Guano

[666] Guano, ein aus Stickstoffverbindungen und phosphorsaurem Kalk bestehendes Gemenge rein organischer Entstehung, das größere Flächen der Erde bedeckt. Er ist hellgrau, gelb, braun oder rot, erdig oder auch hart, riecht nach zersetztem Harn und ist wesentlich aus Kalk, Ammoniak, Phosphorsäure, Harnsäure, Oxalsäure und Ulminsäure zusammengesetzt. In Knollen- und Krustenform enthält er zuweilen Salmiak, Struvit u.s.w. Er verbrennt, an der Luft erhitzt, unter Entwicklung brenzlich riechender Dämpfe. Salzsäure löst ihn zum Teil unter Brausen, auch Kalilauge in der Wärme unter Entwicklung von Ammoniak. Der beste peruanische Guano ist arm an phosphorsaurem Kalk, dafür reich an Stickstoffverbindungen. Erdiger Guano verhält sich umgekehrt.[666]

Unter dem Einfluß des Regens werden Stickstoffverbindungen gelöst und fortgeführt, und als Rest bleibt sogenanntes Guanophosphat. Da der Düngewert des Guanos aber zum großen Teil in seinem Gehalt an Stickstoff beruht, so sind solche ausgelaugte Guanolager minderwertig.


Guano

Man sieht den Guano als das Verwesungsprodukt tierischer Exkremente, vorzugsweise von fleischfressenden Seevögeln (Pelikanen, Fettgänsen, Möwen), an; beigemengt sind verweste Tierleichen, Seehunde u.s.w., besonders an der Seite der Guanolager. Die Erzeugung des Guanos geht da, wo die Vögel in großen Mengen brüten, nisten und wohnen, auch heute noch vor sich; man schätzt die jährlich gebildete Menge auf mehr als 1000 t. Ausgedehnte Ablagerungen auf Urgebirge bis zu 30 m Mächtigkeit trifft man an der Kulte von Peru von der Payta-Bai bis zur Mündung des Rio Losa, dann auf vielen Inseln an der Westküste von Südamerika, in Patagonien, Afrika (Saldanha-Bai, südwestliche Kulte) und auf australischen Inseln (Malda, Lacepède).

Vornehmlich von Peru wird der Guano als Düngemittel und Ersatz für Stallmist in großen Mengen ausgeführt. Die Einfuhr in Europa beträgt jährlich etwa 200000 t. Der rohe Guano wird durch Sieben, Zerkleinern und Mahlen gebrauchsfertig gemacht und nach dem Prozentgehalt an Stickstoff, Phosphorsäure und Kali bewertet. Mit Schwefelsäure behandelt wird die Phosphorsäure löslich und der Guano als Peruguano-Superphosphat oder aufgeschlossener Guano wertvoller; er enthält dann 7% Stickstoff, 7–10% lösliche Phosphorsäure und 1–2% Kali. Ammoniak ist als schwefelsaure Verbindung gebunden und nicht mehr am Geruch kenntlich. Guanophosphate sind an Stickstoff arme, aber an unlöslicher Phosphorsäure reiche Guano, die wahrscheinlich vom Meerwasser überflutet wurden, wie der Gehalt an Chloriden zeigt. Die Guanophosphate werden zur Erzeugung von Guanosuperphosphaten benutzt.


Literatur: Meyn, L., Die natürlichen Phosphate, Halle 1873; Heiden, Lehrbuch der Düngerlehre, Hannover 1881.

Leppla.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 666-667.
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