Stickstoff [1]

[320] Stickstoff N, Atomgew. 14, spez. Gew. (Luft = 1) 0,97 ist ein farb-, geruch- und geschmackloses Gas; oberhalb – 146° nicht verflüssigbar, wird es unterhalb dieser Temperatur durch mehr als 33 Atmosphären Druck bereits verflüssigt, bleibt bei langsam vermindertem Druck farblose Flüssigkeit, bildet mittels Luftpumpe, erst aufkochend, salpeterähnliche Kristallmasse. Es unterhält die Verbrennung und die Atmung nicht, brennt nur unter ganz besonderen Verhältnissen, ist sehr wenig löslich in Wasser und verbindet sich direkt nur mit wenigen Elementen in der Rotglut, z.B. Magnesium, Calcium, Lithium.

Stickstoff bildet den vorwiegenden Bestandteil der Atmosphäre (nahe 79 Vol. %), kommt außerdem in Nitraten (Salpeter) nur an wenigen Stellen in größerer Menge vor und ist im pflanzlichen und tierischen Eiweiß enthalten. Wird aus der atmosphärischen Luft durch Entziehung des Sauerstoffs entweder mittels Verbrennung von Phosphor in durch Wasser abgeschlossener Luft, wobei sich das entstehende Phosphorsäureanhydrid im Wasser löst, oder, durch Ueberleiten von Luft über glühendes Kupfer gewonnen, indem sich der Sauerstoff mit dem Kupfer verbindet; ferner durch Zersetzung stickstoffhaltiger Verbindungen, wie durch Einwirkung von Ammoniaklösung auf Chlorkalklösung oder durch Erhitzen von Ammoniumnitrit, NH4NO2 = 2N + 2H2O [1]. Die Tatsache, daß das spez. Gew. des aus der Atmosphäre dargestellten Stickstoffs ein etwas größeres ist als das aus stickstoffhaltigen Verbindungen hergestellte, führte Lord Rayleigh und Ramsay zu der Entdeckung des Argons, eines Gases, das noch geringere chemische Energie als Stickstoff besitzt. Es macht ungefähr 1% der atmosphärischen Luft aus [2], ist aber nach neueren Untersuchungen kein einheitlicher Körper [3].


Literatur: [1] Roscoe-Schorlemmer, Lehrbuch der anorganischen Chemie, Braunschweig 1895, Bd. 1, S. 437. – [2] Prometheus, 1895, Nr. 281, S/331. – [3] Chemiker-Ztg., 1898, S. 503.

Moye.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 320.
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