegen Wind gewonnen werden, so ist die hintere Längsseite durch eine Wand zu schließen oder an ein Gebäude anzulehnen. – Wirklichen Schutz gegen die Rauheit der Witterung gewähren nur geschlossene Räume in den Garten- oder Lufthäusern (Fig. 2), die je nach Lage und Entfernung von der Wohnung einen kleinen oder größeren Saal enthalten, an dem nur eine Vorhalle offen oder geschlossen, oder auch mehrere Nebenräume angeschlossen sind, so daß sie zu Zwecken der Geselligkeit, zum Tagesaufenthalt für einzelne Personen oder zu längerem Aufenthalt für die Familie geeignet sind. – In größeren Gärten mit Buschwerk können die sogenannten Einsiedeleien, roh aus Rundholz mit Rindenbelag an Wänden und Dach, sich der Umgebung anpassen. In abgeschiedener gebirgiger Lage dürften Grotten unter überhängender Felswand aus groben Steinblöcken oder Kalksinter gebildet, als schützender Aufenthalt mit Ruhebänken oder zur Aufnahme eines kühlen Brunnens dienen. An frei ansteigenden Abhängen aber sind es Terrassen und Treppenaufstiege, welche, mit reichen Geländern und Statuen oder Vasen geschmückt, sehr zur Belebung und Verschönerung beitragen. Von besonderem Reiz sind auch freie Brunnen mit springenden Wasserstrahlen oder mit reich geformten Schalen in den verschiedensten Gestaltungen. Die in Gärten des 18. Jahrhunderts errichteten künstlichen Ruinen und Tempel [6] oder Kapellen können als der reichste Schmuck bezeichnet werden, eignen sich aber nur bei großartigster Anlage und werden für heutige Verhältnisse selten in Betracht kommen.


Literatur: [1] Laborde, Nouveaux jardins de la France, Paris 1808. – [2] Maugin, Les jardins, Tours 1867. – [3] Jakob v. Falke, Der Garten, seine Kunst und Kunstgeschichte, Berlin 1884. – [4] Handbuch der Architektur, IV. Teil, 10. Halbbd., 2. Aufl., 1910, Gartenarchitektur von Lambert & Stahl. – [5] F.S. Meyer und F. Ries, Gartentechnik und Gartenkunst, Leipzig 1911. – [6] G. Sillib, Schloß und Garten in Schwetzingen, 1907.

Weinbrenner.

Fig. 1.
Fig. 1.
Fig. 2.
Fig. 2.
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 9 Stuttgart, Leipzig 1914., S. 301.
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Lueger-1904: Gartengebäude [1]